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Andrea Beffa fühlt sich in ihrer neuen Rolle als SRV-Geschäftsführerin wohl und hat ehrgeizige Ziele. Bild: TN

«Es sind schon rund 80 Lehrverträge ab Sommer unterschrieben»

Reto Suter

Andrea Beffa ist seit Anfang Februar 2023 Geschäftsführerin des Schweizer Reise-Verbands. Im Interview zu ihrer 100-Tage-Bilanz erklärt sie, wie sie die Jungen für die Reisebranche begeistern will und welche Themen auf ihrer Agenda ganz oben stehen.

Frau Beffa, Sie sind seit Anfang Februar 2023 Geschäftsführerin des Schweizer Reise-Verbands und in dieser Rolle viel unterwegs. Wo haben Sie privat zuletzt Ferien gemacht?
Andrea Beffa: Ich war Anfang Mai für eine Woche mit der Familie in Portugal, in einem Hotel in der Algarve.

Hat alles geklappt?
Ich habe selbstverständlich im Reisebüro gebucht, und wir hatten eine tolle Zeit. Flug, Transfer und Unterkunft: Alles war so, wie man es sich vorstellt. Dazu hat auch das Wetter mitgespielt.

Ein grosses Thema sind derzeit die langen Wartezeiten bei der Sicherheitskontrolle am Flughafen Zürich? Waren Sie ebenfalls betroffen?
Tatsächlich war die Schlange auch vor unserem Abflug lang. Wir hatten als Familie mit Kleinkind das Glück, dass uns das Personal eine kleine Abkürzung gewährt hat. Unsere Mitreisenden waren aufgrund der langen Schlange allerdings sehr knapp dran und schafften es nur mit Mühe rechtzeitig zum Gate. Ich befürchte, das Ganze ist ein Thema, das uns noch eine Weile beschäftigen wird. Als SRV haben wir allerdings kaum Möglichkeiten, hier gross zu intervenieren. Der Ball liegt bei der Kantonspolizei Zürich, die die fehlenden Mitarbeiterressourcen bereitstellen muss.

«Natürlich wäre es schön, wenn noch mehr Leute die Ausbildung machen würden»

Sie sind jetzt gut drei Monate beim SRV. Wie schauen Sie auf Ihre ersten 100 Tage zurück?
Ich erlebe die Zeit seit meinem Start sehr positiv. Sie ist wie im Flug vergangen. Im ersten Monat war mein Vorgänger, Walter Kunz, noch jeden Tag im Büro anwesend und machte eine sehr strukturierte Übergabe. So kam ich in alle Themen schnell rein. Seit Anfang März leite ich die Geschicke des Verbands, darf aber bei Bedarf auf punktuelle Unterstützung von Walter Kunz zählen. Grosse Freude macht mir, wie sich die neuen Fachgruppen entwickelt haben. Dort haben wir schon viele wichtige Themen aufgenommen und vorangetrieben.

Haben Sie Beispiele dafür?
Die Aus- und Weiterbildung ist ein grosses Thema. In diesem Bereich wollen wir uns als Verband künftig noch mehr einbringen. Auch das Thema Nachhaltigkeit spielt eine zentrale Rolle. Hier gibt es schon mehrere konkrete Ideen, die wir in den kommenden Wochen und Monaten umsetzen wollen. Spruchreif ist allerdings noch nichts. Erste Resultate werden wir in Kürze kommunizieren.

Sie sprechen das Thema Aus- und Weiterbildung an. Wie ist der aktuelle Stand bei der Fachausbildung zum Travel Advisor?
Gerade diese Woche fiel der Startschuss zum nächsten Kurs. Zehn Teilnehmerinnen und Teilnehmer sind mit dabei. Insgesamt haben gut 30 Quereinsteiger die Ausbildung bereits abgeschlossen oder sind momentan noch dran. Mit diesen Zahlen sind wir ungefähr da, wo wir hinwollen. Natürlich wäre es schön, wenn noch mehr Leute diese Ausbildung machen würden. Wir werden das Quereinsteigerprogramm weiterhin vorantreiben.

