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«Lange Wartezeiten trüben das Gäste-Erlebnis massiv»
Reto SuterAm Flughafen Zürich kommt es bereits seit Wochen zu längeren Wartezeiten, als es sich die Reisenden gewohnt sind (Travelnews berichtete). Besorgniserregend: Die intensivsten Reisetage der Sommer- und Herbstferien stehen noch bevor. Bettina Kunz, Medienchefin des Flughafens, sagt zu «20 Minuten»: «Über den Tag verteilt kann es zwischen drei und fünf Mal zu längeren Warteschlangen kommen. Die Schlangen sind dann jeweils für 30 bis 60 Minuten zu sehen.»
Grund für das regelmässige Warte-Chaos ist Personalmangel. Die Kantonspolizei Zürich, die für die Kontrollen zuständig ist, hat derzeit nicht genügend Mitarbeitende zur Verfügung, um die Bedürfnisse des Flughafens zu decken. In total fünf Lehrgängen, die für dieses Jahr geplant sind, rekrutiert die Kantonspolizei zusätzliches Personal. Zudem sucht sie temporäre Mitarbeitende für die Hochsaison.
Zürich Tourismus sieht Handlungsbedarf
Von den langen Schlangen sind selbstredend nicht nur Schweizer Reisende betroffen, sondern auch Besucherinnen und Besucher aus dem Ausland, die in der Schweiz Ferien machen oder einen geschäftlichen Termin wahrnehmen.
Ueli Heer, Sprecher von Zürich Tourismus, ist über die Situation am Flughafen besorgt. «Für unsere Gäste, aber auch die Schweizerinnen und Schweizer, die über den Flughafen reisen, sind die Wartezeiten viel zu lang», sagt er auf Anfrage. Zürich wolle als Premium-Destination Top-Erlebnisse für die Gäste schaffen. «Die langen Wartezeiten trüben diese massiv» so Heer.
Ihm sei bewusst, dass der Flughafen Zürich an der momentanen Situation keine Schuld trage, erklärt der Sprecher von Zürich Tourismus. Schliesslich sei die Kantonspolizei für die Sicherheitskontrollen zuständig. «Wir wünschen uns, dass die Lage möglichst bald besser wird, gerade auch im Hinblick auf die Sommerferien», sagt Heer.
Schweiz Tourismus ist entspannt
Anders beurteilt Schweiz Tourismus die Situation. Die Marketing-Organisation gibt sich trotz der langen Schlangen gelassen. Sprecher Markus Berger will auf Anfrage nichts von einer Ausnahmesituation wissen. Er betont: «Wartezeiten bei Ein- und Ausreise gehören international zum Reisen, Gäste ziehen das in ihre Planung mit ein.»
Der Flughafen Zürich sei davon ebenfalls betroffen, aber im internationalen Vergleich deutlich weniger als andere (grössere) Flughäfen. Dass das Reiseland Schweiz unter den entsprechenden Eindrücken der Besucherinnen und Besucher leidet, glaubt er nicht. «Solche Bilder haben keine negativen Auswirkungen auf die Reisedestination», sagt Berger.
Negative Posts von entnervten Reisenden auf Social Media will Berger nicht überbewerten. Er höre anderes. «Reiseveranstalter und Gäste äussern sich positiv über den Flughafen Zürich.» Nicht zu Unrecht belege er ja auch immer wieder Spitzenplätze in internationalen Rankings, so der Sprecher von Schweiz Tourismus.
Berger vertraut darauf, dass Flughafen und Kantonspolizei die Situation wieder in den Griff bekommen. «Es ist deshalb nicht nötig, dass sich Schweiz Tourismus zu diesem Thema ebenfalls einbringt», sagt er.