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Peter Glade ist seit 2016 Commercial Director der SunExpress, die als Joint Venture zwischen Lufthansa und Turkish Airlines gegründet wurde und auch Flüge ab Zürich anbietet. Bild: SunExpress

«SunExpress konnte bisher 306 Hilfs- und Rettungsflüge durchführen»

Wir gross die Unterstützung der Tourismusindustrie für die Erdbebenopfer in der Türkei ist, zeigt der Einsatz der Charterairline SunExpress. Wir haben den Chief Commercial Officer Peter Glade dazu befragt.

Herr Glade, mit wie vielen Sonderflügen und weiteren Massnahmen hat SunExpress auf das verheerende Erdbeben in der Türkei reagiert?

Peter Glade: Wir haben schnellstmöglich alle Kräfte mobilisiert und haben unsere Flüge innerhalb weniger Stunden nach der Katastrophe in Hilfs- und Rettungsflüge umgewandelt. Bis Dienstag konnten wir dadurch 306 Hilfs- und Rettungsflüge durchführen und haben damit rund 14'000 Menschen aus dem Erdbebengebiet im Südosten der Türkei evakuiert. Zudem wurden um die 6500 Rettungskräfte in die betroffene Region geflogen, darunter auch ein 30-köpfiges Ärzteteam von REWE mit medizinischer Ausrüstung. Wir haben 200 Tonnen Hilfsgüter mit Hilfe eines kostenfreien Fracht-Services in die Erdbebenregion transportiert. Das war quasi unsere spontane Reaktion.

Geht die Hilfe weiter?

Wichtig ist, kontinuierlich zu helfen, auch wenn die Kameras weiterziehen. Deswegen haben wir eine Luftbrücke zwischen Deutschland und der Türkei eingerichtet, um die Hilfsmassnahmen weiter zu unterstützen. Für den Transport der privaten Spenden haben wir die führenden Logistikexperten Lufthansa Cargo, DPD, FIEGE, time:matters und CB Customs Broker GmbH zusammengebracht. Für diese Initiative führen wir montags und dienstags mit unseren Passagiermaschinen erstmals reine Frachtflüge von Frankfurt nach Antalya durch. Ergänzt wird das durch Frachtflüge der LH Cargo. Mehr als 1000 Tonnen Hilfsgüter sollen im Rahmen der Initiative «Gemeinsam helfen wir» in die betroffene Region transportiert werden.

SunExpress führt in den kommenden Wochen jeweils montags und dienstags unter der Flugnummer XQ8881 reine Frachtflüge von Frankfurt nach Antalya durch. Bild: SunExpress

Auf welche Erleichterungen können Betroffene zählen?

Wir können natürlich nur von uns als Fluggesellschaft sprechen und was wir tun können, um die Geschädigten zu entlasten. Unsere Evakuierungsflüge aus der betroffenen Region werden bis zum 1. März kostenlos fortgesetzt. Wir werden auch weiterhin kostenfrei Hilfsgüter transportieren, solange sie benötigt werden.

Wie beurteilen Sie die Situation im Katastrophengebiet?

Die gesamte Türkei ist in tiefer Trauer über die Ereignisse. Aber die Solidarität und der Zusammenhalt ist dafür ebenfalls überall spürbar. Das Land hält zusammen – und die Unterstützung von aussen ist überwältigend.

«Die letzten Tage haben gezeigt, wie stark die Tourismusbranche zusammenhält und Hilfe leistet.»

Von welchen Auswirkungen auf die Tourismusbranche gehen Sie aus?

Wir können natürlich nur einschätzen, was die nächste Zeit bringt. Aber wir sehen an den Buchungseingängen bei SunExpress, dass es nur kurzfristig nach den Ereignissen einen deutlichen Rückgang gab. Mittlerweile sehen wir, dass sich die Buchungseingänge tagtäglich wieder dem Niveau aus dem frühen Februar annähern. Unsere Vertriebspartner bestätigen ausserdem, dass gerade jetzt viele Stammgäste ihre Ferien in die Türkei buchen, um damit ein Zeichen der Solidarität zu setzen. Das ist genau die richtige Reaktion! Um das einmal ganz klar gesagt zu haben: Es gibt keinen Anlass, eine bereits gebuchte Reise an die Riviera oder die Ägäis zu stornieren oder umzubuchen. Das betroffene Gebiet liegt rund 800 bis 1000 Kilometer entfernt von den beliebten Feriendestinationen an der türkischen Riviera – ein Aufenthalt in Antalya, Izmir, Dalaman oder Bodrum ist ohne Einschränkungen möglich.

Wie kann die lokale und internationale Tourismusbranche weitere Hilfe leisten?

Die letzten Tage haben bereits gezeigt, wie stark die Tourismusbranche zusammenhält und an einem Strang zieht. Alle Partner haben mir bestätigt, dass sie an unserer Seite sind, wenn wir etwas brauchen – und jeder hat Wort gehalten. Das ist genau das, was zählt. Hier geht es nicht um Selbstdarstellung. Sondern darum zu zeigen, wie eng die Tourismus-Familie verbunden ist. Ob Wettbewerber oder Partner. Unsere Mittbewerber bieten ebenfalls proaktiv Hilfsflüge an, unsere zahlreichen Reisebüro-Partner stellen die Türkei bei ihren Verkäufen in den Fokus und die Gewerkschaften machen eine Streik-Ausnahme für die Hilfsflüge. Das ist wirklich grossartig!

(GWA)