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Um auf einigen Pisten landen zu dürfen, müssen Piloten eine spezielle Ausbildung durchlaufen. Bild: Lino Capobianco

Die 10 gefährlichsten Landeanflüge der Welt

Nichts für schwache Nerven: Flughäfen der Kategorie C dürfen nur von Piloten angeflogen werden, die speziell dafür ausgebildet sind. Warum dies so ist und welche bekannten Flughäfen in diese Kategorie fallen, erfahren Sie hier.

In der Schweiz sind wir uns gewohnt, dass es beim Start oder der Landung auch mal rüttelt. Gleich bei acht der zehn turbulentesten Flugstrecken Europas ist mindestens ein Schweizer Flughafen Start- oder Zielort.

Aber nicht nur die Wetterbedingungen können es in sich haben, auch die Lande- und Startbahnen fordern das Können der Piloten. Nicht alle Flughäfen sind leicht anzufliegen: Was für die Passagiere meist unbemerkt bleibt, bedeutet für die Piloten zusätzliche Trainingsstunden im Flugsimulator. Die sogenannten «Runways» werden je nach Schwierigkeitsgrad in drei Kategorien eingeteilt:

  • A: Landung ohne besonderes Verfahren möglich
  • B: Erfordern eine besondere Schulung der Piloten für An-/Abflug aufgrund von Terrain, Wetterbedingungen, Hindernissen, etc.
  • C: Erfordern Boden-/ Simulator- und Flugtraining der Piloten, da die Umstände der Landung besonders herausfordernd sein können

Wir haben für Sie zehn der weltweit spektakulärsten Start- und Landebahnen zusammengestellt:

Flughafen Innsbruck, Österreich

Der Flughafen Innsbruck gehört zu den anspruchsvollsten und gefährlichsten der Welt und wird in die Kategorie C eingestuft. Er liegt in einem von Bergen eingeschlossenen Gebiet; im Norden das Karwendelgebirge, im Süden der 2250 Meter hohe Hausberg Patscherkofel. Durch das Tal wehen immer wieder starke Böen, die Piloten müssen meist gegen den Wind landen. Da sich die Wettersituation jederzeit ändern kann, bedarf es einer schnellen Anpassungsfähigkeit.

Flughafen Funchal, Madeira

Ebenfalls in der Kategorie C: Die Landebahn in Funchal gehört zu den ganz schwierigen. Da der Flughafen sich unmittelbar an einem Steilküstenhang befindet, können immer wieder Windscherungen auftreten, die dem Flugzeug bei der Landung unerwünschten Auftrieb verschaffen. Im Jahr 2019 wurden rund 900 Flüge aufgrund der schwierigen Verhältnisse zur Nachbarinsel Porto Santo, nach Teneriffa oder Marrakesch umgeleitet. Die enge Rechtskurve, die in der Endphase geflogen werden muss, macht die Landung nicht einfacher.

Flughafen Gibraltar

Mit einer Fläche von 6,5 Quadratkilometern hat Gibraltar auch einen dementsprechend kleinen Flughafen: Die Landebahn kann mit nur 1829 Metern Länge eine echte Herausforderung sein. Sie befindet sich direkt neben dem Felsen von Gibraltar, der für extreme Turbulenzen sorgen kann und zu Windscherungen in der Bucht führt. Vor allem bei südlichen Winden müssen Flugzeuge teilweise auf den Nachbarflughafen Malaga ausweichen.

Bis 2023 führte die einzige Strasse, die Gibraltar mit dem spanischen Festland verbindet, über die Start- und Landebahn. Ähnlich einem Bahnübergang wird die Strasse für den Luftverkehr gesperrt, sobald ein Flugzeug startet oder landet. Seit der Eröffnung eines Tunnels dürfen nur noch Fussgänger, Rad- und Rollerfahrer den Übergang nützen.

Flughafen Paro, Bhutan

Er ist einer der höchstgelegenen der Welt: Der Flughafen Paro in Bhutan ist von 5500 Meter hohen Bergen umgeben. Die Fluggesellschaften, die den Flughafen bedienen haben spezielle Anflugverfahren entwickelt, um mit den extremen Wetterunterschieden über das Jahr hinweg klarzukommen und den starken Winden bestmöglich ausweichen zu können. Zudem kann der Flughafen nicht geradeaus angeflogen werden. Laut «Aero» gibt es gerade mal 17 Piloten weltweit, die den Flughafen Paro anfliegen dürfen.

