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Das sind die favorisierten Ziele der Travelnews-Leserschaft, was Direktflüge ab Zürich betrifft. Grafik: TN

Bali und Windhoek heissen die Wunschziele

Gregor Waser

Zu der Machbarkeit und Nachfrage der gewünschten Direktflüge hat Travelnews mit Experten gesprochen. Bei den favorisierten Zielen gibt es unterschiedliche Vorzeichen.

Der Flughafen Zürich analysiert regelmässig, welche grösseren Städte noch nicht direkt angeflogen werden, obwohl sie ein hohes Verkehrsaufkommen generieren (Travelnews berichtete). Darauf basierend evaluiert der Flughafen Zürich mögliche, neue Direktverbindungen. Und solche Direktflüge (nonstop oder mit Zwischenlandung, aber ohne umsteigen zu müssen) werden immer wichtiger. Nicht nur die Convenience oder Reisebequemlichkeit spielt eine Rolle, auch die Nachhaltigkeitsbilanz von Direktflügen ist deutlich besser als jene von Umsteigeverbindungen.

Nun hat sich Travelnews nach den Wunschhzielen der Leserinnen und Leser erkundigt und wollte wissen: «Welche Destination müsste unbedingt direkt an Zürich angebunden werden?» Zur Auswahl standen acht, nicht direkt angeflogen Ferndestinationen. Total 564 Stimmen trafen ein. Und dabei kristallisierten sich zwei Favoriten heraus.

Mit 20 Prozent der Stimmen schwingt die seit langem beliebte indonesische Ferieninsel Bali (Denpasar) oben aus, auch bekannt als Götterinsel wegen der grossen kulturellen und religiösen Vielfalt. Gefolgt mit 15 Prozent von Windhoek. Die Hauptstadt Namibias ist der Ausgangspunkt für die Entdeckung dieses fesselnden Reiselandes, wo Wildtierherden den Etosha Nationalpark prägen oder Felsgravuren ins Namib-Wüstenmeer locken.

Bei 11'961 Flugkilometern tauchen einige Probleme auf

Doch wie realistisch sind eines Tages Direktflüge von Zürich nach Bali oder Windhoek? Bei Bali tauchen etliche Fragezeichen bei der Machbarkeit auf. Die Strecke ist mit 11'961 Kilometern sehr lang, was die Flugoperation teuer macht. Weil mehr Treibstoff mitgenommen werden muss, fehlt es an Frachtkapazität. Und als Leisure-Destination zieht Bali kaum Geschäftsreisende an, die sich in eine Business- oder First Class setzen würden, was wie auch die Fracht wichtig für die Gesamtkalkulation wäre.

Bettina Kunz, Head Corporate Communications des Flughafens Zürich, sagt auf Anfrage von Travelnews: «Ein einzelner schlecht ausgelasteter Flug ist für die Airline bereits finanziell spürbar. Des Weiteren ist im Beispiel von Bali die Flugzeugkapazität sehr lange gebunden und steht nicht für andere Strecken zur Verfügung. Ebenso ist ein so langer Flug Crew-intensiv; es müssen mehr Crewmember geplant werden – wegen den Ruhemöglichkeiten an Bord – und sie benötigen einen längeren Layover vor Ort und mehr Freitage nach der Rückkehr.»

Von der touristischen Warte her, wäre ein Direktflug nach Bali sehr reizvoll, wie aus der Antwort von Ruth Landolt, Asia 365, herausgeht: «Bali hätte auf jeden Fall gute Chancen im Schweizer Markt, da ja auch alle Inseln weiter östlich bequem über das Drehkreuz Bali angeflogen werden könnten. Ein gute Auslastung könnte sicher von März bis Oktober erreicht werden. Mit einem guten Deal mit Garuda oder Lion Air für die Weiterflüge nach Raja Ampat und auf die östlichen Inseln könnte auch der Winter eine akzeptable Auslastung finden.» Bali als Destination sei zauberhaft und das touristische Potential ungebrochen. Indonesien habe zudem noch sehr viele Inseln, die ebenfalls jede Reise wert sind. Die würden wahrscheinlich durch einen Direktflug auch «näher rücken».

