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Die ITB 2023 zog über 90'000 Touristikerinnen und Touristiker aus der ganzen Welt an. Bilder: TN (69), ITB (11)

Das war die ITB 2023

60 Stunden in Berlin, im Tourismusparadies, im Tourismustaumel: Drei Gründe, unbedingt wieder an die ITB zu fahren; drei Gründe, die dagegen sprechen – und die 80 schönsten Bilder.

Der Wahnsinn ist vorbei. 90'127 Touristikerinnen und Touristiker aus total 180 Ländern trafen sich von Dienstag bis Donnerstag in der Messe Berlin - 2019 waren es noch 113'000 Besucher, wobei damals auch noch Konsumenten angesprochen waren. Nach vierjähriger Pause fand nun also endlich wieder mal eine reale Internationale Tourismus Börse (ITB) statt. Die Messe war mit 5500 Austellenden gut gefüllt, dicht gedrängt bewegten sich die Touristiker von Halle zu Halle, von Meeting zu Meeting.

Viele Schweizer Touristiker vor Ort

Alle waren sie da, von Aserbaidschan über Bhutan bis Norwegen und Zypern; viele Touroperators, Ländervertreterinnen, Destination Management Companies und Hoteliers, eher dünn gesät war das Feld der Airlines. Auch die Travelnews-Crew weilte drei Tage in Berlin, spulte Kilometer um Kilometer ab, traf sich mit Touristikern aus der ganzen Welt und war von den zahlreichen Abendveranstaltungen beeindruckt.

Auffallend häufig waren die spontanen Begegnungen mit Schweizer Touristikern. Viele liessen es sich nicht nehmen, endlich wieder mal persönliche Kontakte zu pflegen und die vielerorts neuen Leute kennenzulernen.

Das sind unsere besten Schnappschüsse der letzten drei Tage, angereichert mit einigen Bildern aus der offiziellen ITB-Galerie:

Umfangreiche fachliche Orientierung bot der ITB Berlin Kongress, bei dem 400 Speakerinnen und Speaker bei insgesamt 200 Sessions in 18 verschiedenen Thementracks zu den dringendsten Themen und aktuellen Trends diskutierten, wie zum Beispiel Digitalisierung, Künstliche Intelligenz oder Fachkräftemangel.

Ob Hoteliers in Panama, Tourguides in Finnland: mit wem man auch in der Halle sprach, der Fachkräftemangel scheint in der Tat ein weltweites Phänomen zu sein. Das schnelle wieder Hinauffahren des Tourismusgeschäfts ist überall nur schwer zu stemmen, angesichts der wieder intakten Reiseströme. Denn dass das Reisegeschäft weltweit wieder boomt, konnte man ebenfalls in den meisten Gesprächen vernehmen. 2023 wird an 2019 anknüpfen, teilweise die Vorpandemie-Jahre gar übertreffen.

3 Gründe, die für einen ITB-Besuch sprechen

Hat sich der Aufwand gelohnt, nach Berlin zu fahren? Drei Gründe, die dafür sprechen.

1. Die meisten ITB-Besuchenden, inklusive der Travelnews-Crew und den zahlreichen Schweizer Tourismusprofis auf dem gestrigen Swiss-Flug LX 91 von Berlin nach Zürich, sind sich einig. Es war toll, so viele Leute wieder zu sehen, um endlich die schleppenden Zoom-Meetings vergessen zu machen. Gerne wieder, mehr von diesen tollen, internationalen Begegnungen.

2. Das Tourismusgeschhäft boomt wieder, sowohl die Auskunftsfreudigkeit der Touristiker war in den letzten drei Tagen gross, auch die Bereitschaft neue Geschäftsbeziehungen einzugehen. Der Berlin-Besuch dürfte sich für viele ITB-Besuchende gelohnt haben. Auch unsere Notizblöcke sind voll. In den folgenden Tagen werden wir ihnen noch einige interessante Interviews und Stories nachreichen.

3. Welche Trends sich in den nächsten Jahren abzeichnen, ist nirgendwo besser als an der ITB zu erfahren. Ob Künstliche Intelligenz, Blockchain, forcierte Automatisierung, Sustainable Aviation Fuel: diese Themen werden hier eingehend besprochen und es wird ersichtlich, welche Konzepte bereits erfolgreich umgesetzt werden.

3 Gründe, die gegen einen ITB-Besuch sprechen

1. Die Messe ist zu gross und eine vernünftige Planung kaum möglich. Der Wunsch, am Dienstag die Hallen 20 bis 27 zu besuchen, am Mittwoch jene von 1 bis 6 und am Donnerstag 7, 8, 9 und den Kongress - so geht das leider nicht. Schon die Terminplanung ist ein Chaos, die letzten Anfragen kommen einige Stunden vor Messebeginn. In Tat und Wahrheit gilt es stets wieder enorme Distanzen zurückzulegen, sich durch Menschenmassen zu pflügen, so bleibt viel Zeit auf der Strecke. Und schafft man es rechtzeitig zum Meeting, ist der Gesprächspartner verzögert und noch im Talk mit dem vorherigen Meeting, so dass einem die eigene Planung wieder durcheinander kommt.

2. Die An- und Rückreise sowie die Unterkunftspreise sind ein weiterer Dämpfer. Lohnte sich früher auch ein Tagesbesuch ab der Schweiz via Flughafen Tegel und kurzem Transfer, benötigt nun der S9-Transfer vom Flughafen Brandenburg mit 24 Stopps bis Messe Berlin eine geschlagene Stunde und fünf Minuten, fast gleich lange wie der Flug Zürich - Berlin. Und wer auf ein Messe-nahes Hotel angewiesen ist, um schlank und ohne grossen Zeitverlust im Hotel weiterzuarbeiten, muss tief in die Kasse greifen, auch bei einem bescheidenen Zweisterne-Hotel.

3. Gibt es einen Grund, keine Sitzgelegenheiten anzubieten? Wer zwischen den Meetings mal ein Mail absetzen oder einfach mal die Beine kurz ausruhen lassen möchte, findet kaum ein Bänkli. Viele ITB-Besuchende setzen sich auf den Boden und klappen den Laptop auf oder essen dort ihren Lunch. Kein schönes Bild neben den vielen prächtigen Ständen. Ja, über den Lunch lässt sich auch streiten. Zwar gibt es neu in Halle 7 eine Streetfood-Meile. Aber bei 30'000 Gästen am Tag funktioniert das Catering nicht wirklich gut, vor allem auch weil um 12.00 Uhr die Warteschlangen explodieren. Wer es nicht schafft, um 11.30 oder ab 14 Uhr zu essen, steht auch mal eine halbe Stunde an. Bei einem Essens-Angebot, das da und dort ungesund und überteuert ist.

Fazit: Natürlich kommen wir wieder

Drei Tage Tourismustaumel liegen hinter uns. Es stapeln sich die Visitenkarten. Der Kopf ist noch schwindlig, auch in den Beinen sind die ITB und die mehreren 10'000 Meter spürbar. War es der Aufwand und die Kosten wert? Der Ärger über lange Wege, verzögerte Meetings, trockene Brötchen?

Aber natürlich. ITB, wir kommen wieder! Nirgends sonst gibt es eine solch tolle Möglichkeit, sich mit der ganzen Welt und ganz vielen neuen Leuten und Kontakten unbefangen auszutauschen - neue Business-Kontakte zu knüpfen, Ideen aufzuschnappen und neue Freundschaften zu schliessen.

(GWA/RSU)