On The Move

Ist seit zehn Jahren Konzernchef der Lufthansa: Carsten Spohr. Bild: LH Group

Lufthansa-Chef Carsten Spohr verteidigt die hohen Preise in der Schweiz

Die Lufthansa verdient an einem Passagier der Swiss fast dreimal soviel wie an einem Fluggast der eigenen Marke – unter anderem, weil die Tickets in der Schweiz vergleichsweise teuer sind. Jetzt rechtfertigt sich Lufthansa-Konzernchef Carsten Spohr für die Preisunterschiede.

«Die Lufthansa Group wäre ohne die Swiss nicht das, was sie ist – und umgekehrt», sagte Lufthansa-Konzernchef Carsten Spohr am Montagabend in der SRF-Wirtschaftssendung «Eco Talk». Die Swiss steuert rund 30 Prozent zum Konzernumsatz der Lufthansa-Gruppe bei. Sie bringt auch deshalb so viel Geld ein, weil die Ticketpreise vergleichsweise hoch sind.

Verdient die Lufthansa an Tickets der eigenen Marke rund 14 Euro pro Passagier, sind es bei der Airline Swiss umgerechnet 41 Euro. Die anderen Tochtergesellschaften Eurowings, Austrian und Brussels sind noch weniger lukrativ als die Eigenmarke Lufthansa.

Lufthansa und Swiss laut Spohr nicht 1:1 vergleichbar

Dazu sagt Carsten Spohr: «Die Swiss konzentriert sich mit ihren Langstrecken-Flugzeugen sehr stark auf die profitabelsten Märkte der Welt.» In Frankfurt fliege man ein «deutlich grösseres Portfolio». Das sei auch notwendig, um die globale Position des Konzerns zu sichern. Würde man in Frankfurt mit der Lufthansa dieselben Strecken fliegen, wäre die Rendite «vielleicht nicht die gleiche wie bei der Swiss, aber sie wäre deutlich höher.»

Ob die hohen Margen Grund zu Ärger oder wirtschaftliche Logik sind, ist Ansichtssache. Mathias Binswanger ist Dozent für Volkswirtschaftslehre an der Fachhochschule Nordwestschweiz. Er sieht wenig Anlass zur Aufregung: «Die Schweiz ist eine attraktive Destination für Fluglinien. Hier wohnt ein zahlungskräftiges Publikum, das relativ viel fliegt und auch bereit ist, relativ viel für diese Flüge zu bezahlen.»

Lufthansa-Chef Carsten Spohr macht keinen Hehl daraus, dass in der Schweiz viel zu holen ist, und zwar in beide Richtungen: «Die Schweiz ist ein interessanter Markt, einerseits aus der Schweiz heraus mit der hohen Kaufkraft der Schweizer. Andererseits wird der Markt Schweiz aus dem Ausland von vielen kaufkräftigen Gästen gebucht.»

«In Wirklichkeit ist es ja nicht so, dass wir alle unter dieser Situation leiden», sagt Mathias Binswanger. Es seien nicht alle Swiss-Flüge gleichermassen teuer. Auch günstige Strecken seien im Angebot. Zudem könne man auf alternative Anbieter ausweichen. Man müsse dafür aber oftmals ungünstigere Flugzeiten oder Umstiege in Kauf nehmen.

Schweigen zu künftigem Swiss-Chef

Im SRF-Interview wurde Carsten Spohr auch zur Nachfolge von Swiss-Chef Dieter Vranckx befragt. der die Schweizer Airline per 1. Juli 2024 verlässt und in den Vorstand der Lufthansa Group nach Frankfurt wechselt (Travelnews berichtete).

«Wir werden das tun, was wir immer getan haben», sagt Spohr und lacht. «Wir schicken die besten Leute in die Schweiz, und ab und zu geht dann die Karriere bei uns noch weiter – wie das jetzt bei Dieter Vranckx der Fall ist.»

Zu konkreten Namen, die für die Nachfolge in Frage kommen, lässt sich Spohr wenig überraschend nichts entlocken. Nur soviel: «Wir werden dafür sorgen, dass ein Top-Team diese Airline führt – mit einer guten Mischung aus Schweizern und Nicht-Schweizern.» Als heisser Kandidat wird Max Kownatzki gehandelt, aktueller CEO der deutsch-türkischen Fluggesellschaft Sun Express.

(RSU)