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Ist seit einem halben Jahr im Regelbetrieb unterwegs: die Explora I. Bild: Explora Journeys

«Explora Journeys hat das Zeug zur Kultmarke

Reto Suter

Berater Thomas P. Illes war zwei Wochen an Bord des Luxusschiffs Explora I der MSC-Neugründung Explora Journeys. Im Interview mit Travelnews liefert er spannende Hintergrundinfos und verrät sein Fazit zu diesem auch für den Schweizer Markt sehr interessanten Produkt.

Herr Illes, Sie beraten erfolgreich weltweit Firmen, darunter auch Reedereien, Werften und die maritime Zulieferindustrie. Wie würden Sie aus Beratersicht das nun seit einem halben Jahr im Regelbetrieb befindliche Schiff beschreiben?

Thomas P. Illes: Kurz auf den Punkt gebracht würde ich es als ein qualitativ äusserst hochwertiges, in gewissen Bereichen neue Standards setzendes Produkt mit etlichen innovativen Ideen und entsprechend vielversprechendem Potenzial, jedoch noch mit ein paar Detailschwächen bezeichnen.

Bevor wir zu den von Ihnen ausgemachten Schwächen kommen: Wo punktet das Schiff Ihrer Meinung nach am meisten?

Zunächst einmal ist die Hardware, also das Schiff selbst und die Güte, Ausführung und geschmackssichere Dekoration der sehr wohnlich gestalteten Gesellschaftsräume, Suiten und Aussendecks fast ausnahmslos wirklich beeindruckend. Was einem vor allem nach längerer Zeit an Bord auffällt: die elegant-vornehme Zurückhaltung in der Farbgebung, den Kunstwerken, im ausgeklügelten Lichtkonzept sowie bei den verwendeten Materialien unter wohltuendem Verzicht jeglicher effekthascherischen Bling-Bling-Orgien, welche zu Anfang vielleicht Eindruck schinden mögen, sich auf längere Sicht jedoch schnell abnützen. Dieses qualitativ hochstehende, europäisch geprägte Understatement generiert ein ungemein beruhigendes und entspanntes Ambiente! Auch ist das Schiff gut für Familienreisen mit Kindern geeignet, da dringt die DNA der italienischen Eignerfamilie durch. Dabei ist es an Bord, im Gegensatz zu den grossen Mainstreamschiffen von MSC, nie laut, ganz im Gegenteil. Statt Rambazamba herrscht gediegene Lounge-Atmosphäre. Die einzelnen Bereiche für Kinder und «adults only» sind überdies gut voneinander getrennt – eine Kombination, wie sie, mit Ausnahme von Hapag-Lloyd Cruises’ familienfreundlicher Europa 2, auf den meisten anderen Luxusschiffen so nicht zu finden ist. Ein weiterer grossartiger Pluspunkt: die Kulinarik!

Gut essen kann man aber auf anderen Luxusschiffen und -hotels auch, oder?

Sicher. Aber was Explora Journeys hier bietet, hat schon Sonderstatus. Bislang galten bezüglich Gastronomie vor allem die Europa 2 und die Schiffe der Upper Premium US-Reederei Oceania Cruises als Benchmark. Angesichts der gebotenen Qualität bei Explora Journeys wird sich die Konkurrenz aber warm anziehen müssen, denn die Kulinarik an Bord der Explora I ist mehrheitlich unfassbar gut, authentisch und vielfältig, was sich auch in den überschwänglichen Gästekommentaren niederschlug. Das Angebot in den sechs verschiedenen Restaurants mit jederzeit, auch ausserhalb der Essenzeiten inkludiertem Champagner von Moët & Chandon, einer Vielzahl weiterer alkoholischer und nichtalkoholischer Getränke und Cocktails sowie einer Auswahl ordentlicher Weine – Spitzengewächse tragen ein Preisschild – wurde einem auch nach zwei Wochen nicht langweilig. So charaktervoll und qualitativ hochwertig, ohne unnötigen Firlefanz, sondern geschmacklich einfach nur hervorragend und frisch zubereitet hat man noch selten bis nie auf einem Kreuzfahrtschiff gegessen!

Gilt als einer der international profiliertesten Berater und Branchenkenner der Hochseeschifffahrt und Kreuzfahrtszene: der Schweizer Thomas P. Illes. Bild: Rita Röösli / thilles consulting GmbH

Das klingt in der Tat verheissungsvoll – aber lassen Sie mich mutig sein: da bekanntlich aller guten Dinge drei sind – hätten Sie noch einen dritten Punkt, durch den sich das neue Schiff Ihrer Meinung nach von der Konkurrenz abhebt?

