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Flugschnäppchen wie zu Vor-Pandemie-Zeiten gibt es in diesem Jahr kaum. Bild: TN

So viel teurer sind die Flug- und Reisepreise

Die Reisepreise sind in diesem Jahr deutlich angestiegen. Die Reiselust von Schweizerinnen und Schweizern bleibt trotzdem hoch.

Eines vorweg: klare Prozentangaben für den Vergleich von Flug- oder Hotelpreisen mit dem Vorjahr sind heutzutage eigentlich gar nicht mehr möglich. In Zeiten unzähliger Flug- und Buchungsklassen und täglichem Justieren der Tarife (im Branchenjargon: Yield-Management), sind präzise Angaben zur Veränderung von Reisepreisen gar nicht mehr möglich. Auch die Zimmerpreise in den Hotels verändern sich im Tempo von Börsen-Kursen.

Trotzdem sind die in der Wochenend-Presse publizierten Erhöhungen insbesondere der Langstrecken-Flugtarife nicht aus der Luft gegriffen, in der Tendenz richtig. Der Inflationsrechner des Vergleichsportals Comparis notierte im April bei Flugtickets generell eine Teuerung von fast 10 Prozent gegenüber dem Vormonat. Gegenüber dem letzten Jahr beträgt sie sogar 35 Prozent. Pauschalreisen schlugen gemäss Comparis im April um 7 Prozent auf.

Die «NZZ am Sonntag» (Abo) hat sich hierzu in der Reisebranche umgehört. André Lüthi, CEO der Globetrotter Group, sagt: «Langstreckenreisen haben sich zwischen 30 und 45 Prozent verteuert. Nach Kathmandu hat sich der Flugpreis sogar fast verdoppelt. Die Airlines profitieren davon, dass Corona den ruinösen Preiswettbewerb beendet hat». Insbesondere Nordatlantikflüge seien bis 2019 noch deutlich günstiger gewesen.

Auch die Swiss bestätigt die höheren Preise. 2023 erwartet die Airline Preise über den Werten von vor der Pandemie, dies aufgrund des noch immer knappen Angebots und der demzufolge reduzierten Verfügbarkeit tiefer Ticketpreise. Zurückhaltung oder Kalkül? Dazu heisst es von der Unternehmensberatung Oliver Wyman, die Airlines seien vorsichtiger geworden und hätten die Planung stärker auf Profitabilität getrimmt.

15 bis 18 Prozent weniger Passagiere

Die tiefen, unsäglichen 500-Franken-Preise nach New York und Bangkok dürften vorerst verschwunden bleiben, was auch im Sinne der Nachhaltigkeit ist. Die Airlines können sich in Zeiten der Pandemie-Verschuldung und des noch laufenden Erholungsprozesses solche Kampfpreise im Buhlen um Marktanteil gar nicht mehr leisten. Kerosinpreise sind deutlich höher, die Kosten der Lieferanten ebenso, auch Personalengpässe und -Rekrutierung schlagen sich im Budget nieder.

Der Einfluss deutlich höherer Flugpreise hat auf die Anzahl Buchungen Auswirkungen, was sich unter dem Strich für die Reiseunternehmen aber nicht so stark auswirkt. «Umsatzmässig liegen wir im Vergleich zu 2019 wieder bei 91 Prozent» , sagt André Lüthi. Die Umsätze sähen nur so gut aus, weil die Preise viel höher seien als damals. «Die Anzahl Passagiere liegt zwischen 15 und 18 Prozent tiefer als 2019.» Es wird also weniger gereist.

Diese bestätigen auch weitere Reiseunternehmen. «Insgesamt ist die Anzahl Passagiere noch tiefer als vor der Pandemie», teilt Hotelplan Suisse mit. Dies hänge damit zusammen, dass weniger Kurztrips gebucht würden. Anstelle von zweimal eine Woche reisten Kundinnen und Kunden heute nur noch einmal in die Ferien. Dafür blieben sie etwas länger. Diesen Trend stellt auch Kuoni fest: pro Buchung werden fünf bis zehn Prozent mehr ausgegeben.

Zwei Erkenntnisse

Erstens: Es ist gut so, dass die Flugpreise wieder ein gewisses Niveau erreicht haben und damit auch dem Overtourism entgegenwirken. Die 36-Stunden-Reise nach Barcelona oder der New-York-Shoppingtrip haben an preislicher Attraktivität verloren. Längere, erlebnisreichere und beratungsintensivere Reisen nehmen an Bedeutung zu. Das wird auch die Reisebüros freuen.

Zweitens: die aktuelle Zurückhaltung der Airlines beim Ausrufen irrer Tiefpreise wird leider nicht ewig anhalten. Spätestens mit der Rückkehr der noch am Boden verbliebenen Jets, wird sich auch die Konkurrenzsituation und das Preisgebahren wieder Richtung Vorpandemie-Niveau bewegen, so unsere Befürchtung.

(GWA)