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Längere Reisen, kleinere Schiffe und mehr Luxus: Die Wünsche der Kreuzfahrtpassagiere haben sich seit Corona verändert. Bild: Marina Moles / Knecht Reisen AG

Kreuzfahrten: Das sind die neuen Vorlieben der Passagiere

Reto Suter

Nach der enorm schwierigen Corona-Zeit ist die Kreuzfahrt-Branche wieder im Aufschwung. Die Pandemie hallt aber in verschiedenen Bereichen nach.

Die Bilder gingen während der Pandemie um die Welt: Kreuzfahrtschiffe durften wegen gewaltiger Corona-Ausbrüche teilweise nicht mehr an Häfen anlegen oder wurden praktisch komplett unter Quarantäne gestellt.

Sie waren besonders anfällig für grosse Ansteckungswellen und sind es auch bei anderen Infektionskrankheiten. Der Grund ist naheliegend: Fast nirgends sonst sind Hunderte oder sogar Tausende von Menschen über einen längeren Zeitraum auf relativ engem Raum zusammen. Und: Abstand halten kann auch auf grösseren Schiffen schwierig sein. Wenig überraschend litt die Kreuzfahrtindustrie besonders stark unter der Pandemie.

2019er-Niveau ist noch ein gutes Stück entfernt

Jetzt zeigt sich: Die Eindrücke und Erfahrungen aus der Corona-Krise haben in den Köpfen vieler Kreuzfahrt-Fans Spuren hinterlassen. Das belegen unter anderem die Zahlen von Hotelplan Suisse. CEO Nicole Pfammatter sagte vor den Medien: «Wir sehen bei uns, dass es die Kreuzfahrten besonders schwer haben, das Niveau von 2019 wieder zu erreichen.»

Das habe einerseits mit dem begrenzten Raum auf den Schiffen zu tun. Andererseits seien die Exkursions-Programme aufgrund der länderspezifischen Bestimmungen teilweise über sehr lange Zeit eingeschränkt gewesen. «Inzwischen zieht die Nachfrage aber wieder an», so Pfammatter.

Ähnlich klingt es bei Kuoni Cruises. «Im Vorjahresvergleich ist das Interesse signifikant gestiegen», sagt Sprecher Markus Flick auf Anfrage von Travelnews. Die Nachfrage bewege sich in der Schweiz aber noch nicht wieder auf dem Niveau von 2019. Auch Marina Moles, Kreuzfahrt-Expertin bei Knecht Reisen, bestätigt: «Wir verzeichnen bei den Kreuzfahrten eine klare Zunahme.»

Kleinere Schiffe, längere Reisen und mehr Luxus

Was auffällt: Viele Kreuzfahrt-Passagiere haben andere Prioritäten als noch vor und während der Pandemie. Marina Moles von Knecht Reisen sagt: «Die Kundinnen und Kunden wählen die Routen viel bewusster aus.» Im Gegensatz zu früheren Jahren stünden wieder die Destinationen im Vordergrund – und nicht die Schiffe.

Zudem gibt es laut den Veranstaltern einen eindeutigen Trend hin zu Kreuzfahrten, die zwei Wochen oder länger dauern. Zudem erleben eher kleinere Schiffe mit einer luxuriösen Ausstattung einen regelrechten Boom. Hotelplan Suisse verzeichnet hier ein Buchungsplus von rund 10 Prozent gegenüber 2019.

Auch bei Knecht Reisen entwickelt sich dieser Bereich positiv. «Vermutlich hat diese Entwicklung einen ähnlichen Hintergrund wie der Trend zu längeren Reisen», erklärt Marina Moles. «Mit kleineren Schiffen erleben Reisende die Destinationen intensiver.»

Während klassische Kreuzfahrten eher kurzfristiger gebucht werden als vor der Pandemie, ist es bei längeren Reisen auf kleinen Luxusschiffen umgekehrt. «Hier sind die teureren Kabinen vermehrt schon ein Jahr im Voraus ausgebucht», sagt Nicole Pfammatter, CEO von Hotelplan Suisse. Es seien sogar schon erste Buchungen für 2025 eingegangen.

Wie in der Luft (Travelnews berichtete) boomt also auch auf dem Wasser das Geschäft mit dem Luxus. Und: Nach einer gewaltigen Delle während Corona sind auch die Angebote bei den klassischen Kreuzfahrten wieder deutlich gefragter.