Da möchte ich die herausragende Internet-Konnektivität erwähnen. Auf der Explora I heisst das: unlimitierte WLAN-Nutzung von bis zu drei Geräten pro Person gleichzeitig in atemberaubender Geschwindigkeit bei Down- wie auch Upload – und das ohne Zusatzkosten. Auch hier legt Explora Journeys einen neuen Benchmark vor, an dem sich andere Reedereien werden orientieren müssen.

«Musik-Streaming, Netflix & Co. sowie unterbruchsfreie Videocalls auf See sind keine Fremdwörter mehr»

Ist das nicht ein Widerspruch – erholsame Ferien und ständige Erreichbarkeit, nun sogar auf See?

Heutzutage entspannen sich die Leute eher, wenn sie wissen, dass sie, falls sie das möchten, jederzeit zuverlässig und ohne grossen Aufwand auf die mittlerweile aus dem modernen Alltag nicht mehr wegzudenkenden Kommunikationsmittel zurückgreifen können – Elon Musk’s Starlink sei Dank! Musik-Streaming, Netflix & Co. sowie unterbruchsfreie Videocalls auf See sind dadurch keine Fremdwörter mehr – wer hätte das noch vor ein paar Jahren gedacht? Auch immer populärer werdende Lebens- und Arbeitsformen wie Workation oder Remote Work rücken nun in Griffweite auf einem Schiff und eröffnen Kreuzfahrten vollkommen neuen, auch jüngeren, beruflich engagierten Zielgruppen. Abgesehen davon, dass auch immer mehr ältere Menschen das Internet für ihre Bildungs-, Informations- und Freizeitaktivitäten rege nutzen.

Wie stand es um die Servicequalität an Bord?

Hier bewegen wir uns noch nicht auf Top-Niveau. Aber bitte nicht falsch verstehen: die gesamte Crew war ausnahmslos freundlich und herzlich und zeigte ein ausgeprägtes Servicebewusstsein. Vor allem war kein auferlegter und leider noch in so vielen Hotels und Restaurants mit Spitzenanspruch spürbarer Servicedrill alter Schule auszumachen. Vielmehr herrschte eine natürlich-angenehme Bordkultur mit Raum für Individualität, Spontanität und Humor in der Gästebetreuung. Im Zuge eines sich von Explora Journeys erkannten wandelnden Luxusverständnisses kam das auch bei den Gästen sehr gut an. Woran es mehrheitlich noch fehlt, sind die technische Servicequalität und einheitliche Servicestandards. Hier wird die Reederei noch viel in Ausbildung und Schulung investieren müssen, obwohl viele der Angestellten von Spitzenhotels aus aller Welt stammen. Eine neue Philosophie von der Vision in gelebte operative Realität verbunden mit einheitlicher Markenidentität und Wiedererkennungswert in allen Bereichen konsequent umzusetzen, braucht aber nun mal seine Zeit. Erschwerend kommt zudem auch hier der Fachkräftemangel hinzu, zumal die Reederei kräftig wachsen und bis 2028 noch fünf weitere Schiffe in Betrieb nehmen will. Ein grosses Fragezeichen bleibt für mich aber vor allem in einem Punkt...

Wo?

Was passiert, wenn man dereinst mit Vollauslastung unterwegs sein wird? Bis jetzt war das Schiff noch nie wirklich ausgebucht. Wird die Crew das in der geforderten und beworbenen Qualität stemmen können? Die angegebene, vergleichsweise hohe maximale Passagierkapazität von knapp 1000 Gästen ist per Definition und nach Industriestandard ohnehin hart an der Grenze, noch als Luxus auf See zu gelten. Das widerspiegelt sich rein rechnerisch auch beim verfügbaren Raum pro Passagier, der im Zuge seitens MSC angestrebter optimierter ökonomischer Skaleneffekte einen tieferen Wert als andere Luxusschiffe aufweist. Mehr Passagiere auf gleichem Raum gleich – theoretisch – mehr Profit. Ob das gutgehen kann? Wir werden sehen.

Wird sich das Ihrer Meinung nach spürbar negativ auf die Produktqualität auswirken?

