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«Bei Kuoni lässt sich die ganze Welt buchen»
Gregor WaserFrau Markwalder, in einem Monat beginnen die Sommerferien in der Schweiz. Wie schauen die Verfügbarkeiten für Badeferien aus?
Karin Markwalder: Die Verfügbarkeiten sind noch gut. Dank einem Angebotsausbau bei Kuoni und dem vollumfänglichen Zugriff auf Leistungen der Vertragspartner unseres Mutterhauses lassen sich noch Betten und Flugsitze finden. Insgesamt liegen Juli und August im Vorjahresvergleich etwas zurück.
Wo liegen die Gründe?
In den letzten Jahren waren in den Sommermonaten die Preise teilweise sehr hoch, nach Corona sind die Preise stetig gestiegen, gerade auch für kurzfristigere Buchungen. Dazu kamen zuletzt Hitzesommer und die Brände zum Beispiel auf Kos. Dadurch sind die Herbstferien stärker in den Fokus gerückt. Aber in den letzten drei Wochen sind mehr Buchungen für die Sommerferien reingekommen als in der gleichen Vorjahresperiode.
Hat das Regenwetter der letzten Wochen Auswirkungen auf die Buchungen?
Das ist ein Faktor. Auch dass die Preise nicht so drastisch angestiegen sind, hat geholfen. Wir rechnen in diesem Jahr noch mit Last-Minute-Angeboten.
Dann haben Hotels und Airlines preislich reagiert?
Ja, bei tieferer Auslastung sind die Preise zumindest nicht noch weiter angestiegen so wie im Vorjahr. Wer im letzten Jahr kurzfristig noch einen Flug suchen musste, stiess teilweise auf Preise von über 1000 Franken Richtung Mittelmeer.
Wie beurteilen Sie die preisliche Entwicklung an den Badeferienzielen?
Nehmen wir das Beispiel Türkei, hier liegen wir beim Hoteleinkauf fünf bis sechs Prozent über dem Vorjahr. Solche Preissteigerungen sehen wir auch an anderen Destinationen. Ja nachdem gleicht sich das mit tieferen Flugpreisen aber wieder aus.
«Der FTI-Konkurs ist keine gute Message. Wir haben jedenfalls nicht gejubelt.»
Wie überraschend kam der FTI Konkurs vergangene Woche?
Schon überraschend, die Zeichen mit der angekündigten Investorenlösung sahen von aussen betrachtet gut aus. Die Hintergründe haben aber auch wir nicht gekannt.
FTI war als sehr preisaggressiver Player bekannt. Was heisst das nun für Sie, wenn ein solcher Mitbewerber nicht mehr da ist?
Wir bleiben unseren Kalkulationsgrundsätzen treu: Es gilt, den richtigen Mix zwischen Preisattraktivität und Wirtschaftlichkeit zu finden.
Das FTI-Kuchenstück wird sich nun neu verteilen. Gehen Sie davon aus, Marktanteile zu gewinnen?
Mal schauen. Insgesamt ist der FTI-Konkurs keine gute Message. Wir haben jedenfalls nicht gejubelt. Wer betroffen ist, überlegt sich vielleicht beim nächsten Mal, direkt zu buchen – auch deswegen setzen wir gerade viele Ressourcen dafür ein, Betroffenen unbürokratisch zu helfen. Das gilt auch für Geschäftspartner. Für uns in der Schweiz sind ohnehin nicht die anderen Veranstalter die stärksten Mitbewerber, sondern die einzelnen Leistungsträger; das Hotel oder die Arline, die direkt vertreiben.
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Für welche Versprechen stehen die Marken Kuoni und Helvetic Tours?
Helvetic Tours steht für ein gutes Preis-/Leistungsverhältnis bei den Badeferien – erhältlich online und im stationären Reisevertrieb. Wir verfügen über die gesamte Badeferien-Palette im Drei- bis Fünfsterne-Bereich.
Direktbuchungen nehmen Sie keine an?
Nein. Jene Buchungen, die über unsere Webseite hereinkommen, fliessen in den stationären Vertrieb, in die für Kundinnen und Kunden nächstgelegene Kuoni Filiale. So fühlt sich sie oder er betreut und abgeholt.
Und Kuoni? Wie ist Kuoni positioniert in Zeiten der starken Kuoni Specialists?
Bei Kuoni ist der Anspruch da, die ganze Welt buchen zu können, ob im Baustein-Bereich oder pauschal – nicht ausschliesslich im Premium-Segment, aber qualitätsgeprüft. Hier kann man individuell die Reisen weltweit zusammenstellen. Neu integrieren wir in den nächsten Monaten den Rundreiseplaner von Nezasa.
«Wir kannibalisieren uns intern nicht.»
Mit welchen Neuheiten warten Sie bei Kuoni auf?
Neben dem Rundreiseplaner haben wir das Portfolio deutlich erweitert und total 22 neue Destinationen hinzugenommen. Und aktuell verfügen wir über 40’000 qualitätsgeprüfte Hotels. Am 19. September lancieren wir zwei neue Kataloge, Afrika und Südamerika.
