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«Kein Flugzeugsitz der Welt kann es mit meinem Bett aufnehmen»
Reto SuterDie Airline Beond möchte sich bei Flügen auf die Malediven als luxuriöse Alternative zum Ferienflieger Edelweiss etablieren. Im vergangenen November hat sie den Betrieb ab Zürich aufgenommen. Daneben fliegt Beond auch ab München und der saudischen Hauptstadt Riad auf die Malediven. Bis in fünf Jahren will Beond über 32 Flugzeuge verfügen und rund 60 Ziele anfliegen.
Nur: Der Start im deutschsprachigen Raum verlief nicht nach Wunsch. Die Flugzeuge, die in Zürich und München abhoben, waren häufig schlecht gefüllt (Travelnews berichtete). Einige Flüge wurden mangels Nachfrage sogar komplett gestrichen. Damit hat die Fluggesellschaft Reisebüros und Passagiere verärgert. Sascha Feuerherd, Chief Commercial Officer von Beond, sagt im Gespräch mit Travelnews, weshalb die Auslastung tief ist, wo er im Betrieb Verbesserungspotenzial sieht und warum die Edelweiss schwer zu knacken ist.
Herr Feuerherd, am 21. November fand der Erstflug mit Beond von Zürich nach Malé statt. Wie fällt die erste Zwischenbilanz nach rund drei Monaten Flugbetrieb aus?
Sascha Feuerherd: Ein paar Tage vor dem Erstflug ab Zürich hatte ja bereits die erste Maschine ab München Richtung Malediven abgehoben. Solche Erstflüge sind für eine neue Airline, wie wir es sind, natürlich ganz besondere Ereignisse Wir haben seither enorm viel dazu gelernt. Verschiedene Dinge, die in der Theorie sehr toll aussahen, haben sich in der Praxis als schwierig erwiesen.
Können Sie das etwas ausführen?
Wir haben beispielsweise festgestellt, dass wir ohne allzu viel Aufwand den Komfort weiter erhöhen können. Derzeit gibt es in unserem Flugzeug eine Ablagefläche auf der Seite der Sitze. Ich bin der Meinung: Ein zusätzliche Ablagefläche wäre für die Passagiere hilfreich. Hierzu haben schon Gespräche mit dem Hersteller stattgefunden. Wir planen, bei den nächsten Flugzeugen, die zu unserer Flotte stossen, diese zweite Ablagefläche einzubauen.
Gibt es weitere Orte, wo Sie Verbesserungspotenzial sehen?
Jeder Passagier bekommt bei Beond einen persönlichen Service. Dieser wird bisher ausgesprochen positiv bewertet. Genauso wie die Qualität unserer Mahlzeiten. Jetzt geht es darum, die Abläufe weiter zu verbessern. Es darf natürlich nicht sein, dass jemand sehr lange auf sein Essen warten muss, weil er nun mal der Letzte in der Reihe ist. Hier wollen wir den Standard halten, aber effizienter werden.
Weshalb braucht es Beond auf dem Markt?
Für Leute, die auf den Malediven Ferien machen, handelt es sich um einen Traumurlaub, in den sie viel Geld investieren. Da ist es wichtig, dass sie nicht nur den Aufenthalt vor Ort geniessen, sondern auch bequem und entspannt reisen können. Ich bin in meinem Leben schon sehr viel geflogen – sowohl in der Business als auch in der Economy Class. Für mich steht fest: Kein Flugzeugsitz der Welt kann es mit meinem eigenen Bett aufnehmen. Aber: Es ist schon ein grosser Unterschied, ob ich fast komplett aufrecht sitzend die Nacht verbringe und den Passagier vor mir an meinen Knien spüre oder ob ich einen gewissen Freiraum für mich habe, wie es Beond eben bietet.
In den vergangenen Wochen wurde mehrfach von halbleeren Flugzeugen und teilweise sogar von Flug-Annullationen auf den Strecken ab Zürich und München berichtet. Was hat es damit auf sich?
Es trifft zu, dass die Auslastung nicht immer unseren Erwartungen entsprach und einzelne Flüge gestrichen wurden. Das wird auch künftig so sein und ist für jede Airline bei der Inbetriebnahme neuer Routen ganz normal.
«Wir haben in sämtlichen Fällen nach der bestmöglichen Option für die Kunden gesucht»
Wo sehen Sie die Gründe, dass Beond im deutschsprachigen Raum noch nicht ganz angekommen scheint?
