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Visafreiheit für Kosovaren: Reisebranche guckt in die Röhre
Reto SuterIn der kosovarischen Community ist die Freude gross: Seit dem 1. Januar 2024 dürfen auch Kosovarinnen und Kosovaren für Aufenthalte von maximal 90 Tagen ohne Visum in den Schengenraum einreisen.
«Mit diesem Entscheid wird eine lange Ungerechtigkeit gegenüber dem kosovarischen Volk endlich korrigiert», sagt Përparim Avdili, Präsident der Stadtzürcher FDP, mit Familie im Kosovo, zum «Blick». Alle anderen Staaten im Balkan kamen schon früher in den Genuss der Visafreiheit.
Auch Arnold Gjergjaj freut sich über die neue Regelung. «Es ist gut, dass die Leute aus dem Kosovo sich jetzt freier bewegen und die Schweiz sowie andere Länder einfacher sehen können. So können sie viel Neues dazu lernen», findet der Profiboxer aus Basel mit Wurzeln im Kosovo.
Effekt für die Reisebranche bleibt fast gänzlich aus
Dem Tourismus dürfte die neue Regelung keinen grossen Aufschwung verleihen – da sind sich mehrere Branchenvertreter einig. Ein Grossteil der Reisen seien ethnischer Natur, erklärt Jessica Roth, Sprecherin von Air Prishtina auf Anfrage von Travelnews. «Das heisst: Die Leute besuchen die Heimat oder ihre Familien im Schengenraum. Das machen sie, egal ob ein Visum erforderlich ist oder nicht.»
Ins gleiche Horn bläst Shpend Ibrahimi, CEO von Chair Airlines. Seine Fluggesellschaft bietet unter anderem Flüge zwischen der Schweiz und dem Kosovo an. «Diejenigen, die unbedingt aus dem Kosovo ausreisen wollten, haben das schon immer getan», sagt er. «Die Anpassung hätte schon viel früher passieren müssen.»
Für den Januar verzeichnet Chair Airlines zwischen dem Kosovo und dem Schengenraum nicht mehr Reisen als üblich. Das bestätigt auch Jessica Roth von Air Prishtina. Sie hat allerdings Hoffnung, dass die Buchungszahlen noch anziehen könnten. Im Kosovo passiere Vieles spontan, so Roth. «Vielleicht entscheidet sich die eine oder andere Person aufgrund der vereinfachten Einreise kurzfristig, ein Land oder eine Stadt zu besuchen.» Ab Mitte Januar wisse man dazu mehr.
Auch längerfristig erwarten die Touristikerinnen und Touristiker keinen grossen Schub durch die Visafreiheit. «Wir rechnen am Flughafen von Pristina zwischen 2024 und 2026 mit einem jährlichen Passagierwachstum von maximal zehn Prozent», erklärt Jessica Roth, Sprecherin von Air Prishtina. Danach werde das Wachstum bereits wieder tiefer ausfallen. Shpend Ibrahimi, CEO von Chair Airlines, hat ähnliche Berechnungen gemacht: «Wir werden maximal einen Impact von zehn Prozent bemerken – wenn überhaupt», sagt er.