22 neue Reiseziele – welche sind das?
Das geht von Irland über Grossbritannien, Frankreich bis hin zu Budapest. Neu bei Kuoni sind auch Chile, Brasilien, Argentinien, Botswana, Tansania, Simbabwe und weitere.
Wie sieht die Abgrenzung von Kuoni zu den Kuoni Specialists aus?
Bereits bisher gab es Destinationsüberschneidungen, etwa auf den Malediven, in Asien oder in Städten. Wir haben uns mit den Specialists abgesprochen und die Markenpositionierung sowie Markenkernwerte definiert. Wir kannibalisieren uns intern jedenfalls nicht. Nehmen wir das Beispiel Asien. Ob bei asia365, Kuoni oder Helvetic Tours: Wir stellen bei allen Marken ein Wachstum fest. Wir können gemeinsam die Stärken jeder Marke nutzen und ausspielen, um jedes Kundenbedürfnis abholen zu können. Wir bei Kuoni nutzen die in unserer Zentrale eingekauften Produkte. asia365 wiederum hat nochmals eigene Spezialisten vor Ort und das Angebot geht deutlich mehr in die Tiefe.
Auch bei der Beratung gibt es Unterschiede. Wir können beim Generalisten nicht das selbe Know-how haben, über das der Spezialist verfügt. Und schliesslich das Provisionsmodell: Kuoni zahlt ein bisschen mehr, dafür ist der Aufwand des Reisebüros tendenziell etwas höher. Der Spezialist zahlt weniger Provision, dafür nimmt er der Buchungsstelle bestimmte Aufgaben ab. Wichtig ist, dass Dertour Suisse insgesamt mit allen Marken und dem eigenen Vertrieb ein gesundes Wachstum hat und Kundinnen sowie Kunden bei jedem Bedürfnis abholen kann, sei es mit dem Preis, mit der Leistung, mit der Beratung.
Und Sie sind auf Wachstumskurs?
Das ist so. Wir haben ambitionierte Ziele für die Zukunft, aber wie es ausschaut, sind wir auf dem richtigen Weg, diese zu erreichen.
Wie stehen Sie da für den kommenden Winter im Vergleich zum Vorjahr?
Wir liegen im Plus – unabhängig von einem möglichen FTI-Effekt.
Wie viel im Plus?
Bei Helvetic Tours sind es 90 Prozent, bei Kuoni 30 Prozent.
Auf was führen Sie das zurück?
Das ist der Stand heute. Ob es in den nächsten Monaten noch zu einer Abflachung kommt, wissen wir nicht. Auch die geopolistische Lage bringt viele Fragezeichen mit sich.
Aber es ist kein Geheimnis, dass wir in den letzten Jahren mit systemischen Herausforderungen zu kämpfen hatten. Nach Corona erleben wir derzeit einen zweiten Restart, könnte man fast sagen. Unser Basissystem ist nun Atcom, das Buchungssystem für beide Marken Kuoni und Helvetic Tours – vorher liefen die beiden Marken auf den unterschiedlichen Buchungssystemen Blank und Phoenix Unlimited.
Der Wechsel zu Atcom hat die Buchbarkeit vereinfacht. Wir wollen schliesslich unsere Ware mit so wenig Aufwand wie möglich im Regal haben. Ein weiterer Grund für das Plus im kommenden Winter ist, dass wir die langfristige Buchbarkeit sicherstellen können. Der Winter war noch nie so früh buchbar wie nun der kommende. Insgesamt können wir sagen: die Buchbarkeit von Kuoni und Helvetic Tours hat sich deutlich verbessert.
«Ananea steht für Nachhaltigkeit, Eleganz und Minimalismus.»
Wie entwickelt sich das eigene Hotelportfolio von Dertour?
Das wächst stetig. Bei der Marke Aldiana haben wir ja einen Neuzugang mit Side. Im Herbst steht die Neueröffnung von Aldiana in Ägypten an, ein Teil als Aldiana, der andere Teil als Sentido gebrandet. Sentido ist generell gut nachgefragt bei Pärchen und Familien, die ihre Zeit mit den Kindern verbringen möchten. Bei Calimera liegt der Fokus noch stärker auf Kindern und deren Betreuung. Und wir sind mit der Marke Ananea am Ausbauen. Das sind alles gute Produkte mit einem sehr guten Preis-/Leistungsverhältnis.
Was erwartet die Gäste bei Ananea? Die Marke wirbt mit «slow glamour». Was heisst das?
Die Marke steht für Nachhaltigkeit, Eleganz und Minimalismus. Ananea stellt Komfort und Entspannung vor Glanz und Gloria und hat eine starke Verbindung zu seinen Standorten. Aktuell verfügen wir über Häuser in Kos, Kalabrien, auf den Malediven, auf Sansibar und in Kenia. Das ist eine Produktlinie die sehr gut zu Kuoni passt, vom Produkt, Design, von der Ausstattung und Philosophie her.
Und wie viele Leute arbeiten eigentlich bei Ihnen?
In der Schweiz sind es 43, in Deutschland nochmals rund zehn plus ein Team in der Türkei.