On The Move
Kommentar Foul der Ombudsstelle
Gregor WaserIn den letzten zehn Jahren haben sich die Reklamationen, Beanstandungen und Nörgeleien von Reisenden beim Ombudsmann der Schweizer Reisebranche getürmt. Beschwerden über hohe Annullationsgebühren, Umbuchungsfrust mit Airlines, Kakerlaken-Fotos aus Hotelzimmern: wer im Namen der Schweizer Reisebranche den Ärger der Reisebüro-Kundschaft auffangen und abfedern soll, muss einiges ertragen.
Ruhig und souverän hat Franco Muff in den letzten zehn Jahren seinen Job bei der Ombudsstelle der Schweizer Reisebranche wahrgenommen und erledigt, die Ventilfunktion erfüllt, unzählige Streitereien zwischen Reisebüros und Reisenden geschlichtet. Nun befindet er sich auf der Zielgeraden. In diesen Tagen erreicht Muff sein Pensionsalter – was wohl ziemlich befreiend in diesem Job sein muss, nach zehn Jahren mit gebanntem Blick auf die E-Mail-Inbox, welcher Ärger wohl als nächstes über einen herschwappt.
Bevor in zwei Wochen der ehemalige Geschäftsleiter des Schweizer Reiseverbands, Walter Kunz, zur Ombudsstelle stösst und bis zur definitiven Übergabe im Mai 2024 eingearbeitet wird, hat sich nun aber Franco Muff zu einem Frustfoul hinreissen lassen und im «Blick» Klartext gesprochen: «Meiden Sie die Balearen, Ägypten und Griechenland».
«Oder bleiben Sie ganz in der Schweiz!»
Er versuche überlaufene Destinationen so gut es gehe zu meiden. «Machen Sie einen Bogen um die grossen Rennstrecken», rät er allen, die in den Ferien Probleme umgehen wollen. Warum nicht nach Belgien statt Mallorca, schlägt er vor – oder bleiben Sie ganz in der Schweiz.
Na gut, dass der Privatmann und baldige Pensionär selber geruhsame Tage im Norden Englands bevorzugt und generell überlaufene Destinationen meidet, ist sein gutes Recht; und angesichts der aktuellen 40-Grad-Temperaturen rund ums Mittelmeer und dem grossen Touristenrun auch verständlich.
Doch es ist wohl nicht an ihm in der noch aktuellen Funktion als Ombudsmann vom Reisen abzuraten, um mögliche Probleme zu vermeiden. Schliesslich ist die Ombudsstelle von der Schweizer Reisebranche und damit von den Schweizer Reisebüros finanziert, die wiederum ihr Dasein generiert mit Ferienreisen, die nicht nur ins regnerische Hinterland von Manchester oder auf die Blüemlisalp führen.