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Edelweiss rechtfertigt sich für annullierte Flüge
Reto SuterBei vielen Reisebüros, die mit der Edelweiss zusammenarbeiten, hat sich in den vergangenen Wochen eine Menge Frust angestaut. In Mails, die zu Travelnews gelangt sind, werfen sie der Airline eine Schönwetter-Strategie vor.
Die Reisebüros kritisieren, dass die Edelweiss keinerlei Back-up-Lösungen oder zeitliche Puffer einbaue – für den Fall, dass ein Langstreckenflugzeug wegen technischer oder anderer Probleme am Boden bleiben muss. Der Ärger gründet auf einer Häufung von Annullationen, zu der es bei geplanten Edelweiss-Flügen in den vergangenen Wochen kam.
16 annullierte Verbindungen seit Anfang Mai
Die Edelweiss bestätigt, dass sie zuletzt vermehrt Flüge annullieren musste und liefert konkrete Zahlen. Seit Anfang Mai wurden zehn Rotationen auf der Lang- und sechs Verbindungen auf der Kurzstrecke gestrichen. Allein vergangene Woche fielen Flüge nach Havanna/Cancún (Donnerstag), Las Vegas (Freitag) und Male (Samstag) aus. Laut Edelweiss handelt es sich bei den annullierten Flügen um rund ein Prozent der ursprünglich geplanten Flugproduktion.
«Wir haben vollstes Verständnis für den Unmut der Reisebüros», sagt Urs Limacher, Head of Sales, Services and Distribution bei der Edelweiss, im exklusiven Gespräch mit Travelnews. Ihm bleibe nichts anderes übrig, als sich für die gestrichenen Flüge zu entschuldigen. «Das ist ärgerlich. Einerseits für die Reisebüros und andererseits für die Passagiere, die ihre Reisepläne kurzfristig ändern müssen.»
Gleichzeitig ist es ihm wichtig, detailliert zu erklären, weshalb es soweit gekommen ist. «Wir führen bei unseren Langstreckenflugzeugen die so genannten C-Checks, bei denen die Flieger detailliert überprüft und gewartet werden, jeweils im Mai und im Juni durch. Die Problematik in diesem Jahr ist, dass diese C-Checks länger dauern als geplant», so Limacher.
Die Verzögerungen seien einerseits auf Personalengpässe bei den Flugzeugherstellern und den Wartungsfirmen zurückzuführen. Andererseits sei es momentan auch schwierig, an Ersatzteile heranzukommen. «Teilweise suchen die Firmen händeringend, auf der ganzen Welt, nach den passenden, zertifizierten Teilen.» Limacher betont, dass die Edelweiss für die C-Checks sogar 30 Prozent mehr Zeit eingerechnet habe als von den Wartungsfirmen veranschlagt.
Zusätzlich zu den Verzögerungen im Hangar sei es im Flugbetrieb zu mehreren Zwischenfällen gekommen. Limacher nennt als Beispiel den Schadenfall am Flughafen von Denver, wo Mitte Juni ein Beladungsfahrzug die Cargotüre eines Edelweiss Airbus A340 rammte.
Swiss wickelt Edelweiss-Flüge nach Tampa und Vancouver ab
Den Vorwurf, die Edelweiss arbeite nur mit dem Best-Case-Szenario, lässt Limacher nicht gelten. «Aufgrund der Verzögerungen bei den C-Checks haben wir reagiert und mit der Swiss vereinbart, dass sie im Juli unsere Flüge nach Tampa und Vancouver übernimmt», sagt er. «Dank dieser Unterstützung haben wir in diesem Sommer genügend Kapazitäten. Ab Juli dürfte sich die Situation deutlich entspannen.»
Limacher gibt auch zu bedenken, dass jeweils sehr rasch eine Lösung vonnöten sei, wenn es sehr kurzfristig heisse, eine Maschine komme nicht fristgerecht zurück in den Flugbetrieb. «Leider ist es in diesen Fällen nicht immer möglich, eine Alternative zu bieten.»
Hinter vorgehaltener Hand hörte man aus den Reisebüros zuletzt vermehrt den Vorwurf, die Edelweiss streiche regelmässig Verbindungen, weil die Flüge nicht genügend ausgelastet seien. Davon will Limacher nichts wissen. «Jede Annullation ist für uns äusserst aufwändig», erklärt er. «Das betreffe die ganze Abwicklung, vor allem aber auch die Kosten. «Es geht soweit, dass wir teilweise bei anderen Fluggesellschaften Tickets kaufen, damit unsere Passagiere doch noch fliegen können.»
Laut Limacher ist es für die Edelweiss jetzt entscheidend, aus den gemachten Erfahrungen die richtigen Lehren zu ziehen. «Wir werden im Hinblick auf das kommende Jahr sicherlich zusätzliche Puffer rund um die C-Checks einbauen», sagt er. «Dann bin ich sehr zuversichtlich, dass wir unseren Passagieren und auch den Reisebüros wieder einen zuverlässigen Flugplan bieten können.»