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Bei einem Flug mit Travelcoup wird jeder Fluggast vom Kapitän persönlich begrüsst. Alle Bilder: Maurice Gauch

Tested Im Semi-Privatjet von Travelcoup nach Mallorca

Maurice Gauch

Als erste europäische Fluggesellschaft bietet Travelcoup den Privatjet zum Teilen im Einzelplatzverkauf an. Wir haben den Semi-Privatjet auf der Strecke von Zürich nach Mallorca getestet und sagen, was das neue Luxus-Konzept taugt.

Nur ein halbes Jahr nach ihrem Start befindet sich die Semi-Privatjet Fluggesellschaft Travelcoup bereits auf Expansionskurs. Anfangs Jahr kündete CEO Niclas Seitz im Interview mit Travelnews an, das Streckennetz zu erweitern und bald weitere Maschinen in die Flotte aufzunehmen. Grund genug für mich, einen Flug zu buchen und für euch zu testen.

Von Zürich nach Mallorca

Die Flüge lassen sich über die Webseite oder über ein beliebiges Reisebüro buchen. Der Flugpreis auf der Strecke Zürich-Mallorca beträgt um die 800 Franken. Inklusive sind zwei Gepäckstücke und das Handgepäck. Eine Golftasche kann kostenlos dazugebucht werden. Die Mitnahme eines Hundes kostet extra.

Die Reise startet für mich nicht wie gewohnt im hektischen Geschehen im Flughafen-Terminal, sondern im General Aviation Terminal am Zürcher Flughafen, hier werden alle Privatjets abgewickelt. In einer Stunde werden wir abheben, ich bin verhältnismässig relativ früh eingetroffen, denn laut Travelcoup reicht es aus, 30 Minuten vor Abflug zu erscheinen.

Ohne Warteschlange geht es durch die Sicherheitskontrolle und hier darf auch meine grosse Flasche Mineralwasser mit. Anschliessend geht es mit einem kleinen Bus bis vor das Flugzeug, vor welchem uns die Crew bereits begrüsst.

Travelnews-Tester Maurice Gauch betritt die Embraer 145 von Travelcoup.

Als ich Platz genommen habe, gab es eine kurze Instruktion über den Flugablauf. Beim Landeanflug auf Mallorca wird es etwas windig, berichtet der Pilot.

Catering mit exklusivem Rotwein

Als der Embraer richtig Startbahn rollt, gibt es bereits ein Glas Chamapgner, der Klassiker unter den Privatjet-Getränken. Angekommen im Reiseflug, wird ein frisch gemachter Smoothie serviert. Und kurze Zeit später konnte sich das Club-Sandwich mit Häppchen sehen lassen.

Ein Club-Sandwich und mehrere Häppchen gab es auf dem zweistündigen Flug.

Als Getränkebegleitung entschied ich mich für den exklusiven Rotwein Cabernet Sauvignon aus dem Weinclub «Club du Vino 953». Der Weinclub der Bodega Maruccia ist nur für ausgewählte Mitglieder zugänglich.

Der exklusiv für Travelcoup produzierte Rotwein ist ein besonderer im Barriquefass von 2021 ausgebauter reiner Cabernet Sauvignon mit Jahrgang 2021.

Dieser Cabernet Sauvignon wird exklusiv für Travelcoup gekeltert.

Ich bin zwar kein Weinprofi, aber ein Rotweinliebhaber und diese Tropfen haben es mir angetan. Als Nachspeise servierte die Flugbegleiterin ein Schokoladen-Dessert und Melonenschnitze.

Landung im sonnigen Mallorca

Bevor es bereits langsam Richtung Landeanflug geht, schaute ich mich noch im Flugzeug um. Die Kabine wirkt hell und geräumig, zumal die Gepäckablagefächer im umgebauten Embraer 145 demontiert wurden. Die Sitze verfügen über USB A und C-Anschlüsse.

Über 22 VIP-Sitze anstelle der üblichen 50 verfügt die Travelcoup-Maschine

Die Sitze lassen sich nach hinten verstellen und der Sitzabstand beträgt bis zu 116 cm. Hier kommt richtige Privatjetgefühl auf. Gelandet auf Mallorca verabschiedete ich mich von der Besatzung und wartete im Privatjetterminal auf mein Taxi.

Todi fliegt nicht Linie

Auf dem Flug unterhielt ich mich mit einem deutschen Ehepaar, welches in Deutschland und auf Mallorca lebt. Ihr Hund Todi fliegt tiefenentspannt mit. Denn der 14-jährige Bichon Frisè ist das Fliegen im Semi-Privatjet gewohnt. Auch die Besatzung kennt die kuschlige Fellnase bereits.

Bei Travelcoup muss Hund Todi nicht in die Box.

«Wir können Travelcoup sehr empfehlen und haben bereits allen unseren Bekannten davon erzählt», sagt die Dame begeistert. «Das Preis-Leistungsverhältnis finden wir absolut gut», fügt sie an. Herrchen und Frauchen nahmen zuvor immer die Fähre, da sie ihren Hund nicht im Frachtraum transportieren wollten. Bis sie das Angebot von Travelcoup in der Zeitung gelesen haben.

Der 90-minütige Weg entweder nach Zürich oder München, von wo der Embraer 145 nach Mallorca startet, nehmen sie für ihren Hund und das Fliegen im Semi-Privatjet gerne in Kauf.  Auch mit einem zweiten Ehepaar unterhielt ich mich kurz. Dieses fliegt regelmässig im Privatjet, sie finden den Semi-Privatjet eine attraktive Alternative. Ihnen ist ein stabiler und fester Flugplan besonders wichtig.

Bessere Business-Class oder echter Privatjet?

Es stellt sich die Frage, ob das Produkt von Travelcoup eher einer besseren Business-Class oder einem geteilten Privatjet entspricht. Ich finde den Begriff «Semi-Privatjet» passend. Denn bei Buchung einer Business-Class erhält man auf den meisten europäischen Linienflügen lediglich einen Standardsitz, oft mit einem freien Nebensitz. Bei Travelcoup hingegen sind VIP-Sitze, wie sie auch in Privatjets vorhanden sind, installiert.

Trotz geteiltem Privatjet profitiert man von vielen Vorteilen der Privatfliegerei, wie der Nutzung der Privatjetterminals und somit kürzeren Wartezeiten. Auch der individuelle und persönliche Service passt eher zum klassischen Privatjet. Dazu gehört, dass die Gepäckstücke einem abgenommen werden und am Zielflughafen bis ins Taxi geladen werden. Im Gegensatz zum eigenen Privatjet gibt es jedoch einen festen Flugplan, dem man sich anpassen muss.

Der Preis von rund 800 Franken ist fast doppelt so hoch wie ein reguläres Business-Ticket auf derselben Strecke, ein Vielfaches tiefer als ein Privatjet. Wer allerdings bereits jetzt für die Sommermonate Juni und Juli bucht, findet bei Travelcoup einige Promotionspreise um die 480 Franken, was in etwa einem Swiss-Business Linienflug entspricht.

Unterwegs mit Travelcoup – über dem Vierwaldstättersee.

Den Semi-Privatjet würde ich wieder buchen, das Reisen war deutlich entspannter und komfortabler. Ich bin gespannt, welche Strecken in naher Zukunft hinzukommen und ob das Konzept auch in Europa so richtig durchstartet, wie es in der USA bereits der Fall ist.