On The Move
TUI hat noch viele freie Plätze
Vierteljahresabschlüsse sind nicht zuletzt dafür da, um an der Börse für Wohlwollen zu sorgen. So vermeldet Europas Branchenprimus TUI gestern nach einem guten 1. Quartal auch eine ansehnliche Bilanz für das 2. Jahresviertel. Der Konzern hat die von Oktober 2023 bis März 2024 laufende Windersaison mit einem Buchungsplus von neun Prozent beendet. Die Durchschnittspreise lagen um drei Prozent höher als ein Jahr zuvor.
Die Bereiche Hotels & Resorts und Kreuzfahrten erzielten Rekordergebnisse. «Beim Umsatz wollen wir um mindestens 10 Prozent wachsen, das bereinigte operative Ergebnis soll um mindestens 25 Prozent steigen», sagte Group-CEO Sebastian Ebel zu den Aussichten für das gesamte Jahr. Sogleich sprang die Börse an bei solch guten Aussichten. Die TUI-Aktie legte gestern in den ersten Stunden um drei Prozent zu.
Verfügbares Sommerkontingent
Doch beim genaueren Hinsehen kamen dann aber offensichtlich Zweifel auf, ob das Gesamtjahr wirklich so positiv verlaufen wird, wie es die TUI-Spitze darstellt. So drehte die Börse am Nachmittag nämlich wieder ins Minus.
Mitte Mai, also nur noch zwei Monate vor Beginn der Hochsaison, muss TUI nun den erstaunlichen Wert von 40 Prozent angegeben, was das noch verfügbare Sommerkontingent betrifft. Hat TUI zu gross angerichtet und damit gerechnet, dass der postpandemische Nachholeffekt ewig anhält? In der Schweiz zumindest sieht die Nachfrage nach Badeferien im Juli und August aktuell eher schwach aus. Gleichzeitig wächst der Druck auf die TUI-Spitze, einen guten Sommer hinzulegen. Schliesslich sollten in den kommenden Monaten die grossen Gewinne eingefahren werden.
Sebastian Ebel ist dennoch zuversichtlich, die verbleibenden Kapazitäten ohne grosse Preisabschläge verkaufen zu können: «Für die Wintersaison haben wir ein starkes Kurzfristgeschäft ohne grössere Preisnachlässe verzeichnet und auch die Buchungen der vergangenen Tage waren gut».
Kanaren-Proteste: TUI denkt über Wohnungsbau nach
Nicht verharmlosen will Sebastian Ebel die aktuellen Proteste auf den Kanarischen Inseln, wo Einheimische wegen fehlendem oder immer teurerem Wohnraum und weiteren negativen Auswirkungen des Massentourismus auf die Strasse gehen. «Das ist für uns ein sehr wichtiges Thema», sagt der TUI-Chef. Gleichzeitig findet er: «Es liegt nicht an uns zu sagen, wie viele Kunden eine Destination verträgt, das ist Aufgabe der Politik.»
Wie schon im April bekannt wurde, ist TUI dazu bereit, um die Wohnungsnot an Feriendestinationen zu lindern, in den Bau von Apartment-Anlagen vor Ort einzusteigen. «Wenn die öffentliche Hand mithilft, beispielsweise Grundstücke zur Verfügung stellt, können wir Apartment-Häuser bauen, die Mitarbeitern wie lokaler Bevölkerung gleichermassen zur Verfügung stehen.»