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Die Swiss muss wegen Streiks so viele Flüge streichen wie noch nie. Bild: Swiss

Annullationen wegen Streiks: neue Dimension bei der Swiss

Dass im Luftverkehr praktisch jede Woche irgendwo gestreikt wird, ist für die Swiss eine gewaltige Herausforderung. Die Airline musste dieses Jahr so viele Flüge wegen Streiks annullieren wie noch nie.

Begonnen hat es im Februar mit ersten Warnstreiks des Flughafenpersonals in Deutschland, die sich bis in den März weiterzogen. Dann begannen die Fluglotsen in Frankreich zu streiken und im April wurde auch in Italien die Arbeit niedergelegt. «Seit März sehen wir uns praktisch täglich mit irgendwelchen externen Einschränkungen konfrontiert», sagt Oliver Buchhofer, Leiter des Bereichs Operations bei der Swiss, gegenüber dem Aviatik-Portal «Aerotelegraph».

207 Flüge habe die Swiss in den ersten vier Monaten des Jahres wegen der Streiks bereits streichen müssen. «Noch nie in unserer Geschichte mussten wir so viele Flüge wegen Streiks annullieren wie in den letzten zwölf Monaten. Auch deutlich mehr als im gesamten, schwierigen Jahr 2019», so Buchhofer.

Dadurch könne man den Fluggästen nicht mehr die Leistung bieten, die man als Premium-Airline eigentlich bieten wolle. «Wir bedauern die Auswirkungen auf die Passagiere und verstehen ihren Unmut. Mich ärgert das auch sehr, weil uns oftmals die Hände gebunden sind und unsere Leute mit viel Herzblut an der Arbeit sind.»

Streiks führen auch vermehrt zu Verspätungen

«Die Streiks haben nicht nur zur Folge, dass wir ganze Flüge annullieren müssen, sie handeln uns immer wieder auch Verspätungen ein», sagt Buchhofer. «An ausserordentlichen Tagen mit Streiks an verschiedenen Orten haben fast acht Prozent aller Umsteigepassagiere ihren Anschluss verpasst.» Das entspreche nicht dem eigenen Anspruch. Auch bei der Pünktlichkeit zeigte sich die Streikhäufung. Am schlimmsten Tag starteten sechs von zehn Flügen verspätet.

Am meisten spüren Buchhofer und sein Team die Streiks bei der Flugsicherung in Frankreich, der seit März ununterbrochen läuft. «Wir sind eine der ausländischen Airlines, die am meisten darunter leiden», sagt er. So führen die meisten Langstreckenrouten nach Nord- und Südamerika über Frankreich, aber auch Flüge nach Spanien, Portugal und dem westlichen Nordafrika.

Planänderungen wegen Streiks gehen ins Geld

Gegen die Streiks in ganz Europa kämpft die Swiss unter anderem, indem sie mehr Reservecrews und -flugzeuge bereitstellt, zusätzliches Personal in der Einsatzleitstelle einteilt sowie die Flugpläne und -routen optimiert. Die Streiks kosten aber auch sonst. Zum einen erleidet die Swiss Ertragsausfälle durch annullierte Flüge. Zum anderen muss sie den Betroffenen Essen und Hotels zur Verfügung stellen.

Unter den Folgen der Streiks leidet auch die Umwelt. «Mitunter müssen wir wegen Überlastung des oberen Luftraums auf 24'000 Fuss fliegen, was deutlich mehr Kerosin verbraucht», sagt Buchhofer. Oder man könne zwar nach Hamburg fliegen, dort aber wegen des Streiks keine Fluggäste an Bord nehmen, weil an der Sicherheitskontrolle niemand arbeite. «Und so mussten wir leer zurückfliegen.»

Ein Ende der Streikwelle ist nicht in Sicht. Im Gegenteil. Gerade heute Freitag wird an den italienischen Flughäfen gestreikt – mit unangenehmen Folgen für alle Airlines und Passagiere.

(TN)