On The Move
Die Sehnsucht nach der Freiheit auf vier Rädern
Reto SuterFlüge teurer, Hotels teuer, Wohnmobile und Mietwagen teurer: Die Preise in den USA gehen seit dem Ende der Pandemie nur noch in eine Richtung: nach oben. Das gilt nicht nur für die planbaren Kosten wie Reise und Unterkunft, sondern auch für die Service-Gebühr.
Das Trinkgeld beträgt in den Vereinigten Staaten längst bis zu 25 Prozent der Rechnung. Inzwischen wird es fast überall verlangt. Sogar an Selbstbedienungskassen im Supermarkt wird inzwischen danach gefragt, ob man 10, 15 oder 20 Prozent Trinkgeld geben wolle. Das macht Amerika-Reisen noch teurer als sonst schon. Und dennoch: Schweizer Reisende zieht es dieses Jahr in Scharen über den grossen Teich.
Zahlen nähern sich der Vor-Corona-Zeit an
«Die USA haben sich nach dem pandemiebedingten Unterbruch gerade im Sommerhalbjahr wieder zu einem der beliebtesten Fernreiseziele der Schweizerinnen und Schweizer entwickelt», sagt Markus Flick, Sprecher von DER Touristik Suisse, auf Anfrage. Im zu Ende gehenden Sommer nähere sich das Gästeaufkommen wieder dem Niveau von 2019 an.
Noch positiver tönt es bei Knecht Reisen. «Wir sind mit der USA-Nachfrage für den Sommer sehr zufrieden, auch wenn Ferien in Kanada bei Familien dieses Jahr gefragter sind», erklärt Senior Product Managerin Anja Meier. Dies könne daran liegen, dass die Impfpflicht für die USA erst spät aufgehoben wurde.
Die Lust, nach der langen Pandemie-Pause die USA zu entdecken, ist auch im Herbst gross. «Bei uns kommen noch immer kurzfristige Anfragen für die Monate September und Oktober rein», so Meier. Das bestätigt auch Sonja Ptassek, Sprecherin von TUI Suisse. «Wir verzeichnen aktuell eine zunehmende Nachfrage für kurzfristige Ferienaufenthalte in den USA», sagt sie. Momentan liege die Nachfrage bei TUI über dem Niveau von 2022, aber noch auf einem tieferen Niveau als 2019.
Campingferien und Roadtrips sind hoch im Kurs
Die Vorlieben der Schweizer Reisenden sind eindeutig: Trips auf vier Rädern erleben einen Boom. «Bei Knecht Reisen sind dieses Jahr in den USA insbesondere Mietwagenrundreisen und Ferien mit dem Camper oder dem Wohnmobil äusserst beliebt», sagt Anja Meier. Das gilt auch für die anderen Reiseveranstalter.
«Neben Städte-Trips zunehmend gefragt sind bei uns Rundreisen und Camping-Ferien mit dem Wohnmobil», bestätigt Sonja Ptassek von TUI Suisse. Laut Markus Flick von DER Touristik Suisse führen die Routen oft entlang bekannter Städte und Nationalparks. Hinsichtlich des Winters verfüge Florida über eine recht grosse Anziehungskraft.
Aber, wie geht das zusammen: Teuerung in der Schweiz, massiv gestiegene Preise in den USA und dennoch gut gefüllte Auftragsbücher bei den Reiseveranstaltern? Der Wechselkurs macht's möglich.
«Der Dollarkurs ist aus Schweizer Sicht so attraktiv, dass USA-Reisen unter dem Strich kaum mit hohen Kostensteigerungen verbunden sind», fasst es Markus Flick zusammen. Bleibt zu hoffen, dass das mittel- und längerfristig so bleibt. Denn für Anja Meier von Knecht Reisen ist klar: «Die Hotels werden nicht günstiger, und dies dürfte sich auch in der kommenden Saison nicht massgeblich verändern.»