Das muss es nicht. Ich könnte mir aber schon vorstellen, dass es in gewissen Bereichen etwas eng werden könnte, Wartezeiten in den Restaurants entstehen könnten, etc. Sowas sollte in der Luxusklasse eigentlich nicht vorkommen. Auch sind die Restaurants teilweise enger bestuhlt als auf etlichen anderen Schiffen der Luxusklasse. Warten wir also wie gesagt ab, wie sich das in der Praxis bewähren wird und die Gästereaktionen im Vergleich zu anderen Reedereien bei Vollauslastung sein werden.

Wenn Sie die Auslastung ansprechen: Die Buchungszahlen sind dem Vernehmen nach noch nicht da, wo sie sein sollten. Kommt das Produkt auf dem Markt nicht so gut an, wie erhofft?

Der Begriff Return on Investment ist natürlich auch der Eignerfamilie Aponte keinesfalls fremd, denn das Investitionsvolumen für insgesamt sechs neue Schiffe ist nicht unerheblich. Insofern hat man auch bei Explora Journeys Handlungsbedarf ausgemacht und Massnahmen zur schnelleren Steigerung der Auslastung eingeleitet. Anderseits benötigt die erfolgreiche Lancierung eines neuen Produkts oder gar Brands im Hochseesegment Zeit, Geduld und Durchhaltewillen. Das war seinerzeit auch bei der Einführung von Hapag-Lloyd Cruises’ neuem Konzept der Europa 2 so – da gab es viel Erklärungs- und Kommunikationsbedarf, und die Durststrecke dauerte gut zwei Jahre, bis das Schiff vom Markt und der passenden Zielgruppe wahrgenommen und angenommen wurde. Heute läuft das Geschäft prächtig. Anders sieht es bei Neubauten etablierter Brands mit bewährten Konzepten aus. Regent Seven Seas’ neue Seven Seas Grandeur oder Oceania Cruises’ Neubau Vista laufen beispielsweise von Anbeginn hervorragend und sind auf lange Zeit ausgebucht. Im Falle von Explora Journeys ist bei vielen potenziellen Gästen noch eine etwas zögerliche Haltung zu beobachten – man will abwarten, wie die Reviews und Bewertungen ausfallen und dann entscheiden. Auch kann man mit vorerst nur einem Schiff noch keine wirklich neuen Routings anbieten, die nicht schon viele kennen. Das wird sich aber mit dem geplanten Flottenausbau ändern.

«Es ist eine Unsitte, die Aussenbereiche durch eine mannshohe Verglasung zuzusperren»

Welche weiteren Verbesserungen würden Sie der Reederei vorschlagen?

All meine Erkenntnisse darf und möchte ich an dieser Stelle nicht publik machen, das diskutieren wir im vertrauten Kreis. Aber einige, im Luxussegment wichtige und vor allem das Schiffsdesign betreffende Dinge sind keine Raketenwissenschaft und wurden auch schon an anderer Stelle genannt. So vermissten beispielsweise viele Gäste in den ansonsten grossartig eingerichteten Standardsuiten einen Arbeitstisch oder ein Doppellavabo im Bad sowie Paare etwas mehr Platz zur gemeinsamen Nutzung der Balkon-Möblierung. Die Lüftung in den Badezimmern ist zu schwach und/oder es fehlen Spiegelheizungen – nach dem Duschen bleiben alle Spiegel in der Suite oft lange Zeit beschlagen. Angesichts der Tatsache, dass die Reederei vor allem auch ein jüngeres, körperlich aktives Zielpublikum ansprechen will, dürfte auch der Fitnessraum etwas grösser sein. Vor allem aber liegt mir ein zentraler Punkt am Herzen...

Nämlich?

Es ist die auf immer mehr modernen Schiffen zu beobachtende Unsitte, die Aussenbereiche durch eine mannshohe Verglasung zuzusperren. Gerade für eine Reederei, welche das «Erkunden von Reisen» in ihrem Firmennamen trägt und laut Werbeversprechen mit ihrem «Ocean State of Mind»-Konzept die Destinationen und das Meer näherbringen will, ist es ein totaler Widerspruch, wenn man ihren Gästen den ungehinderten Blick auf Küstenlinien und Meer verwehrt und sie auch im Freien durch eine oft durch Wassertropfen oder Salzrückständen verschmutzte oder Spiegelungen aufweisende Glasscheibe schauen lässt. Bei den Gästen hat das – vor allem bei der Ankunft oder Abfahrt in den Häfen und dem Versuch, Fotos zu machen – oft zu enttäuschten Reaktionen und Kopfschütteln oder waghalsigen Klettermanövern geführt, um einen Blick über die Brüstung zu erhaschen. Das ist einfach totaler Unsinn!

Werden dadurch aber wirklich weniger Reisen verkauft?

Kurzfristig sicher nicht. Und viele Reisende vermissen nicht, was sie nicht kennen. Deshalb haben das viele Reedereien bei ihren Neubauten nicht explizit auf dem Radar. Ich persönlich erachte das als grossen Fehler, denn da wird viel Potenzial verspielt – entsprechend anders setzen wir das in den von mir begleiteten Designkonzepten, übrigens auch bei Fähren, um. Diesen Aspekt hatte ich auch am letztjährigen Diskussionspanel über Schiffsdesign an der Fachkonferenz Seatrade Europe / Marine Interiors Cruise & Ferry Global Expo in Hamburg thematisiert. Mittel- und langfristig können solche Design-Mishaps den USP von Seereisen erheblich schmälern. Oder, wenn man’s gut macht, positiv unterstreichen und neue Zielgruppen für das Reisen auf dem Meer begeistern. Und das wollen ja letztlich alle Reedereien. Deshalb sind gerade auch ältere Schiffe bei vielen Menschen so beliebt. Weil sie über viele Aussendecks mit klassischen Relings verfügen, wo man überall ein freies Sichtfeld hat, das Unterwegssein mit tollen Aussichtspunkten ungehindert geniessen und das Wetter und die Elemente eindrücklich erleben kann und nicht zuletzt freies Sichtfeld für Fotos hat. Das kostet natürlich alles Platz, und Platz kostet Geld – auch auf Schiffen. Das sollte aber im Luxussegment kein Thema sein. Und stellen Sie sich vor, was für einen Aufschrei es gäbe, wenn man zum Beispiel die Aussenbereiche auf den Schiffen des Vierwaldstättersees mit einer mannshohen Glasfront umschliessen würde. Aber genau das, von einigen wenigen Stellen im Heckbereich abgesehen, findet sich auf der Explora I und wird noch mit einem Gipfel einer designmässigen Absurdität gekrönt.

Thomas P. Illes (ganz rechts) am letztjährigen Diskussionspanel über Schiffsdesign an der Fachkonferenz Seatrade Europe / Marine Interiors Cruise & Ferry Global Expo in Hamburg. Bild: Rita Röösli / thilles consulting GmbH

Da bin ich gespannt – was meinen Sie?

Es ist die Positionierung sündhaft teurer Swarovsky Teleskope im oberen, ebenfalls durch Glas völlig zugesperrten vorderen Aussichtsbereich über der Brücke. Mit einem Teleskop, sei es noch so hochwertig, Wassertropfen, Verschmutzungen oder Spiegelungen auf einer vor der Nase befindlichen störenden Glaswand zu vergrössern, macht nun wirklich keinen Sinn. Also bitte, liebe Designer, nehmt den Gästewunsch und -anspruch auch auf den Aussendecks ernst und ändert das – Windschutz, das Einhalten von Sicherheitsregularien, etc. lassen sich auch anders lösen! Genauso wenig garantieren übrigens die an Bord befindlichen Steinway-Flügel, auf die die Reederei mit Stolz hinweist, nicht automatisch ein künstlerisch und kulturell Luxusansprüchen genügendes hochstehendes Unterhaltungsprogramm.

Wollen Sie damit sagen, das Entertainment an Bord sei schlecht?

Schlecht nicht. Aber von einzelnen Ausnahmen, wie zum Beispiel lehrreichen Vorträgen und Präsentationen von hochkarätigen Gastlektoren zu Destinationen, Kunst und Fotografie sowie Lifestyle- und Wirtschaftsthemen aller Art abgesehen, kommt es eher noch etwas low-key-mässig daher. Auch hier wird sich weisen müssen, ob sich das so bewährt. Die genannten Beispiele zeigen aber vor allem auch eines: wohlklingende, teure Brands allein, so beispielsweise auch der bislang einzige Rolex-Shop auf See, sind noch kein Garant für allumfassende hochstehende Qualität. Vielmehr gilt es, die einzelnen Elemente in ein stimmiges Gesamtkonzept zu integrieren. In den meisten anderen Bereichen hat das Explora Journeys aber wie gesagt auf eindrückliche Weise getan. Falls die diversen Verbesserungsvorschläge umgesetzt werden – und davon ist auszugehen – hat Explora Journeys in der Tat das Zeug zur Kultmarke! Entsprechend positiv bis begeistert waren auch die Feedbacks der Gäste, welche entweder bereits viel Erfahrung mit anderen Luxusreedereien oder als Kreuzfahrtneulinge mit Luxusresorts an Land mitbrachten.