Flughafen Courchevel, Frankreich

Die höchstgelegene Landebahn in Europa: Der Altiport von Courchevel auf 2700 Metern wurde als Schauplatz in James Bond Filmen weltberühmt. Mit einem Gefälle von 18,5 Prozent ist der Flughafen so steil wie kein anderer und ist deshalb nur für Kleinflugzeuge oder Hubschrauber geeignet. Die Rollbahn hat einen Knick und ist gerade mal 537 Meter lang. Der Höhenunterschied auf der Strecke beträgt 65 Meter. Gelandet wird also bergauf, gestartet bergab – direkt über dem Abgrund. Die Möglichkeit durchzustarten gibt es nicht.

Flughafen Lukla, Nepal

Ähnliche Voraussetzungen wie in Courchevel herrschen auch am Flughafen Lukla in Nepal. Rund 30 Minuten Flugzeit von der nepalesischen Hauptstadt Kathmandu entfernt, befindet sich der Flughafen, der Ausgangspunkt für nahezu alle Expeditionen zum Mount Everest ist. Die Landebahn ist gerade mal 527 Meter lang und hat ein Gefälle von 11,7 Prozent. Auch hier ist ein Abbruch von einem Start- oder Landemanöver nahezu unmöglich. Hinzu kommen die teils sehr schnell ändernden Wetterbedingungen, die den Flug erschweren.

Flughafen Tegucigalpa, Honduras

Der Flughafen Toncontín wird immer wieder als einer gefährlichsten der Welt bezeichnet, da er sich auf rund 1000 Meter über Meer befindet, mitten in der Stadt liegt und mit 2163 Metern Länge eine vergleichsweise kurze Start- und Landebahn aufweist. Landungen und Starts müssen in einem steileren Winkel als üblich geflogen werden, da sich der Flughafen inmitten von Gebirge befindet. Der Anflug über die Täler hinweg ist zweifelsfrei einer der schwierigsten und bei schlechtem Wetter gar nicht erst möglich.

2016 wurde entschieden, dass ein neuer Flughafen für die honduranische Hauptstadt Tegucigalpa gebaut werden soll. Der neue Flughafen Palmerola wurde 2021 eröffnet und übernahm aus Sicherheitsgründen fortan alle internationalen Flugverbindungen vom Flughafen Toncontín. Nun werden auf dem Flughafen Toncontín hauptsächlich noch nationale Flüge abgewickelt.

Flughafen Narsarsuaq, Grönland

Narsarsuaq ist ein unkontrollierter Luftraum – die Piloten sind ganz auf sich alleine gestellt. Weder Radarführung noch eine aktive Flugüberwachung sind für den 1830 Meter langen Runway verfügbar. Dabei können orkanartige Winde das Manöver zusätzlich erschweren. Bei geschlossener Wolkendecke ist das Starten oder Landen in Narsarsuaq nicht erlaubt.

2025 soll der Flughafens Qaqortoq eröffnet werden und den Flughafens Narsarsuaq als Drehkreuz Südgrönlands ablösen. Er soll aber als Helikopter-Landeplatz weiterhin bestehen bleiben.

Flughafen Saba, Karibik

Er ist der kürzeste kommerziell genutzte Flughafen überhaupt: Die Länge der Start- und Landebahn des Flughafen der karibischen Insel Saba beträgt gerade einmal 400 Meter. Lange galt es als unmöglich, auf der Insel einen Flughafen zu errichten, aber man baute ihn dann trotzdem. Die Landebahn von Saba ist so kurz, dass ein Ausrollen nicht möglich ist und man zwangsläufig im Meer enden würde, kommt man nicht früh genug zum Stillstand. Es gibt zudem keine Rollwege, Piloten müssen die Maschine auf der Piste drehen und einen sogenannten Backtrack machen.

Flughafen St. Maarten, Karibik

Dieser Flughafen ist besonders für Touristen gefährlich: Beim Landeanflug in St. Maarten überqueren die Flugzeuge mit einer Höhe von oftmals nicht mehr als 20 Metern kurz vor der Landung den Maho Strand. Schaulustige und Planespotter versammeln sich an diesem Strand, um die ankommenden und abfliegenden Flugzeuge zu beobachten oder zum «Zaunsurfen». Beim Start kommt es deshalb immer wieder vor, dass durch den Schubstrahl der Maschinen Menschen weggeweht und verletzt werden. Nicht von ungefähr kommt daher die Bezeichnung des gefährlichsten Strandes der Welt.

(MLD)