On The Move

Auch wenn schon alle Passagiere an ihren Plätzen sitzen und das Gepäck verstaut ist, kann es noch Stunden bis zum Abflug dauern. Bild: TN

Einwurf Odyssee einer Anreise

Marilin Leuthard

Das erste Mal auf Pressereise: Bis ans Gate E64 am Flughafen Zürich lief alles nach Plan, dann begannen die Probleme. Über eine Anreise, die nicht so schnell vergessen geht.

Fès, Marrakesch, Meknès oder Rabat. Marokko hat unzählige sehenswerte und spannende Orte zu bieten. Dazu gehört auch ein kleines malerisches Dorf 20 Autominuten nördlich von Agadir. Die Rede ist von Taghazout. Dieser Ort war Ziel meiner ersten Pressereise für Travelnews. Für mich ging es zum ersten Mal nach Marokko.

Beim Bereisen dieser interessanten Region sollte man sich einen Abstecher nach Taghazout nicht entgehen lassen. Das Dorf hat bis heute seinen Charme und seine Ursprünglichkeit behalten, ist gesäumt von farbenfrohen Gassen und umgeben von traumhaften Stränden, die gleichermassen für Erholung und spannende Wassersport-Aktivitäten sorgen.

In Taghazout muss man aber erst einmal ankommen, bevor man den Ort besichtigen und den Strand geniessen kann. Denn meine Anreise hielt einige unerwartete Überraschungen bereit.

Die Odyssee nimmt ihren Anfang

Nachdem sich unsere sechsköpfige Reisegruppe am Flughafen Zürich besammelt und eingecheckt hatte, ging es zur Sicherheitskontrolle und zum Gate E64. Dort wartete der Airbus A320 der Edelweiss auf uns. Wir stiegen ein und fanden unsere Sitze in der Reihe 36 von gesamthaft 37. Als alle Passagiere an ihrem Platz waren, meldete sich der Kapitän zu Wort.

Wenn Sie jemals bei einer Durchsage eines Edelweiss-Piloten schmunzeln, weil er mit seinem Namen genauso gut eine Karriere in Hollywood anstreben könnte, dann wissen Sie, das war unser Pilot. Aber nicht nur der Name des Piloten war filmreif, sondern auch alles was danach kam.

Auf dem Edelweissflug nach Agadir wird in Marrakesch ein Zwischenhalt gemacht, bevor es anschliessend weiter geht in die südlichere Küstenstadt. Was wir bereits wussten: Wir werden in Marrakesch aussteigen müssen und mit einem Bus die 250 Kilometer nach Agadir fahren. Unsere Tickets für den 20-minütigen Flug von Marrakesch nach Agadir wurden einige Tage zuvor gestrichen.

Vorerst befanden wir uns aber im Flugzeug, das noch immer am Gate in Zürich stand, als eine Durchsage aus dem Cockpit erfolgte: «Das Flugzeug hat eine technische Störung. Wir müssen auf einen Mechaniker warten, der die ganze Lage beurteilt.» Nach gut 15 Minuten hatten wir dann Gewissheit: Die Störung ist nicht zu beheben, wir dürfen mit diesem Flugzeug nicht abheben. Die Ersatzmaschine sei schon organisiert und lande bald in Zürich. Also packten wir zusammen und strömten 45 Minuten nach der eigentlichen Abflugzeit wieder in die Halle des E-Docks.

Ein vermisster Passagier

Kann ja mal passieren. Für ein gesundheitlich angeschlagenes Gruppenmitglied waren diese Umstände aber zu viel, es entschied sich, nach Hause zu gehen – so dass wir beim zweiten Anlauf nur noch zu fünft waren.

Rund eine Stunde später durften wir dann eine funktionsfähige Maschine besteigen, die uns nach Marrakesch fliegen sollte. Nachdem wir Platz genommen hatten, war eigentlich alles bereit, damit wir mit zwei Stunden Verspätung in Richtung Marokko losfliegen konnten.

Auf einmal irrt Bodenpersonal im Gang umher. Auch der Pilot unterbricht die Flugvorbereitungen und kommt schnellen Schrittes den Gang entlang. Ein Mann sei zum zweiten Abflug-Versuch nicht mehr angetreten. «Kennen Sie einen Herr...?» Von dem Namen des gesuchten Mannes hat noch nie jemand etwas gehört. Weit und breit befindet sich der einzig freie Sitz in unsere Reihe. Nach kurzer Zeit stellt sich heraus, dass es sich wohl doch um die Person handelt, die auf dem noch freien Sitz in unserer Reihe sitzen sollte. Das Personal hatte den Namen falsch ausgesprochen.

Als sich die Aufregung um die vermisste Person gelegt hatte, begann die Suchaktion des Gepäcks. Als der Kapitän die Menschen an Bord über die neuen Umstände und über die zusätzliche Verspätung informierte, ging ein Raunen durch die Menge. Für die sichtlich genervte Edelweiss-Crew und uns hiess es erneut: warten. Und noch mehr Verspätung.

Dreieinhalb Stunden Verspätung

Nachdem die Crew als einziger Trost für die Umstände die Appenzeller Bärli-Biberli etwas früher als sonst verteilt hatte, waren wir bereit für den Start, mit satten dreieinhalb Stunden Verspätung. Geplanter Startzeitpunkt war 10:05 Uhr. Als wir dann langsam auf die Startbahn rollten zeigte die Uhr nach 13:00 Uhr. Dass wir in Marrakesch aufgrund eines VIP-Fluges für 20 Minuten nicht landen durften, war dann nur noch die obligate Zugabe.

Verspätungen ohne Ende oder gar Flugannullationen: Jeder dritte Flug startet in Kloten mit mehr als 15 Minuten Verspätung, dies zeigt eine Auswertung von «Flightright» aus dem vergangenen Jahr (Travelnews berichtete). Mit diesem Wert gehören wir zu den europäischen Spitzenreitern bei Flugverspätungen.

Angesichts dieser Tatsache lässt sich nun darüber diskutieren, ob das Ganze filmreif ist oder nicht. Dennoch kam ich bisher drum herum. So ein Schlamassel ist mir wirklich noch nie passiert. Meine erste Pressereise werde ich sicherlich so schnell nicht vergessen, muss mich aber wohl darauf einstellen, mich bei Flugreisen in Zukunft des Öfteren in Geduld zu üben.