«Die Branche muss sich bewegen, ansonsten wird diese Reiseform wohl nicht mehr vertretbar sein»

Beim Thema Kreuzfahrten müssen wir auch das Thema Umwelt aufgreifen. Hier will sich Explora Journeys ebenfalls engagieren...

Nachdem es weite Teile der Branche – auch aufgrund der vor der Pandemie verzeichneten unaufhörlichen Erfolgswelle und einer damit zuweilen gezeigten Arroganz und Gier – jahrelang sträflich vernachlässigt hatten, sich dem Umweltthema konsequenter anzunehmen und dieses nach den Gesetzen guter Krisenkommunikation auch nach aussen hin proaktiver zu vertreten, kommt nun immer mehr Bewegung in die Sache. Ob es dafür angesichts der Herausforderungen des Klimawandels nicht schon zu spät ist oder die angekündigten Innovationen noch schnell genug erfolgen, ist eine andere Frage. Die klimaneutrale Anreise zu den Häfen ist ja auch noch nicht gelöst. Tatsache ist, dass Explora I und das diesen Sommer in Fahrt kommende Schwesterschiff Explora II nur schwefelarmen Marinediesel in Verbindung mit der neuesten Technologie zur selektiven katalytischen Reduktion, die eine Verringerung der Stickoxidemissionen um 90 Prozent ermöglicht und kein Schweröl mehr verwenden. Auch sind die Schiffe für den Einsatz von später leistungsfähigeren Akkus vorbereitet, entsprechender Platz für Hybridlösungen ist vorhanden. Landstrom zur Verringerung der Emissionen im Hafen kann von Anfang an genutzt werden. Ausserdem verfügen die Schiffe über Lärmschutzsysteme, die zum Schutz der Unterwasserwelt beitragen. Des Weiteren sind sie mit einer umfassenden Palette an energieeffizienten Geräten an Bord ausgestattet, um die Nutzung der Motoren zu optimieren und so die Emissionen weiter zu reduzieren. Als nächsten Schritt sollen 2026 die neuen Motoren ab Explora III Flüssigerdgas LNG und allenfalls auch grünes Methanol verwenden können – und keinen Methanschlupf mehr produzieren. Bei all diesen grünen Kraftstoffen bleibt allerdings die Frage der Verfügbarkeit in den Häfen in den geforderten Mengen zu einigermassen vertretbaren Kosten. Ab 2027 soll dann mit Explora V und VI mit Wasserstoff gespiesene Brennstoffzellentechnik Einzug halten und den kompletten Hotelbetrieb mit Energie versorgen. Spannend zu sehen sein wird, ob dann die ersten beiden Einheiten zu einem späteren Zeitpunkt ebenfalls auf die dannzumal neue Technologie umgerüstet werden. Das dürfte aber mit der bestehenden Schiffsarchitektur womöglich nicht so einfach sein. Aber die Branche muss sich bewegen, ansonsten wird diese Reiseform – wie übrigens viele andere energieintensive Mobilitätsarten und Freizeitaktivitäten auch – wohl nicht mehr vertretbar sein.

Abschiessende Frage: Wem beziehungsweise welchen Zielgruppen würden Sie eine Reise mit der Explora I empfehlen?

Qualitätsorientierten, weltoffenen Reisenden aller Altersgruppen mit Faible für ein hochwertiges, europäisch-kosmopolitisches Ambiente als Alternative zu den amerikanisch geprägten oder sehr DACH-/deutschorientierten Luxusreedereien auf einem englischsprachigen Schiff mit Fokus auf entspannte und moderne Boutique-Hotel-Werte statt primär klassische Kreuzfahrttugenden. Es eignet sich gleichermassen für ein jüngeres, urbanes Klientel wie auch für Mehrgenerations- und Familienreisen mit Kindern. Aufgrund der gesamtheitlich herausragenden Qualität lassen sich auch gut zwei bis mehrere kürzere Reisen mit verschiedenen Routings zusammenhängend zu einer längeren Reise kombinieren.