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In der Flotte des Flussreise-Spezialisten Thurgau Travel geniesst die MS Edelweiss so etwas wie Kultstatus. Alle Bilder: Markus Fässler

MS Edelweiss: Mit dem Flottenliebling unterwegs auf dem Rhein

Markus Fässler

Sie ist nicht mehr die Jüngste und doch gehört die MS Edelweiss zu den beliebtesten Schiffen in der Flotte von Thurgau Travel. Warum das so ist, zeigt eine Flussreise auf dem Rhein von Basel nach Amsterdam.

Reza Syarif strahlt über das ganze Gesicht, als er von seinem Job erzählt. Er steht in der Küche der MS Edelweiss von Thurgau Travel und unterbricht seine Arbeit für ein kurzes Gespräch. 2015 betrat er das Flussschiff zum ersten Mal. Damals kümmerte er sich um den Abwasch.

Heute trägt er weiss und ist seit 2019 Chefkoch auf der Edelweiss. Der Indonesier mit Jahrgang 1988 legte eine Tellerwäscherkarriere im wahrsten Sinne des Wortes hin. Unter ihm arbeiten vier Köche und zwei Abwascher. Sie versorgen bei Vollbelegung des Schiffes 180 Passagiere mit Speisen aus der Bordküche, wo der spärliche Platz die grösste Herausforderung ist. «Schweizer Gäste lieben insbesondere Gerichte mit Pilzen», sagt Syarif.

Sagenumwobener Kilometer 555

Eine grosse Liebe verbindet viele der Mitreisenden auf dieser Fahrt von Basel nach Amsterdam und zurück auch mit Kilometer 555. Dort steht das Highlight so manch einer Rhein-Flussfahrt: der sagenumwobenen und 132 Meter hohe Loreleyfelsen. Dieser inspirierte gar Dichter Heinrich Heine zu seinem berühmten Loreley-Gedicht.

Eines der Highlights so manch einer Rhein-Flussfahrt: Kilometer 555 mit dem Loreleyfelsen.

Berühmt ist auch die MS Edelweiss mit ihren 90 Kabinen. In der Flotte des Flussreise-Spezialisten Thurgau Travel geniesst sie so etwas wie Kultstatus und gehört zu den am besten gebuchten Schiffe überhaupt. Das mag im ersten Moment verwundern.

Schliesslich hat sie mit Baujahr 2013 bereits einige Jahre auf dem Buckel und ist mit ihren 110 Metern Länge und 11,45 Metern Breite auf verschiedenen Touren zwischen Basel und Amsterdam hauptsächlich auf dem Rhein unterwegs – also einer absoluten Rennstrecke für Flussfahrten. Kommt dazu: Anders als etwa auf dem Flaggschiff Thurgau Gold oder der MS Gentleman mit Baujahr 2024 gibt es auf der Edelweiss zum Beispiel keinen Fitness- und Wellnessbereich mit Sauna.

Die MS Edelweiss ist der heimliche Star der Flotte von Thurgau Travel.

Wahrscheinlich ist es aber genau der fehlende Luxus, welcher den Charme ausmacht. Im Innern warten dunkelbraune Holzverkleidungen an den Wänden, grosse Panoramafenster im Salon und gemütliche Sitzecken. Zudem wurde das Schiff auf dieses Jahr hin einer sanften Renovation unterzogen. Unter anderem gab es neue Teppiche sowie neue Stühle und Tische in den Essbereichen.

Und dann ist da noch die Crew. Diese ist zum grössten Teil seit Jahren zusammen unterwegs. Mehr als einmal hört man sie von sich als Familie sprechen. Es ist eine Familie aus 14 Nationen. Viele Passagiere sind bereits zum wiederholten Mal zumindest für einige Tage Teil davon. «Wir haben auf der Edelweiss einen sehr hohen Anteil an Repeatern», sagt Reiseleiterin Rita Rigneau, die bereits ihre vierte Saison auf dem Schiff verbringt. «Bei der Einschiffung kam eine Dame zu mir und sagte: <Jetzt bin ich wieder daheim>».

Entschleunigung pur

Auf der Edelweiss kennt man sich also. Das macht die Zeit an Bord noch entspannter, als diese ohnehin schon sind. Das beruhigende Plätschern des Wassers kombiniert mit dem gleichmässigen Schnurren des Schiffsmotors lassen einen schnell entschleunigen und den Alltagsstress vergessen.

Die Landschaft entlang des Rheins bietet viele attraktive Fotomotive.

Dazu kommt die neue Perspektive auf die Umgebung vom Wasser aus. Und da gibt es entlang des Rheins wahrlich mehr als genug Postkartenmotive – von Schlössern über Burgen bis hin zu Rebbergen.

Kaum verwunderlich also, gehört der «Romantische Rhein» auf dem Abschnitt von Bingen bis Koblenz zum Unesco-Weltkulturerbe «Oberes Mittelrheintal». Als krasser Gegensatz dazu ist etwa das eindrücklichen Areal des Chemie- und Pharmakonzerns Bayer nicht minder faszinierend.

Übrigens, Reza Syarif und sein Küchenteam lassen die Passagiere bis zur letzten Minute nicht hängen. Wegen der Schleusen auf dem letzten Streckenabschnitt von Strassburg nach Basel verspätete sich Ankunft um gut zwei Stunden.

Küchenchef Reza Syarif hat auf der MS Edelweiss eine Tellerwäscher-Karriere hingelegt.

Mitten in den Vorbereitungen für das anstehende Willkommensessen der neuen Gäste bereiten sie Sandwiches und Kuchen zu. «Toll, was die Küche jetzt schnell hergezaubert hat. Die haben das im Griff», sagt einer der Mitreisenden, bevor er zum mit Schinken, Tomaten und Salat gefüllten Baguette greift und genüsslich reinbeisst.

Die wichtigsten Stopps auf der Reise

Amsterdam:
165 Grachten, 1281 Brücken, 70 Rundfahrtboote, 8 hölzerne Zugbrücken, 2500 Wohnboote und 120 Tretboote: In Amsterdam dreht sich einiges ums Wasser. Wer hier auf Besuch ist, sollte auf jeden Fall eine Grachtenfahrt auf den vielen Wasserwegen machen. Diese dienten ursprünglich zur Entwässerung und Verteidigung der Stadt sowie zum An- und Abtransport von Waren. Natürlich hat Amsterdam auch eine Vielzahl Museen, Shopping, kulinarische Erlebnisse und vieles mehr zu bieten.

Koblenz:
850 Meter über Koblenz steht die Festung Ehrenbreitstein. Von hier aus eröffnet sich ein herrlicher Blick über Koblenz und die Umgebung. Rauf geht es bequem mit Panoramakabinen. Unten im Städtchen warten dann romantische Gassen sowie die Basilika St. Kastor und die Liebfrauenkirche. Und dann ist da natürlich noch das Denkmal zu Ehren Kaiser Wilhelms, der im 19. Jahrhundert die vollendete Einigung des Deutschen Reiches herbeigeführt hatte.

Baden-Baden:
Baden-Baden ist ein berühmter Kurort und erlangte als Bäderstadt weit über die Landesgrenze hinaus Bekanntheit. Seit Juli 2021 gehört die Stadt zu den Unesco-Welterbestätten als Teil der «Great Spa Towns of Europe». Da liegt ein Spa-Besuch natürlich nahe. Ebenfalls lohnenswert ist es, durch die pittoresken Gassen zu schlendern oder auf einen der Aussichtspunkte über der Stadt zu wandern.