Unsere Traumvorstellung wäre gewesen, ein Jahr vor den Erstflügen mit unseren Angeboten in den Verkauf zu gehen. Das ist in der Airline-Branche aber komplett unrealistisch. Den Ticketverkauf eröffnen darf eine Fluggesellschaft erst dann, wenn sie die Betriebsgenehmigung hat. Diese erhielten wir im September 2023. Dementsprechend konnten wir unsere Tickets auch erst ab dann anbieten – rund zwei Monate vor den Erstflügen. Je nach Markt buchen die Reisenden mit mehr oder weniger Vorlaufzeit. In der saudischen Hauptstadt Riad, die wir ab Malé ebenfalls anfliegen, buchen die Passagiere viel kurzfristiger als in der Schweiz und in Deutschland. Das ist mit ein Grund für die geringe Auslastung der Flüge ab Zürich und München.
Warum haben Sie sich entschieden, geplante Flüge zu streichen und damit automatisch Passagiere und Reisebüros zu verärgern?
Es gibt verschiedene Wege, mit einer solchen Situation umzugehen. Man könnte sagen: Mir ist egal, wie gut die Flüge gebucht sind, ich ziehe das durch. Das ist ein ganz gefährlicher Weg. Vor allem für eine Premium-Airline, wie wir es sind. Ich bin stolz darauf, dass wir alle betroffenen Passagiere auf zeitnahe Flüge in vergleichbarer Klasse (Business Class) umbuchen konnten. Wir haben in sämtlichen Fällen nach der bestmöglichen Option für die Kundinnen und Kunden gesucht.
Wie weit im Voraus wurden die betroffenen Passagiere über die Umbuchungen informiert?
Das war von Fall zu Fall unterschiedlich. Hier müssen wir zweifellos noch schneller werden. Wenn jemand über ein Reisebüro gebucht hat, kann es für uns schwierig sein, rasch an die Kontaktdaten des Kunden ran zu kommen. Deshalb kam es bei der Kommunikation zuweilen zu Verzögerungen. Wir machen da aber unser Möglichstes. Wobei ich hoffe, dass Annullationen nicht mehr allzu oft vorkommen werden.
«Bei uns ist das Reise-Erlebnis ein anderes als bei Edelweiss»
Ihr direkter Konkurrent auf der Strecke Zürich – Malé ist der Schweizer Ferienflieger Edelweiss. Haben Sie die Marktstärke dieses Brands unterschätzt?
Auf keinen Fall. Uns war von Anfang an bewusst: Edelweiss ist der Lokalmatador. Auf deren Flügen wird Schweizerdeutsch gesprochen. Da ist bei den Reisenden sicher auch eine Prise Nationalstolz mit dabei. Die Edelweiss ist für uns eine wertvolle Mitbewerberin. Aber wir bieten im Endeffekt ein anderes Produkt an. Bei uns sind maximal 44 Gäste an Bord. Das heisst: Das ganze Reise-Erlebnis ist ein anderes, als wenn Sie in einem grösseren Flugzeug unterwegs sind. Es macht beispielsweise einen grossen Unterschied, ob praktisch gleichzeitig 250 Passagiere bei der Immigration auftauchen oder ob es lediglich 44 Personen sind.
Ist Beond denn schon genügend bekannt im Schweizer Markt?
Das ist wenige Monate nach der Lancierung fast unmöglich. Vor allem, wenn pro Woche lediglich 88 Sitze auf dem Markt sind, wie das bei Beond der Fall ist. Hier haben wir sicherlich noch Arbeit vor uns, um verstärkt auf den Radar von Reisebüros und potenziellen Passagieren zu kommen. Die Feedbacks von Agentinnen und Agenten, die auf unseren Flügen dabei waren, zeigen klar: Wir müssen uns im Markt in keiner Weise verstecken.
Ändern Ihre bisherigen Erfahrungen etwas an der Expansionsstrategie von Beond?
Natürlich analysieren wir die Situation laufend. Derzeit bleiben wir aber auf dem Weg, den wir eingeschlagen haben. In fünf Jahren soll unsere Flotte 32 Flugzeuge umfassen. Wir wünschten uns natürlich, dass wir bereits jetzt ab Zürich und München ohne Zwischentopp auf die Malediven fliegen könnten. Das bleibt vorderhand aber ein Wunschtraum. Das Flugzeug, das dafür nötig wäre, ist schlicht noch nicht verfügbar. Hier haben wir mit den gleichen Problemen zu kämpfen wie viele andere Airlines. Auch sie müssen länger auf ihre neue Maschinen warten, als ihnen lieb ist.