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André Lüthi, Chef der Globetrotter Group, macht sich für ein Ticketsystem an Touristen-Hotspots stark. Bild: zVg

Overtourism: André Lüthi fordert Ticketsystem

Reto Suter

Immer mehr Regionen ächzen unter den gewaltigen Touristenmassen. Beliebte Sehenswürdigkeiten und Instagram-Hotspots sind heillos überfüllt. Jetzt regt Globetrotter-Group-Chef André Lüthi dazu an, die Touristenströme besser zu lenken.

«Obwohl es nicht alle wahrhaben wollen – es gibt ihn, den Overtourism.» So beginnt der Kommentar, den Globetrotter-Chef André Lüthi diese Woche auf das Online-Netzwerk Linkedin stellt. Auslöser seines Posts sind neue Berichte über die Auswüchse des Massentourismus im Berner Oberland. Lüthi nimmt sie zum Anlass, um eine Debatte zu lancieren.

«Ob Lauterbrunnen, Venedig, Angkor Wat, Machu Picchu oder Taj Mahal – es braucht eine Lenkung, damit es für Einheimische wie Reisende wieder erträglicher wird», schreibt er weiter.

«Wenn Fussballspiele oder Konzerte ausgebucht sind, sind sie ausgebucht – Punkt. Und so sollte es bei gewissen Destinationen sein; Es müssen Kontingente eingeführt werden. Maximal so und so viele Besucher pro Tag, dank der digitalen Reservation von Tickets kein Problem», so der Chef der Globetrotter Group.

Für Lüthi brächten Ticketsysteme nur Gewinner hervor

«Die Probleme an den Hotspots müssen und können wir lösen», sagt André Lüthi auf Anfrage von Travelnews. «Das wäre sowohl für die Einheimischen als auch für die Touristinnen und Touristen deutlich angenehmer.»

Ein Ticketsystem sei für Sehenswürdigkeiten wie die Tempelanlage Angkor Wat oder den Taj Mahal die beste Lösung. «Für viele dieser Attraktionen müssen Besucherinnen und Besucher ja bereits jetzt ein Ticket kaufen», erklärt Lüthi. Nun gehe es darum, eine maximale Besucherzahl pro Tag festzulegen, so wie es eben bei Sportevents und Konzerten gang und gäbe sei. «Wenn das Stadion voll ist, ist es voll.»

Die persönliche Freiheit der Reisenden, genau das zu tun, wonach sie Lust haben, werde zwar eingeschränkt, gibt Lüthi zu. «Das wäre aber das einzige Opfer, das die Touristinnen und Touristen erbringen müssten», sagt der Globetrotter-Chef.

Für ganz viele Reisende sei das problemlos verkraftbar. «Ich stelle fest, dass immer weniger Menschen einfach losziehen und dann sehr spontan entscheiden, was sie tun wollen», erzählt Lüthi. Die meisten Reisenden hätten ganz klare Pläne. «Sie wissen im Voraus, wo sie am dritten Reisetag übernachten und welche Sehenswürdigkeit an Tag 5 auf dem Programm steht.»

Die Ausgangslage sei klar. «Es leben immer mehr Menschen auf unserem Planeten und immer mehr wollen und können reisen. Das heisst wir müssen den Overtourism irgendwie in den Griff bekommen, um an den Hotspots für die Bereisten wie auch die Reisenden wieder Reise-Erlebnisse zu schaffen, die diesen Namen verdienen», so der Reiseprofi.

Andernorts ist es komplizierter

Keine Patentlösung auf Lager hat André Lüthi, wenn ganze Dörfer oder Städte wie etwa Lauterbrunnen oder Luzern in der Hochsaison teilweise unter dem Massentourismus leiden. «In solchen Fällen müsste man wohl die Anzahl der Touristenbusse beschränken, die pro Tag erlaubt sind.» Das sei aber zweifellos viel schwieriger umzusetzen als eine Besucherobergrenze für Sehenswürdigkeiten.

Den Ansatz der Gemeinde Iseltwald am Brienzersee findet Lüthi gelungen. Dort haben die Behörden bei einem Instagram-Hotspot im Frühling ein Drehkreuz installiert (Travelnews berichtete). Damit verdiene die Gemeinde immerhin ein bisschen Geld. «Das Problem ist aber, dass die Reisenden weiterhin in Scharen kommen.»

Lob gibt's von André Lüthi für die Behörden von Venedig. Die Lagunenstadt führt im kommenden Jahr eine Gebühr ein. Tagestouristen müssen an 30 Testtagen Eintritt bezahlen. Die definitive Einführung der Gebühr ist für 2025 geplant. Mit dieser Massnahme soll der Besucherandrang begrenzt werden.

Lüthi sagt dazu: «Dies ist in meinen Augen genau der der richtige Ansatz. Es braucht generell mehr Mut und die Fähigkeit der Verantwortlichen, Einheimische wie Touristen für das neue System zu sensibilisieren.»