Kuoni-Marken liegen über Vorkrisen-Niveau

Nach den zweieinhalb Krisenjahren sind Tourismusmanager beim Budgetieren vorsichtiger geworden, die Unwägbarkeiten waren jüngst zahlreich. Dieter Zümpel setzte anfangs Jahr die Marke auf 90 Prozent in Bezug auf das Vorkrisen-Jahr 2019. Nach fünf Monaten des laufenden Jahres kann der abtretende CEO von DER Touristik Suisse nun die Firma mit Budgetvorsprung an seine Nachfolgerin Stephanie Schulze zur Wiesch übergeben. Aktuell liegen die Kuoni-Marken knapp über dem Niveau von 2019 (damaliger Umsatz 654 Millionen Franken).

Nach einem konsolidierten Gesamtumsatz von 485 Millionen Franken im Jahr 2022 – rund einer Verdoppelung gegenüber 2021 – und der Rückkehr in die Profitabilität, startet Kuoni somit erfolgreich ins laufende Jahr. Auch anorganisch, mit zugekauftem Umsatz, wächst DER Touristik Suisse/Kuoni weiter. Die Integration des im April 2023 übernommenen Schweizer Reiseanbieters für Golfreisen, Golf and Travel, sei in vollem Gang, hielt Dieter Zümpel an der heutigen Medienpräsentation im Pier 7 auf der Zürcher Limmat fest.

Diese Reiseziele laufen gut

Doch wohin zieht es die Kuoni-Kunden in diesem Jahr? Während sich europäische Destinationen, die Karibik oder der Indische Ozean auch von 2020 bis 2023 einer gewissen Beliebtheit erfreuten, zeigt sich der Nachholeffekt nun gemäss Kuoni auch für Langstreckendestinationen wie Nordamerika oder Asien. Was die 70 Kuoni-Reisebüros und die Kuoni-Wiederverkäufer zudem freuen dürfte: Auffallend sei, dass die Kunden nach den Unwägbarkeiten während der Pandemie zunehmend die Dienste einer professionellen Reiseberatung schätzen und in Anspruch nehmen.

Die durchschnittlichen Reisepreise sind pro Kuoni-Gast im Vergleich zu 2019 rund zehn Prozent höher. Dies sei auf den Kundenwunsch nach höherwertigen Reisen, aber auch auf die Entwicklung der Flugpreise zurückzuführen. Die Unterkunftskosten bleiben bei Kuoni hingegen recht stabil, da mit den Hotels frühzeitig Fixpreise vereinbart wurden, die nicht unmittelbar von äusseren Einflüssen in die Höhe getrieben werden. «Dieser Schutz vor allzu starken Preisanstiegen ist derzeit einer der grossen Vorteile der Buchung über einen Reiseveranstalter beziehungsweise ein Reisebüro», erklärt Dieter Zümpel.

Nachhaltige Produktentwicklung

Nachdem während der Corona-Pandemie das Angebot für Ferien in der Schweiz ausgebaut wurde, steht ab 2024 eine Erweiterung der Angebotspalette für die potenziellen Bahndestinationen Frankreich, Italien und Spanien an. «Bei unserem Bahnreiseveranstalter Railtour stellen wir seit längerem eine zunehmende Nachfrage für Städtereisen mit dem Zug fest. Darauf wollen wir auch bei Kuoni weiter aufbauen und vergrössern deshalb das Angebot an auf Schienen erreichbaren Regionen im angrenzenden Ausland», so Dieter Zümpel.

In der südschwedischen Region Skåne sowie in Nordisland treibt der Nordlandspezialist Kontiki Projekte zur touristischen Destinationsentwicklung unter nachhaltigen Gesichtspunkten voran – etwa mit dem Ziel, Overtourismus entgegenzuwirken. Und ein weiteres Thema, das Kuoni beschäftigt, ist die Einbindung von nachhaltigeren Treibstoffen (Sustainable Aviation Fuels SAF) auf Flugreisen - sei es über die neuerdings über Kuoni buchbaren «Green»-Tarife der Swiss oder über ein SAFUpgrade, das Kontiki auf den Charterflügen ab Winter 2023/24 anbietet.

Zepterübergabe

Was ebenfalls zu erfahren war: Fast jede zweite Stelle übt heute eine Teilzeitkraft aus, und 90 Prozent der Mütter kehren nach dem Mutterschaftsurlaub in das Unternehmen zurück. Der Fachkräftemangel ist indes nach wie vor ein Thema bei Kuoni, wie jüngst COO Verda Birinci-Reed im «Travel News Talk» einräumte.

Bereits an Bord von DER Touristik Suisse ist seit dem 1. Juni 2023 die neue CEO Stephanie Schulze zur Wiesch, die vom deutschen Bahnreise-Veranstalter Ameropa zu Kuoni stiess. In diesen Tagen übergibt Dieter Zümpel das Zepter an Stephanie Schulze zur Wiesch und er wird nach sieben turbulenten Jahren mit dem Erreichen der gesetzlichen Altersgrenze das sich wieder auf Kurs befindende Unternehmen verlassen.