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Auch übers lange Pfingstwochenende kam es am Flughafen Zürich wieder zu längeren Wartezeiten bei der Sicherheitskontrolle. Die Reisenden sind zunehmend genervt. Bild: Twitter / @RetoWILD

«Der Flughafen hätte bei der Software rechtzeitig nachrüsten müssen»

Reto Suter

Trotz langer Wartezeiten beim Security Check am Flughafen Zürich bekommt die Kantonspolizei von Zürcher Sicherheitspolitikern Rückendeckung. Stärker in der Kritik ist der Flughafen selbst, wie eine Umfrage von Travelnews zeigt.

Die Situation bei der Sicherheitskontrolle am Flughafen Zürich ist seit Wochen unverändert. Am frühen Morgen, am Mittag und am späten Nachmittag, wenn besonders viele Menschen auf den Flieger müssen, kommt es regelmässig zu langen Wartezeiten. Die Folge: Immer wieder müssen Passagiere zum Gate rennen, um ihr Flugzeug noch zu erwischen. Schuld an der Misere ist der Personalmangel bei der Kantonspolizei Zürich. Sie schafft es derzeit nicht, genügend Leute bereitzustellen, um beim Security Check einen reibungslosen Ablauf zu gewährleisten.

Vertrauen in die Kantonspolizei ist gross

Die Möglichkeit, auf politischem Weg korrigierend einzugreifen, hätte der Zürcher Kantonsrat – im Speziellen die Kommission für Justiz und öffentliche Sicherheit. Dort hat Travelnews bei Mitgliedern aus den grösseren Fraktionen nachgefragt, wie sie die Lage beurteilen. Der Tenor ist klar: Freude an der momentanen Situation hat niemand. Dieter Kläy von der FDP sagt: «Die teils langen Wartezeiten sind bedauerlich.» Dem pflichtet Silvia Rigoni von den Grünen bei. Sie verstehe den zunehmenden Ärger der Reisenden. Niemand stehe gerne in der Schlange.

Aufgrund der Personalengpässe bei der Kantonspolizei sind auch zu Spitzenzeiten immer wieder Schalter geschlossen. Bild: Twitter / @RetoWILD

Auf Unterstützung aus der Politik warten die betroffenen Passagiere dennoch vergebens. Und nicht nur das: Die Statements aus dem Kantonsrat dürften für die genervten Fluggäste teilweise wie ein Hohn klingen. Denn: Daniel Wäfler, SVP-Kantonsrat und Präsident der Kommission für Justiz und öffentliche Sicherheit, stellt der Kantonspolizei ein gutes Zeugnis aus. In weiser Voraussicht habe sie ihr Flughafen-Personal während der Pandemie nicht zu stark abgebaut und es statt dessen in anderen Bereiche eingesetzt. «Deshalb konnte der Betrieb mit dem wachsenden Passagieraufkommen auch schnell wieder hochgefahren werden», so Wäfler.

Auch Dieter Kläy von der FDP wiegelt ab. «Es liegt in der Verantwortung der Kantonspolizei, rasch Massnahmen zu ergreifen, damit sich die Situation verbessert», sagt er zwar, ergänzt aber sogleich: «Der Handlungsbedarf ist durch die Verantwortlichen erkannt worden. Ein politischer Vorstoss würde die Rekrutierung weiteren Personals nicht beschleunigen.»

Einen anderen Ansatz verfolgt Silvia Rigoni von den Grünen. Vielleicht liesse sich das hohe Passagieraufkommen am Flughafen etwas abschwächen, wenn sich Reiselustige zunehmend für Alternativen zu Flugreisen erwärmen könnten, so sie Sicherheitspolitikerin. «Dies wäre eher im Sinne des Klimas und somit auch der Grünen.» Einen Antrag für eine Aufstockung des Kapo-Personals am Flughafen werde sie daher nicht stellen.

Hauptkritik richtet sich an den Flughafen

SVP-Kantonsrat Daniel Wäfler sieht jetzt vor allem den Flughafen in der Pflicht. Er wirft dem Management vor, nicht alles unternommen zu haben, um für die Zeit nach der Corona-Krise bereit zu sein. Die Geräte zur Detektion und die Software seien in die Jahre gekommen. «Hier hat es die Flughafen AG offenbar verpasst, gleich nach der Pandemie nachzurüsten», sagt Wäfler.

Mit seiner Kritik zielt er unter anderem auf den so genannten Superscanner, der an anderen Flughäfen bereits eingesetzt wird (Travelnews berichtete). Der Flughafen Zürich hat erst gerade die Ausschreibung lanciert. Wäfler fordert: «Ich erwarte nun von der Flughafen AG, dass sie die notwendigen Schritte zeitnah einleitet, um dem wachsenden Passagieraufkommen gerecht zu werden.»

Eine Anfrage zur Thematik bei der SP blieb unbeantwortet. Die GLP betonte zwar, dass es sich um ein wichtiges Thema handle. Sie habe sich aber noch nicht ein umfassendes Bild dazu verschaffen können. Deshalb verzichte sie aktuell auf eine Stellungnahme.