Das bietet die längste Busreise der Welt

Eigentlich wollte das indische Unternehmen Adventures Overland einen Bus-Trip von der britischen Hauptstadt London nach Delhi in Indien durchführen. Das wäre eine Fahrt über 20'000 Kilometer geworden. Gedauert hätte sie 70 Tage. Corona hat diese Pläne jedoch durchkreuzt. Strikte Reiserestriktionen in mehreren Ländern verunmöglichten den Trip, bei dem der Bus unter anderem Russland, China und Thailand durchquert hätte.

Jetzt nimmt der Reiseveranstalter einen zweiten Anlauf. Die neue Tour ist ein bisschen kürzer und dauert auch eine Spur weniger lang als der ursprünglich geplante Indien-Trip. Gleichwohl ist die Reise nur etwas für Menschen, die leidenschaftlich gerne mit einem Car unterwegs sind. Die bisher längste Busreise, die gemäss «Guiness World Records» über gut 6000 Kilometer von Lima nach Rio de Janeiro führt, ist jedenfalls ein Klacks dagegen.

56 Tage quer durch Europa

Der Rekord-Bus-Trip soll am 7. August in Istanbul beginnen. Die Reise umfasst 22 Länder und führt über 12'000 Kilometer. Das Ziel in London soll nach 56 Tagen erreicht sein. Bis zu 30 Personen finden Platz im Bus. Zu den Höhepunkten gehören eine Überfahrt mit der Fähre über den Finnischen Meerbusen, ein Besuch des Nordkaps und eine Kreuzfahrt entlang der norwegischen Fjorde. Zwischen den einzelnen Stopps soll es je einen busfreien Tag für Sightseeing oder andere Unternehmungen geben.

Den Bus beschreibt das Road-Trip-Unternehmen als Fahrzeug der Luxusklasse, das für Langstreckenreisen konzipiert worden sei. Er verfüge über besonders breite Gänge und verstellbare Sitze mit viel Beinfreiheit. Zudem gebe es unter anderem ein individuelles Entertainment-System und Handy-Ladestationen über Stecker und USB-Anschluss.

Die gesamte Reise kostet umgerechnet rund 22'500 Franken. Inbegriffen sind ein tägliches Frühstück sowie 30 Mittag- und Abendessen und alle Hotelübernachtungen. Es gibt allerdings nur Doppelzimmer. Wer alleine reist, muss den Raum gegebenenfalls teilen. Um alles Nötige für die längste Busreise der Welt dabei zu haben, darf jeder Passagier zwei grosse Koffer mitführen.

Reiseprofis sind skeptisch

Für manche klingt eine 56-tägige Busfahrt wie ein episches Abenteuer. Für andere wäre der Trip die Hölle auf Erden. Schweizer Reiseprofis zweifeln daran, dass die Nachfrage gross sein wird. «Für den Schweizer Markt sehen wir kein Potenzial für eine Reise von fast zwei Monaten», sagt Thomas Meier, Geschäftsleiter von Twerenbold Reisen in Baden-Rütihof. Er gehe davon aus, dass dieses Angebot vor allem auf den Übersee-Markt zielt, um Europa bequem und sicher in zwei Monaten intensiv kennenzulernen. «Ich hoffe für den Veranstalter, dass die Nachfrage dafür genügend hoch ist» so Meier.

Twerenbold Reisen bietet ebenfalls Europa-Rundreisen in Luxusbussen an. Diese dauern derzeit aber maximal zwei Wochen. Es gebe momentan allerdings Überlegungen, auch Busreisen ins Angebot aufzunehmen, die drei Wochen dauern, sagt Thomas Meier.

Ähnlich skeptisch äussern sich die Reiseprofis von Globetrotter, die sehr genau wissen, wie junge, abenteuerlustige Menschen ticken. In zwei Filialen heisst es auf Anfrage, dass man für eine solch lange Busreise über den ganzen Kontinent keine allzu grosse Nachfrage erwarte. Durchaus beliebt seien hingegen Busreisen durch ein einziges Land, um Land und Leute kennenzulernen. Fazit: In der Schweiz dürfte sich das Interesse an der Mega-Busreise in Grenzen halten.