On The Move

Mitten in den Rebbergen: ein Camping-Vergnügen mit maximaler Freiheit und viel Charme. Bild: TN

Tested Campen – einmal anders

Sabine Denzel

Wer seine Campingferien am liebsten zwei Wochen auf dem gleichen Stellplatz verbringt, für den sind die folgenden Zeilen uninteressant. Wer mit einem Wohnmobil hingegen unterwegs ist und gerne auch mal den Standort wechselt, sollte unbedingt weiterlesen.

Jeden Tag irgendwo anders sein: auf dem Bauernhof, bei einem Winzer oder bei einer kleinen Brauerei – und das kostenfrei? Ja, das gibt es. Und zwar mittlerweile in vielen Ländern Europas.

Die Voraussetzungen für solche Camping-Ferien sind klar: Die Reisenden müssen autark unterwegs sein. Denn Toiletten stehen vor Ort meist keine zur Verfügung und Stromanschlüsse nur in seltenen Fällen. Auch wichtig: Nach spätestens 24 Stunden ist Weiterziehen angesagt.

Das Zauberwort heisst: Landvergnügen – in Deutschland. Bauernleben in Österreich, France Passion in Frankreich oder Agri Camper in Italien. Die Liste der Länder, die diese Art von Ferien anbieten wird immer länger.

Abwechslungsreiche Angebote und maximale Flexibilität

Wir sind unterwegs mit einem Kastenwagen, Kind und zwei Hunden und sind gerne jeden Tag an einem anderen Ort – meistens ohne gross vorzuplanen. Eine Vorreservierung des Platzes ist nicht möglich, und natürlich ist auch die Anzahl der Stellplätze bei den Gastgebern begrenzt.

Eine optimale Dauer für einen solchen Trip gibt es nicht. Das hängt stark von den Bedürfnissen der Reisenden ab. So waren wir für ein verlängertes Wochenende in Deutschland beispielsweise auf verschiedenen Weingütern, auf einer Straussenfarm, bei Brauereien sowie in Besenwirtschaften. In Frankreich sind wir eine ganze Woche lang von Gastgeber zu Gastgeber weitergezogen. Natürlich sind aber auch längere Touren möglich.

Wichtig ist es, sich rechtzeitig den entsprechenden Reiseführer zu besorgen. Dieser kostet in der Regel um die 40 Franken und beinhaltet neben einem dicken Buch mit allen Stellplätzen auch die Vignette sowie die Zugangsdaten für eine App, die für ein Jahr gültig sind. Warum rechtzeitig? Es gibt nur eine bestimmte Anzahl an Büchern, die verkauft werden. Deshalb besteht die Gefahr, dass die Bücher ausverkauft sind – und somit auch die Mitgliedschaften.

Wie sehen solche Ferien konkret aus?

In unseren Osterferien hiess es dieses Jahr «Auf nach Südfrankreich». Eine grobe Routenplanung machten wir schon zu Hause. Auf der Fahrt Richtung Süden legten wir uns auf den ersten Stopp fest. Irgendwo rund um Aigues Mortes sollte es sein.

Das Buch haben wir übrigens nie dabei, denn in der App (sowohl bei Landvergnügen als auch bei France Passion) lässt sich der Zielort eingeben, und es werden alle verfügbaren Gastgeber der Region angezeigt. Dazu gibt es nützliche Informationen zum Stellplatz: Sind Hunde erlaubt, welche Grösse darf das Fahrzeug maximal haben, muss man vor der Anreise kurz anrufen? Ein weiterer unschätzbarer Vorteil: Man kann sich über die App direkt zum ausgewählten Stellplatz navigieren lassen.

Wir landeten schliesslich auf einer Manade, einer Stierzucht, auf einem schönen Stellplatz unter Bäumen in unmittelbarer Nachbarschaft zu schwarzen Camargue-Stieren und weissen Camargue-Pferden – das Ganze in Gehdistanz zur Altstadt von Aigues Mortes.

Ein Stopp in Südfrankreich bei den Camargue-Pferden. Bild: TN

Natürlich kann man auf einem solchen Stellplatz dann nicht das Vorzelt aufbauen, das müsste jedem klar sein. Es ist aber problemlos möglich, den Tisch und die Stühle aus dem Wohnmobil oder dem Bus herauszunehmen, um den Abend bei einem Glas hauseigenem Wein und hauseigener Stiersalami zu geniessen.

Und hier wäre man wieder an einem weiteren, sehr wichtigen Punkt angelangt, der diese Art der Stellplätze ausmacht: Der Kontakt zu den Gastgebern ist ein Highlight. Sei es, wenn man sich den Betrieb zeigen lässt (so konnten wir beim Training der Stiere zusehen) oder aber auch, wenn es um die lokalen Produkte geht. Der Stellplatz ist gratis – und die Gastgeber schätzen es, wenn man ihnen ihre selbst produzierten Produkte abkauft (beispielsweise eine Kiste Wein) oder, sofern möglich, gegen ein Entgelt bei ihnen isst und trinkt.

So haben wir in unserer Woche in Südfrankreich Austern direkt vom Austernfischer geniessen können – mit einem fantastischen Blick von unserem Stellplatz über den Etang de Thau. Ebenfalls in bester Erinnerung ist uns die Weinprobe in einem südfranzösischem Chateau geblieben, wo der Winzer sogar Deutsch sprach. Auch der Aufenthalt auf einem Hof direkt am Canal du Midi war toll. Dass wir uns mit dem Besitzer des Hofs nur mit Händen und Füssen verständigen konnten, verlieh der Szenerie ein schönes Mass an Feriencharme.

Ein atemberaubender Blick auf den Etang de Thau, auch das gibt's bei dieser Art von Camping. Bild: TN

Durch den Camping-Boom, der in den vergangenen Jahren entstanden ist, hat die Zahl der Anbieter deutlich zugenommen. In folgenden Ländern gibt es die etwas andere Art des Campings in organisierter Form: