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Die sechs seit 2007 in London verkehrenden S-Bahnen-Linien bekommen zur besseren Orientierung künftig Namen und Farben. Bild: Unsplash

Londons S-Bahnlinien bekommen Namen und werden farbiger

Reisende dürften sich im öffentlichen Verkehrssystem der britischen Hauptstadt London künftig besser zurechtfinden als bisher. Die S-Bahnlinien, «Overground» genannt, erhalten eindeutige Namen und separate Farben.

Der berühmte Übersichtsplan des Londoner Nahverkehrs verändert sich: Zur besseren Unterscheidung erhalten die sechs Linien der «Overground» genannten S-Bahn bald eigene Farben und Namen und sollen dann besser von den U-Bahn-Linen der «Tube» zu unterscheiden sein. Die grösste Überarbeitung der jüngeren Geschichte soll Einheimischen wie Gästen helfen, sich im Nahverkehr der britischen Hauptstadt besser zu orientieren, wie der Londoner Bürgermeister Sadiq Khan sagte.

Bisher sind alle «Overground»-Linien mit doppelten orangen Linien auf dem Plan gekennzeichnet - Kritiker bemängeln, die «Masse orangefarbener Spaghetti» mache es für einige Fahrgäste schwierig, die benötigte Verbindung zu finden. Das Netzwerk war 2007 als Ergänzung zur U-Bahn – der «Tube» – entstanden und ist seitdem stark ausgebaut worden.

Löwinnen und Erinnerung an Prinzessin Diana

Die neuen Identitäten der «Overground»-Linien würdigen auch verschiedene Teile der lokalen Geschichte und Kultur, erklärte Khan. So bezieht sich die «Lioness» (Löwin) getaufte Verbindung von Euston nach Watford Junction auf den Spitznamen der englischen Frauen-Fußballnationalmannschaft - die «Lionesses» waren im Wembley-Stadion, an dessen Station die Linie hält, 2022 Europameisterinnen geworden. Auf dem Fahrplan taucht sie künftig mit parallelen gelben Linien auf.

Die blaue «Mildmay»-Linie von Stratford nach Richmond beziehungsweise Clapham Junction ehrt mit ihrem Namen das Spital Mildmay Mission Hospital. Es spielte laut der «Süddeutschen Zeitung» eine wichtige Rolle bei der Behandlung von HIV-Patienten in den 1980er Jahren und wurde mehrmals öffentlichkeitswirksam von Prinzessin Diana besucht.

Das sind die weiteren Farben und Namen der «Overground»: Der «Windrush» ist rot und führt von Highbury & Islington nach Clapham Junction/New Cross/Crystal Palace/West Croydon. Der Name kommt von der sogenannten Windrush-Generation: Gastarbeiter aus der Karibik, die vor gut 75 Jahren ins Land kamen. Die Bezirke, durch die die Verbindung führt, haben noch heute enge karibische Verbindungen.

Der «Weaver» ist kastanienbraun und verbindet die Liverpool Street mit Cheshunt/Enfield Town/Chingford. Einige Halte der Linie sind wegen ihrer Bedeutung für die britische Textilindustrie bekannt. Der grüne «Suffragette» fährt von Gospel Oak nach Barking Riverside. Der Name bezieht sich auf die Suffragetten, Vorkämpferinnen für Frauenrechte zu Beginn des 20. Jahrhunderts, die oft aus Arbeitervierteln im Londoner Osten stammten. In Bakling lebte die älteste Suffragette Annie Hugget, die 103 Jahre alt wurde.

Die «Liberty»-Linie, die auf dem Plan grau dargestellt wird, verbindet Romford mit Upminster. Die Verbindung betont die «Freiheit», die «ein prägendes Merkmal Londons» sei. Ausserdem werde damit auf die historische Unabhängigkeit der Bevölkerung des Bezirks Havering verwiesen, der durchquert wird.

Die Kosten für die Umgestaltung der Fahrpläne betragen rund 6,3 Millionen Pfund (knapp sieben Millionen Franken). Die neuen Farben und Namen sollen von August an gelten.

(TN)