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Die 96. SRV-Generalversammlung erfolgte in der bisher spektakulärsten Location, dem Teatro Regio in Parma. Bilder: TN

SRV auf neuem Kurs bestätigt

Reto Suter

Reden, Berichte, Wahlen: so verlief die 96. Generalversammlung des Schweizer Reise-Verbands im Teatro Regio in Parma. Dazu die besten Bilder der bisherigen Reise.

Mit knapp zehnminütiger Verspätung – viele Anwesende waren noch mit Fotografieren beschäftigt – begrüsste SRV-Präsident Martin Wittwer die Gäste im Teatro Regio in Parma. «Es ist ein unglaublicher, ein geschichtsträchtiger Ort», sagte Wittwer zum Einstieg. «Ich bin schon viel rumgekommen, aber einen solchen Konferenzsaal habe ich noch nie erlebt.»

Dann war die Reihe an den Gastgebern aus der Region Emilia Romagna und der Stadt Parma. Alle drei Repräsentanten hoben die einzigartige Kultur und besonders die Gastronomie hervor. «Wenn Sie gerade eine Diät begonnen haben, sind Sie jetzt sicherlich am falschen Ort», sagte Cristiano Casa, Präsident von Visit Emilia, und sorgte für viele Lacher im Saal.

Danach präsentierten zwei Vertreter von Trenitalia spannende Fakten zur grössten italienischen Eisenbahngesellschaft. Jeden Tag verkehren 40 Züge von Trenitalia zwischen Italien und der Schweiz – dieses Jahr mit insgesamt rund 2,5 Millionen Passagieren an Bord.

Offizielle Eröffnung

«Ich bin stolz auf die Branche und stolz auf die Verbandsmitglieder», sagte SRV-Präsident Martin Wittwer in seiner Rede. «Wir müssen nicht ständig zählen, wie viele Reisebüros es noch gibt, sondern uns an den guten Umsätzen und am Wert unserer Arbeit erfreuen.»

Der Tourismus sei die beste Entwicklungshilfe. Er schaffe Arbeitsplätze, investiere in die Infrastruktur und sei für die Länder eine enorm wichtige Einnahmequelle. «Was ich unbedingt loswerden will: Der Outgoing-Tourismus ist für die Schweiz gemessen an den Touristenzahlen genau gleich wichtig wie der Incoming-Tourismus.»

Bei seinem Ausblick wies Wittwer auf die dunklen Wolken am Reisehimmel hin. «Die geopolitische Lage – unter anderem mit dem Nahost-Konflikt und dem russischen Angriffskrieg in der Ukraine – beschäftigt uns auf menschlicher Ebene wie auch im geschäftlichen Bereich.» Zudem hätten die Menschen in der Schweiz durch den Kaufkraftverlust weniger Geld in der Kasse. Weiter befürchte er auch, dass der Nachholeffekt, gerade im Luxussegment, abflachen dürfte.

Zum Schluss seiner Ansprache animierte er die Versammlung, die Nachhaltigkeit, die Digitalisierung und speziell die Künstliche Intelligenz als Chance statt als Gefahr zu sehen. Wittwer schloss mit einem Zitat von Friedrich Schiller: «Wer nicht mit der Zeit geht, muss mit der Zeit gehen!»

Von den Gästen der SRV-Reise, darunter zahlreiche Passivmitglieder, Medienschaffende und Tourismusexperten, waren 74 stimmberechtigte SRV-Mitglieder im Saal, dazu vier Stimmen, die im Voraus übertragen wurden. Somit lag das einfache Mehr bei 40 Stimmen. Der letztjährige Geschäftsbericht wurde einstimmig angenommen.

Jahresrechnung 2022/2023

Trotz eines deutlichen Defizits schlug die Jahresrechnung keine hohen Wellen. Nach einem Minus von 10'582 Franken im Vorjahr musste der SRV für dieses Jahr ein Minus von 31'851 Franken ausweisen.

Immerhin: Der Abschluss fiel rund 30'000 Franken besser aus als budgetiert. Das Verbandsvermögen beträgt jetzt noch 488'475.35 Franken. Jahresrechnung und Entlastung des Vorstands und der Geschäftsführerin wurden einstimmig genehmigt.

