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Schweizer Reisebüros verzeichnen zahlreiche Buchungseingänge in den letzten Wochen. Bild: Adobe Stock

«Das Jahr 2023 ist keines, das uns Sorgen macht»

Gregor Waser

Die Schweizer Reisebüros liegen mehrheitlich auf Kurs. Gerade bei den Langstrecken-Buchungen läuft in diesen Wochen viel, wie eine Travelnews-Umfrage zeigt.

In der gestrigen Touroperator-Umfrage äusserten sich die CEO’s von DER Touristik Suisse, FTI Touristik, Hotelplan Suisse, Knecht Reisen und TUI Suisse zwar optimistisch, dass das Reisejahr 2023 ein gutes werde. Gleichzeitig räumten sie ein, dass in diesen Tagen eine Zurückhaltung bei langfristigen Buchungen feststellbar sei.

Die Gründe dafür dürften in den Unsicherheiten in Bezug auf Corona, bei der Inflation sowie in der Energiekrise liegen. Sehen das die Retailer genauso? Was sagen sie zu den aktuellen Buchungseingängen? Wir haben bei fünf Reisebüros nachgefragt, in Basel, Altdorf, Brunnen, Rotkreuz und Affoltern am Albis. Fazit vorweg: es läuft nicht schlecht bei den Schweizer Reisebüros.

Ivana Stajic, Pink Travel Basel

Die von den Reiseveranstaltern geäusserte Zurückhaltung, was 2023er-Buchungen betrifft, bestätigt Ivana Stajic von Pink Travel in Basel nicht: «Es ist doch schon einiges reingekommen», hält sie fest, bereits letzten Sommer sei schon für den kommenden Frühling gebucht worden, «und derzeit registrieren wir auch schon Buchungen für Sommer- und Herbstferien ‘23. Die Leute getrauen sich wieder rechtzeitig zu buchen.» Von Zurückhaltung wegen den Unsicherheiten spüre sie nichts, allenfalls weil die Planung noch nicht klar sei, wann nun die nächstjährigen Ferien aus familiären oder Arbeitgeber-Gründen möglich seien. Die Reiselust sei zurück. Auf die gebuchten Destinationen angesprochen, nennt Ivana Stajic die Malediven, die Arabischen Emirate und das Mittelmeer, «und endlich auch wieder Sri-Lanka-Rundreisen», wie sie anfügt.

Adrian Müller, Travelpoint Müller, Brunnen SZ

«Wir sind gut unterwegs», sagt Adrian Müller von Travelpoint Müller in Brunnen SZ, «seit einem Monat verzeichnen wir viele Langstrecken-Dossiers, ob nach Asien, Nordamerika oder Afrika. Weniger Buchungen verzeichnen wir bei den Badeferien.» Es sei wohl anzunehmen, dass die Mittelmeer-Badeferien generell verstärkt direkt bei den Touroperators erfolgen. Und was sagt er zu den Fragezeichen wegen Corona-Bedenken, Kriegswirren und Inflation? «Das sehen wir sportlich. Im Vergleich zu den letzten Jahren ist das Jahr 2023 nicht eines, das uns riesige Sorgen macht. Wir nehmen 2023, wie es kommt. Wenn uns die letzten Jahre nicht umgebracht haben, wird das auch 2023 nicht der Fall sein.»

Yannick Käch, Take it Travel, Rotkreuz ZG

«Wir verzeichnen sowohl zahlreiche kurzfristige wie auch schon etliche langfristige Buchungen. Unter dem Strich dürfte es schon noch etwas mehr sein, aber schlecht ist die Buchungssituation nicht», hält Yannick Käch fest, stellvertretend für seinen Chef, Stephan Stalder, der selber in den Ferien weilt. Auf den Kurzstrecken würden die Buchungen eher noch kurzfristig reinkommen. Take it Travel agiert auch mit eigenen Programmen und wird für diese auch wieder an der Fespo in Zürich und an der Ferienmesse in Bern präsent sein. Ob das personell  zu stemmen sei? «Das ist schon nicht ganz einfach», räumt Käch ein, eine Option sei, den Messestand  aus organisatorischen Gründen mit einem anderen Anbieter zu teilen, dies sei noch in Abklärung.

Barbara Wohlfahrt, Reisecocktail, Affoltern am Albis ZH

Nein, von einem guten Buchungseingang spricht Barbara Wohlfahrt, Gründerin von Reisecocktail, einem Zusammenschluss von Freelancern, noch nicht. «Ich teile die Einschätzung der Reiseveranstalter, die von Zurückhaltung sprechen. Es ist wohl schon noch für Viele unklar, was im nächsten Jahr auf uns zukommt.» Entsprechend sei sie mit Werbeaktivitäten in diesen Wochen noch zurückhaltend, in der Annahme, dass dies derzeit nicht so gut ankäme, «wir hoffen auf eine grössere Buchungsbereitschaft im Januar und Februar». Im Vergleich zum letzten Jahr, als im November und Dezember schon etliche Sommerbuchungen reingekommen seien, liege sie noch im Rückstand. Was sagt Barbara Wohlfahrt zu den vielen Flex-Optionen und ob die genutzt werden? «Sie wären ein gutes Verkaufsargument», aber sie stelle fest, dass es relativ schwierig sei, diese zu verkaufen, «die Darstellung im Powersearch einer Flex-Option ist nicht gut gelöst, unser Wunsch wäre, bloss ein Häkchen setzen zu müssen».

Roger Camenzind, Reisestube Altdorf UR

«Bis jetzt sind wir auf gutem Weg», findet Roger Camenzind von der Reisestube in Altdorf UR. «Obwohl wir einen relativ ruhigen Herbst gehabt haben, verzeichnen wir mehr Umsatz und Buchungen als 2019.» Auf was er das zurückführe? «Viele der Anfragen konnten wir  gleich zu Buchungen generieren, die Leute wissen, was sie wollen», stellt er fest. Insbesondere Australien, Neuseeland und Asien sei gut gebucht worden, obwohl die Flugpreise teils sehr hoch seien. Einen Rückgang verzeichnet die Reisestube hingegen bei den Nordamerika-Buchungen, hier sei seit August wenig reingekommen. Ein Grund könnte sein, werweisst Camenzind, dass die Einreise für Ungeimpfte in die USA noch nicht möglich ist. Aber es gebe derzeit nichts zu jammern, auch einige schöne Gruppenbuchungen seien jüngst reingekommen.