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Amsterdam will künftig weniger Flussschiffe in der Stadt. Travelnews hat bei Schweizer Reedereien nachgefragt, was das für sie bedeutet. Bild: Adobe Stock

«Die Ankündigung aus Amsterdam wird sich auf unsere Fahrpläne auswirken»

Reto Suter

In Amsterdam sollen ab 2028 nur noch halb so viele Flussschiffe anlegen dürfen wie bisher. Was bedeutet das für die Reedereien? Travelnews hat bei den wichtigsten Schweizer Anbietern von Flussreisen nachgefragt.

Im Kampf gegen die Auswüchse des Massentourismus nimmt Amsterdam jetzt auch die Flusskreuzfahrten ins Visier. Innerhalb von fünf Jahren solle die Zahl der Schiffe, die in der Stadt anlegen dürfen, halbiert werden, teilte die Stadt – für viele Reedereien überraschend – mit (Travelnews berichtete).

Es ist eine weitere Massnahme der niederländischen Metropole gegen den Massentourismus. Die Stadt schätzt, dass dadurch pro Jahr rund 270'000 Reisende weniger die Stadt besuchen werden.

Amsterdam gehört zu den Klassikern auf den Rhein-Kreuzfahrten der Schweizer Flussreise-Anbieter und ist bei den Passagieren äusserst beliebt. Dass künftig deutlich weniger Schiffe in der niederländischen Hauptstadt erlaubt sein sollen, könnte für die Reedereien einschneidende Folgen haben.

Verständnis, aber grosse Ungewissheit

«Amsterdam ist für das Reiseportfolio von Thurgau Travel von wichtiger Bedeutung. Die Region ist reich an Sehenswürdigkeiten und hat für Reisende jede Menge zu bieten», sagt Daniel Pauli-Kaufmann, CEO von Thurgau Travel, auf Anfrage.

Genau gleich tönt es bei den Mitbewerbern. «Die Stadt gehört auf den Rhein-Routen zu den Höhepunkten», so Stephan Frei, Geschäftsleiter von Excellence. Bei der Medienstelle von Viva Cruises, Tochter der Schweizer Reederei Scylla, heisst es: «Amsterdam ist für unsere Gäste aus dem In- und Ausland ein wichtiger und beliebter Hafen – sowohl für die Ein- und Ausschiffung aufgrund des gut angebundenen Flughafens als auch wegen der vielen Sehenswürdigkeiten in der Stadt selbst.»

Dass Amsterdam gegen Overtourism vorgeht, ist für die angefragten Flussreise-Anbieter nachvollziehbar. «Die Stadt trifft diese Entscheidung im Wesentlichen mit Blick auf die Lebensqualität der Bewohner», erklärt Stephan Frei von Excellence. «Dafür haben wir Verständnis, denn wir sehen selbst seit Jahren, wie das Passagier-Terminal immer stärker ausgelastet ist.»

Daniel Pauli-Kaufmann von Thurgau Travel sagt: «Wir verstehen, dass die wunderschöne Stadt Amsterdam auch in Zukunft für ihre Bewohnerinnen und Bewohner lebenswert sein soll, und es ist Aufgabe der lokalen Politik, auf die Bedürfnisse der Einwohner einzugehen. Gleichzeitig gibt er zu bedenken, dass von den jährlich rund 20 Millionen Logiernächten in Amsterdam nur eine halbe Million auf Flusskreuzfahrt-Übernachtungen entfalle. «Hier wünschen wir uns eine differenzierte und gesamtheitliche Sichtweise, um das Problem zu lösen», so der CEO von Thurgau Travel.

Excellence setzte früh auf nachhaltige Schiffe: hier die Excellence Empress. Bild: RMT

Welche Schiffe Amsterdam auch künftig anlaufen dürfen und welche nicht, ist unklar. Die Stadt hat die entsprechenden Kriterien noch nicht festgelegt. Für die Reedereien bedeutet das eine ungewisse Zukunft.

«Die Ankündigung aus Amsterdam wird sich sicherlich mittelfristig auf unsere Fahrpläne auswirken, so dass wir diese dann entsprechend anpassen und auf stadtnahe Anlaufstellen ausweichen würden», heisst es bei Viva Cruises. «Natürlich wollen wir Amsterdam auch weiterhin auf unseren Routen anbieten, und wenn es nur im Rahmen eines Ausflugs ist.»

Entspannter zeigt sich Stephan Frei von Excellence. «Wir gehen davon aus, dass umweltgerechte Schiffe mit wirksamer Abgas-Reinigungstechnologie beziehungsweise Reedereien mit ganzheitlich-nachhaltigem Betrieb wie die Excellence-Flotte nicht zu den sanktionierten Schiffen gehören werden», sagt er. Nach dem Bau des «grünen» Aushängeschilds Excellence Empress sei man kontinuierlich daran, die Flotte nachzurüsten.

Thurgau Travel ist ebenfalls zuversichtlich, dass seine Schiffe nicht aus der niederländischen Metropole verbannt werden. «Wir haben unsere Flussschiffe proaktiv umgerüstet und übertreffen für die nächsten Jahre bereits die aktuellen regulatorischen Anforderungen, um in Amsterdam anlegen zu können», erklärt CEO Daniel Pauli-Kaufmann.

«Auch in Zukunft werden wir uns dafür einsetzen, dass unsere Fahrpläne und Zeiten möglichst so gelegt werden können, dass wir sowohl die Bedürfnisse der Bewohner nach Ruhe und lebenswerter Umgebung berücksichtigen können als auch die Bedürfnisse unserer Gäste, neue Kulturen zu entdecken und in fremden Ländern eine schöne Zeit zu verbringen.

Amsterdam dürfte nicht die letzte Hafenstadt sein, die Limiten für Flussschiffe aufstellt. Stephan Frei von Excellence geht davon aus, dass andere Binnenhäfen künftig ähnliche Massnahmen verkünden werden – und sich die Reedereien dadurch mit neuen Herausforderungen konfrontiert sehen.