Jahresrückblick Geschäftsführerin

Die neue Geschäftsführerin Andrea Beffa sagte in ihrem Jahresrückblick, sie nehme die Branche wieder genauso wahr wie vor der Pandemie: Voller Tatendrang, mit unermüdlichem Einsatz dabei, um die Ferienwünsche unserer Kundinnen und Kunden zu erfüllen – und sich auch nicht zu schade sein, mehr als 100 Prozent zu leisten,

«In den letzten Monaten haben wir die Neuausrichtung gemeinsam mit unseren Fachgruppen vorangetrieben, die SRV-Academy als Gefäss für unser Weiterbildungsangebot gegründet und bereits erste Webinare angeboten», erklärte Beffa. Dank der neu lancierten Quereinsteiger-Fachausbildung «Travel Advisor», die in Zusammenarbeit mit der IST lanciert wurde, sei dieses Jahr über 30 Travel Advisors der Einstieg in die Reisebranche ermöglicht worden.

«Zudem überarbeiteten wir unser Kommunikationskonzept, lancierten unsere neue Website und sind seit Oktober daran, eine neue Verbandssoftware einzuführen», so Beffa. Ein wichtiges Projekt für die Nachhaltigkeit sei nach wie vor die Plattform KlimaLink.

Zum Schluss ihrer Präsentation hatte Beffa für die Mitglieder noch eine Überraschung parat. Für SRV-Aktivmitglieder gibt es neu eine Anlaufstelle bei Rechtsfragen. Die Wahl fiel auf die langjährige Touristikerin und Rechtsanwältin Sophie Winkler. Eine stündige Konsultation pro Jahr sei für Aktivmitglieder im Jahresbeitrag inbegriffen», erklärte die Geschäftsführerin. Für weitere Konsultationen gebe es einen Spezialtarif.

Jahresbeiträge und Budget 2023/2024

Die Jahres- und die Solidaritätsbeiträge bleiben kommendes Jahr unverändert. Dies segnete die Versammlung einstimmig ab.

Für 2024 budgetiert der Vorstand mit einem Gewinn von 793.50 Franken. «Trotz der Inflation haben wir die Mitgliederbeiträge nicht erhöht», sagte Wittwer. «Wir wollen die höheren Ausgaben mit Kosteneinsparungen abdämpfen.» Die Versammlung nahm das Budget einstimmig an.

Ausblick der Ressortleiter/innen

Sonja Laborde, Ressortleiterin Nachhaltigkeit), ging auf die Plattform KlimaLink ein. Die ausgewiesenen C02-Emmissionen könnten durchaus Angst einjagen, sagte sie. «Ich vergleiche den Rechner aber mit dem Nutriscore bei Lebensmitteln.» Manchmal setze man auf ungesundere Waren und manchmal auf gesunde. So soll es im übertragenen Sinn auch beim Reisen sein.» Zudem wies Laborde auf eine Umfrage zum Thema Nachhaltigkeit hin, die in den kommenden Wochen verschickt. Sie animierte die Mitglieder dazu, unbedingt daran teilzunehmen.

André Lüthi, Ressortleiter Politik, rief die Anwesenden dazu auf, ihre persönliche politische Färbung bei Tourismusthemen in den Hintergrund zu stellen und statt dessen die Gesamtinteressen der Branche in den Vordergrund rücken. «In der Corona-Pandemie hatten wie im linken und im rechten Spektrum Verbündete», so Lüthi.

Weiter machte er keinen Hehl daraus, dass es bis zu einem neuen Pauschalreisegesetz noch ein weiter Weg werden dürfte. Die ersten Schritte zu einer europäischen Lösung, die die Schweiz übernehmen könnte, seien wenig verheissungsvoll. «Es deutet im Moment einiges darauf hin, dass wir ein eigenes Gesetz für die Schweiz anstreben sollten.»

Nicole Pfammatter (Aus- und Weiterbildung) und Roger Geissberger (Flug) hielten sich bewusst sehr kurz – im Bestreben, etwas Zeit zu gewinnen, um rechtzeitig beim Mittagessen zu sein. In beiden Fällen fiel die Bilanz überwiegend positiv aus.