«Dagegen stellen muss man sicher, dass Bali vor riesigen Problemen mit den Folgen der starken touristischen Belastung steht», sagt die langjährige Asien-Kennerin. «Der Verkehrs-Kollaps ist eigentlich vorprogrammiert und auch die Abfallproblematik hat man, trotz vieler Jahre Tourismus und grosser Anstrengungen, noch immer nicht gelöst.» Zudem schrecke die starke Bautätigkeit und das kontinuierliche Verschwinden der Reisterrassen ab. Es fehle an staatlicher Regulierung und Einflussnahme.

Deshalb habe sie stark ambivalente Gefühle: «In einer perfekten Welt könnte das eine grossartige Chance sein, die Destination nachhaltig zu beeinflussen, weil die Auflage eines solchen Fluges immer mit viel Prestige für die lokalen Politiker verbunden ist und sie dadurch vielleicht bereit wären, einer nachhaltigeren Entwicklung Hand zu bieten.»

Mai bis Oktober nach Windhoek

Beim Wunschziel Windhoek, das bloss 7822 Kilometer von Zürich entfernt liegt, und damit deutlicher weniger flugtechnische Hürden aufweist, haben wir einen Fernreise-Spezialisten befragt. Dominic Eckert von Dreamtime Travel sagt: «Ich sehe da auf jeden Fall Potential und habe darüber auch schon mit Edelweiss gesprochen. Ich glaube, die haben das auch schon angeschaut – aber es braucht immer genügend Flugzeuge…»

Auf die Saisonalität angesprochen, sagt Eckert: «Ein Flug nach Windhoek würde ab Ende Mai bis Anfang Oktober Sinn machen – idealerweise zweimal pro Woche.» Im Moment fliege ja die Eurowings Discover ab Frankfurt direkt nach Windhoek. «Sowohl die Eurowings Discover als auch Frankfurt ist bei unserer Kundschaft aber nicht besonders beliebt. Unsere Kundinnen und Kunden fliegen lieber mit Swiss nach Johannesburg und dann hoch nach Windhoek. Vermehrt buchen wir jetzt auch die Ethiopian via Addis Abeba oder die Qatar via Doha.»

Unterschiedliches Potenzial

Die Ausgangslage der beiden Wunschziele Bali und Windhoek ist unterschiedlich. Bali/Denpasar wäre vom Potenzial her äusserst interessant. Im Jahr 2019 zählte der Flughafen Zürich 48'152 Passagiere (Kategorie «nicht bediente Routen»), die mit einem Umsteigeflug Richtung Bali abhoben. Bei solchen Zahlen werden die Edelweiss-Routenplaner in der Regel schwach. Doch Bettina Kunz hat die Gründe genannt. Eine fast 12'000 Kilometer entfernte Destination bringt erhebliche Zusatzkosten mit sich und das Risiko von einer oder zwei schwachen Rotationen dürfte Edelweiss von einer solchen Routenwahl abhalten.

Die Chancen auf einen Bali-Direktflug scheinen also gering, abgesehen davon, dass einige top Carrier wie Singapore Airlines, Emirates oder Qatar Airways günstige Umsteigeverbindungen ohne lange Zwischenstopps anbieten.

Bei Windhoek sind die Vorzeichen anders. In der Kategorie «nicht bediente Routen» figuriert Windhoek noch nicht in den Top 12. Auf dem 12. Platz liegt Ho Chi Minh City mit 16'303 Passagieren. Mit weniger als 16'000 Passagieren im Jahr verspricht Windhoek für eine Airline noch kaum schwarze Zahlen.

Doch die Routenplaner dürften Windhoek im Auge behalten, schliesslich stellen die Afrika-Spezialisten eine deutlich wachsende Nachfrage fest.