Wie sieht es bei den Lernenden aus? Sind alle Stellen für den Start im August bereits besetzt?
Aktuell sind rund 80 Lehrverträge ab Sommer 2023 unterschrieben. Das ist eine deutliche Zunahme gegenüber dem vergangenen Jahr. Auch hier sehen wir uns grundsätzlich auf Kurs. Es ist aber auch klar, dass wir hier als Branche noch innovativer werden müssen, um die besten jungen Leute für uns zu gewinnen. Die Reisebranche ist und bleibt ein faszinierendes Berufsfeld mit guten Perspektiven. Diese Vorzüge gilt es aufzuzeigen.

«Meine Eltern haben sich in der Lehre bei der Swissair kennengelernt»

Wo wollen Sie konkret ansetzen, um diese Message zu transportieren?
Die Kommunikation birgt stets Verbesserungspotenzial. Hier setzten wir ein erstes Zeichen und haben unserer Website einen neuen Look verpasst. Zudem ist Elisha Schuetz Anfang Mai zu uns gestossen und kümmert sich nun um den Bereich Kommunikation. Die Jungen wollen wir einerseits über Social Media erreichen, andererseits aber auch mit frischen Auftritten an den wichtigsten Berufsmessen sowie an Info-Veranstaltungen der Berufsbildungszentren.

Wie war es bei Ihnen vor rund 20 Jahren? Weshalb sind Sie ins Reisebusiness eingestiegen?
Ich komme aus einer reisebegeisterten Familie und hatte fast keine andere Wahl (lacht). Meine Eltern absolvierten die Lehre bei der Swissair und lernten sich dort kennen. Meine ältere Schwester entschied sich dann auch für eine Lehre in der Reisebranche, und so eiferte ich ihr nach und bin schliesslich ebenfalls im Reisebusiness gelandet.

Eines der Ziele für das laufende Jahr ist es auch, den Kontakt zu den anderen Verbänden, TPS und STAR, zu intensivieren. Sind Sie da schon weitergekommen?
Von der TPS sind mehrere Vertreter bei uns im Vorstand mit dabei. Von daher ist der Austausch sehr gut, innerhalb des Vorstands auch mit dem TPS-Geschäftsführer, Thomas Althaus. Mit STAR sind wir ebenfalls regelmässig in Kontakt. Alle relevanten Themen werden miteinander besprochen.

Wo wollen Sie als Geschäftsführerin sonst noch Akzente setzen?
Wir sehen unsere Mitglieder als Partner und Kunden. Dementsprechend stehen sie im Zentrum all unserer Überlegungen. Hier stellt sich beispielsweise die Frage: Was können wir ihnen für einen Mehrwert bieten? Das war in meinen ersten drei Monaten ein grosses Thema und wird es auch weiterhin sein.

Verbesserungspotenzial sieht Andrea Beffa bei der Kommunikation. Auf dieses Thema legt sie ein besonderes Augenmerk. Bild: TN

Das Thema Nachhaltigkeit ist generell, aber speziell auch in der Reisebranche, stark in den Fokus gerückt. Am 18. Juni wird in der Schweiz über das Klimaschutzgesetz abgestimmt. Wie positioniert sich hier der SRV?
Wir setzen uns für ein Ja ein. Der Klimaschutz ist essenziell. Wir sind der Überzeugung, dass Reisen nachhaltiger werden muss. Das Ziel aller muss es sein, unsere Erde so gut wie nur möglich zu erhalten. Deshalb ist für uns klar, dass wir hier Ja stimmen.

Gibt es beim SRV Regeln, wenn es darum geht, sich vor einer Reise für den Zug oder das Flugzeug zu entscheiden?
Wir haben hierzu kein Reglement. Die Nachhaltigkeit steht aber immer im Zentrum unserer Überlegungen. Auch unsere nächste Generalversammlung in Parma, wo wir mit dem Zug hin- und wieder zurückreisen, ist ein klares Statement zu diesem Thema. Wir schliessen aber nicht aus, dass wir bei Bedarf auch wieder das Flugzeug benutzen werden.

Wenn Sie als Marktbeobachterin aufs Reisejahr 2023 schauen: Wie geht es der Branche?
Das Nachholbedürfnis ist nach wie vor gross. Die Menschen wollen reisen und sind auch bereit dazu, sich in den Ferien etwas zu leisten. Die Umsätze liegen plus minus auf dem Stand von 2019, wobei die Fernreisen – vor allem im asiatischen Raum – noch etwas im Hintertreffen sind. Alles in allem ist die Situation sehr positiv.