Wahlen

Neu und einstimmig in den Vorstand gewählt wurde Stephanie Schulze zur Wiesch, seit Juni CEO von DER Touristik Suisse und damit Nachfolgerin von Dieter Zümpel. Ihn ersetzt sie jetzt auch im SRV-Vorstand. Sie habe sich bestens eingelebt und fühle sich sehr wohl in ihrem neuen Job, sagte Schulze zur Wiesch in ihrer kurzen Ansprache. «Ich bin also gut angekommen in der Schweiz. Wenn Sie mich jetzt in den Vorstand wählen, bestätigen Sie mir, dass Sie das auch so sehen, sagte sie mit einem herzlichen Lachen.»

Jacqueline Ulrich trat als Vertreterin der Westschweizer Retailer aus gesundheitlichen Gründen ab. Als Nachfolger wurde einstimmig David Léchot für die Periode 2024 bis 2027 neu in den Vorstand gewählt. Alle fünf bisherigen Vorstandsmitglieder (Stéphane Jayet, Olivier Emch, Roger Geissberger, Birgit Sleegers, Philipp von Czapiewski), die sich dieses Jahr der Erneuerungswahl stellen mussten, schafften die Wiederwahl problemlos – ohne Gegenstimme, mit einer Enthaltung. Unbestritten war auch die Wahl der Revisionsstelle. Die Versammlung bestätigte die RVS AG in Schaffhausen einstimmig.

Die abtretenden Vorstandsmitglieder, Jacqueline Ulrich und Dieter Zümpel, wurden mit grossem Applaus und warmen Worten von SRV-Präsident Martin Wittwer verabschiedet. Sie bedankten sich für eine tolle und lehrreiche Zeit. Für Zümpel ist es nicht nur ein Abschied aus dem Vorstand, sondern auch ein Abschied aus der Schweiz. In seinen Jahren an der Spitze von DER Touristik Suisse und im SRV-Vorstand habe er unter anderem die weit verbreitete Duz-Kultur adaptiert. «Ich duze jetzt sogar mich selbst», sagte Zümpel mit einem Augenzwinkern.

Antrag Zürcher

Kurt Zürcher stellte den Antrag, dass künftig auch die Partnerinnen und Partner der Mitglieder auf der SRV-GV-Reise dabei sein sollten, wie es früher der Fall war. Er argumentierte mit der Work-Life-Balance. Gerade in der Reisebranche werde sehr viel gearbeitet. Da sei es umso schöner, wenn man eine solche Reise mit dem Partner oder der Partnerin begehen könne, um auch einmal etwas zurückzugeben.

Der SRV-Vorstand sprach sich gegen den Antrag aus. «Es geht auf dieser Reise ganz besonders um die Community, um den Austausch innerhalb der Branche», sagte SRV-Präsident Martin Wittwer. «Meine Frau kann ich dann zu Hause wieder sehen.»

Bei der Abstimmung kamen erstmals auch die beiden Stimmenzähler, Oliver Howald und Koni Kölbl, zum Einsatz – denn der Antrag fand im Saal einen gewissen Zuspruch. Am Ende reichten die 17 Ja-Stimmen allerdings nicht, um das Mehr von 40 Stimmen zu erreichen. Das heisst: Partnerinnen und Partner sind auf der SRV-Reise auch künftig nicht erwünscht. Es sei denn, sie arbeiten ebenfalls in der Branche.

Dank an die Partner und Schweigeminute für Tim Bachmann

Abschliessend bedankte sich SRV-Präsident Martin Wittwer bei allen Partnern, die zum Gelingen der diesjährigen SRV-Reise beitragen. Dem viel zu jung verstorbenen, langjährigen Touristiker Tim Bachmann gedachte die Versammlung mit einer Schweigeminute.

Im Gegensatz zu früheren SRV-Generalversammlungen wurde der Austragungsort der nächsten GV noch nicht bekannt gegeben. Die Mitglieder können also noch eine Weile werweissen, wo es denn hingehen könnte.