On The Move
«Schwierig für Hotelplan einen Käufer zu finden»
Der Schock über die Verkaufsankündigung sitzt bei Branchenpartnern von Hotelplan tief. Schliesslich dauern die meist guten Geschäftsbeziehungen schon seit Jahren an, viele Reiseprofis kennen sich untereinander sehr gut. Die offene Zukunft, vor der Hotelplan aktuell steht, beschäftigt auch die Chefs anderer Schweizer Reiseunternehmen.
Travelnews hat sich umgehört und wollte wissen, was die Verkaufsankündigung für die einzelnen Unternehmen und Reisebüros nun im täglichen Geschäft ändere und welche Zukunftsszenarien sich für Hotelplan abzeichnen.
Luc Vuilleumier, Swiss Travel Association (STAR)
«Über den Zeitpunkt kann man sich streiten, ob das clever war. Dies dann zu tun, wenn man gute Umsätze ausweisen kann, um Verkaufssignale auszusenden, ist verständlich. Aber dies während der Ferienmesse zu machen, ist sehr ungeschickt.
Schade finde ich, dass wir von Hotelplan nicht direkt informiert wurden, vielleicht sind wir zu wenig wichtig dazu, schon möglich. Schön, dass wir dies über die Medien erfahren, und schön für Travelnews, dass dies die Wichtigkeit der Medien zeigt, aber als Partner dürfte man schon erwarten, dass man direkt kontaktiert wird. Selbst wenn man sich mit Hotelplan in Verbindung setzen will, ist dies aktuell schwierig, da herrscht Funkstille.
Welche Auswirkungen die Verkaufsankündigung auf die Zusammenarbeit mit Reisebüros hat, dies kann ich zum jetzigen Zeitpunkt nicht abschätzen. Bisher war Hotelplan ein zuverlässiger Partner und ein Schweizer Partner, aber was jetzt passiert, ist ungewiss. Die Chance ist gross, gerade wenn die Kommunikation nicht klappt, dass man beginnt nach Alternativen zu suchen und sich sagt, diesen Umsatz pushe ich nicht noch extra.»
Michael Mettler, Helbling Reisen
«Bezüglich Kommunikation kommt Hotelplan Suisse bei mir gut weg. Ok, die allererste Information erhielten wir via Medien. Aber wir hatten kurz darauf eine Einladung für einen Online-Call mit Nicole Pfammatter erhalten.
Für uns ändert sich nichts. Wir buchen Hotelplan weiter im Zuge der Prioritätenliste, die wir bei TPS haben, tendenziell eher Travelhouse als Hotelplan. So lange wir diesen Top-Service, den wir von Travelhouse erhalten, die Preise konkurrenzfähig und die Verfügbarkeiten gegeben sind, hat das für uns keinen Einfluss. Auch von Kundenseite haben wir diesbezüglich noch keine Zweifel gehört. Ich sehe das viel entspannter wie damals, als die Bombe mit Kuoni platzte.
Mein Wunsch wäre, dass Hotelplan nicht in deutsche Hände fällt, und wenn das Unternehmen aufgesplittet werden muss, dann wäre es halt so. Aber eine grosse Relevanz hat die aktuelle Situation für uns nicht.»
Deniz Ugur, Bentour Reisen
«Ich war geschockt, am zweiten Fespo-Tag diese Meldung zu hören, ohne plausible Erklärung. Man müsste klar kommunizieren, wieso man eine solche Entscheidung trifft. Ich lebe in Thalwil, und wir sind oft oben in Gottfried Duttweilers Park im Grünen, und da stellt man man sich schon die Frage, ob er sich wohl im Grab umdreht.
Man muss sich wirklich fragen, wieso diese Entscheidung so kam. Es gab schon Zeiten, als wir gedacht haben, es gehe in diese Richtung. Doch jetzt aus dem Nichts und vor allem, wenn man zwei Jahre zuvor noch Vtours eingekauft hat? Das zeigt den Zickzack-Kurs im Management.
Es ist insgesamt sehr schwierig, Käufer in dieser Dimension zu finden für dieses margenarme Geschäft. Investoren gehen in riskantere Branchen nur dann rein, wenn die Marge gross ist. Und hier haben wir eine gleich doppelt schwierige Situation: einerseits risikobehaftet, weil die Tourismuswelt sehr volatil ist wegen externer Einflüsse, gleichzeitig ist das Tourismusgeschäft margenarm. Im Grunde genommen, braucht es einen natürlichen Investor, zum Beispiel eine Hotelkette oder eine Airline, alles was hinten raus anderes Geschäft wieder verbessern oder vergrössern könnte. Das wären theoretisch diejenigen, die in Frage kommen.
Wir selber haben eine langjährige und gute Geschäftsbeziehung, die wir verstärkt weitergehen werden. Wir haben bei verschiedenen Umbrüchen immer wieder Loyalität bewiesen, auch bei Kuoni damals. Wir sehen Hotelplan nach wie vor als guten Vertriebspartner an.»
André Lüthi, Globetrotter Group
«Einerseits kann ich den Fokus auf das Kerngeschäft nachvollziehen. Andererseits scheinen die erfreulichen Zahlen 22/23 etwas ausgelöst zu haben, dass man eigentlich schon lange diskutierte, den Verkauf von Hotelplan. Aber dann kam die Pandemie. 28 Mio. Franken EBIT im 2022 und vermutlich ähnliche Zahlen im 2023 könnten nach den Pandemiejahren jetzt als richtiger Zeitpunkt erachtet worden sein, einen Maximal-Preis zu generieren um andere Investitionen zu tätigen. Die Begründung, man hätte gegen die globalen Player mittelfristig keine Chance, kann ich nicht nachvollziehen. Auch nicht, dass es zu wenig Synergien zum Kerngeschäft der Migros gab – man hat es seit jeher einfach verpasst, sie richtig zu nutzen.
Das Management und die Mitarbeitenden von Hotelplan machen mit Herz und Leidenschaft einen tollen Job – jetzt ist eine ganz gute Kommunikation und vertrauensbildende Massnahmen nötig, dass das Schiff auf Kurs bleibt. Ich frage mich, ob man nicht besser zuerst die Lösung oder den Käufer hätte suchen müssen, um erst dann zu kommunizieren – statt jetzt Verunsicherung zu streuen.
Aktuell – bis der Verkauf über die Bühne ist und Gewissheit über die neuen Besitzer besteht – wird sich am Produkt und in der Qualität hoffentlich nichts ändern. Der grössten Gefahr, dass Mitarbeitende jetzt nach neuen Jobs Ausschau halten, kann das Management mit vertrauensbildenden Massnahmen und transparenter Kommunikation begegnen. Was sicherlich geschehen wird.
Die Globetrotter Group wird – Stand heute – auch nach der Ankündigung der Verkaufsabsichten Kunde von Hotelplan bleiben. Doch wir werden die anstehenden Veränderungen sicher fortlaufend beobachten.»
Kurt Eberhard, Travel Professionals Switzerland
Travelnews erreicht den früheren CEO von Hotelplan Suisse und den heutigen Vizepräsidenten von Travel Professionals Switzerland auf einer US-Skipiste. Zur Situation bei Hotelplan habe er nichts zu sagen, um dann aber anzufügen: «Ich drücke allen ehemaligen Kolleginnen und Kollegen und Mitarbeitenden die Daumen, dass es für sie eine zukunftsträchtige Lösung gibt.»