On The Move

Happige Preisaufschläge bei den Nachtzügen
Reisen mit dem Nachtzug erleben einen Boom. Wer nicht früh dran ist mit seiner Buchung, muss damit rechnen, dass er nur noch im Sitzwagen einen Platz findet – oder der Zug sogar schon komplett ausgebucht ist. Die Bahngesellschaften sind deshalb daran, das Netz laufend auszubauen.
Wirklich günstig waren die Fahrten durch die Nacht schon bisher nicht wirklich. Ab sofort aber sind sie richtig teuer. Wie die «Tamedia-Zeitungen» Abo berichten, haben die ÖBB bei den von ihnen betriebenen Nachtzügen die Preise drastisch erhöht. Das betrifft auch die Nachtzüge von Zürich nach Berlin und Hamburg.
Während in den Sitzwagen der Aufschlag noch gemässigt ausfällt, verdoppelt sich der Preis in den Liege- und Schlafwagen nahezu. Und auch die hochgelobten Mini-Cabins in den neuen Nightjets (Travelnews berichtete) sind gleich bei der Einführung teurer geworden. ÖBB-Chef Andreas Matthä versprach noch einen Zuschlag von 65 Euro zum Ticket. Mittlerweile sind es auch bei langfristigen Buchungen im Voraus 85 Euro.
Stirnrunzeln bei Bahnexperten
Kommuniziert wurde der Preisschock nicht von der Bahn selbst, sondern von aufmerksamen Bahnbloggern im Internet. Allen voran vom Schweizer Timo Grossenbacher, dessen Website night-ride.ch die Preisabfrage von Nachtzügen vereinfachen will.
Grossenbacher rechnet vor, dass ein Singleabteil im Schlafwagen von Basel nach Amsterdam teilweise plötzlich 600 Euro koste. «Bis zum heutigen Tag war es für 283 Euro zu haben.» Er schränkt ein, dass einen Monat später dasselbe Ticket wieder um 20 Prozent günstiger sei. Dennoch sei das Ganze «hochgradig verwirrlich».

Nur teilweise Verständnis für die teureren Nachtzüge hat Benedikt Weibel. Der ehemalige SBB-Generaldirektor, der bis vor Mitte letzten Jahres als Aufsichtsratspräsident der österreichischen Westbahn amtete, bezeichnet eine substanzielle Preiserhöhung als gerechtfertigt, solange sie nur für neues Rollmaterial gelte. «Dermassen höhere Preise für Reisen in den bestehenden Kompositionen zu verlangen, halte ich hingegen für fragwürdig», sagt Weibel.
Die ÖBB sprechen nicht von Erhöhung, sondern von einer «breiteren Preisspanne»: So könne man besser auf die Nachfrage reagieren. Offenbar imitiert man im Nachtzuggeschäft nun die Preisgestaltung von Fluggesellschaften: Wer an Tagen bucht, an denen die Nachfrage gering ist, kommt billiger weg. Gut frequentierte Strecken werden aber generell teurer. Ein Bett im Schlafwagen-Zweierabteil von Zürich nach Wien kostet auch bei längerfristiger Buchung etwa 50 Prozent mehr als bisher, nämlich 300 Euro.