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Das Reisejahr 2023 wird gut, glauben die Schweizer Reiserveranstalter. Bild: TN

«Weitere Erholung»: Top 5 CEOs sind optimistisch für 2023

Gregor Waser

Unsichere Rahmenbedingungen hin oder her: die Zeichen für ein gutes, neues Reisejahr stehen gut gemäss den fünf führenden Schweizer Reiseveranstaltern.

Das laufende Reisejahr endet in gut zwei Wochen, die Vorbereitungen fürs neue Jahr sind in vollem Gang. Gleichzeitig gibt es so viele Fragezeichen und Unwägbarkeiten wie kaum je zuvor – Corona-Comeback, Kriegswirren, Inflation, Fachkräftemangel ...  

Travelnews hat bei den fünf führenden Reiseveranstaltern der Schweiz angeklopft und gefragt:

  • Wie beurteilen Sie zum jetzigen Stand die Buchungsentwicklung für 2023?
  • Und mit welchen Erwartungen und Hoffnungen starten Sie ins neue Jahr?

Dieter Zümpel, CEO DER Touristik Suisse

Dieter Zümpel

«Die zweifelsfrei bestehenden Herausforderungen haben der glücklicherweise zurückgekehrten Reiselust und Reisefreiheit in diesem Jahr keinen Abbruch getan», hält Dieter Zümpel fest. «Ich bin zuversichtlich, dass sich diese Entwicklung fortsetzt und unserem Unternehmen und der Branche insgesamt ein erfolgreiches 2023 bevorsteht.»

Ein Grund für den Optimismus liefert zudem eine Umfrage, die DER Touristik Suisse zusammen mit Marketagent Schweiz bei 1100 Personen im November 2022 durchgeführt hat. Nur ein Fünftel (21%) der Befragten will das Ferienbudget kürzen. Die Hälfte (48%) will etwa gleich hohe Ausgaben tätigen wie in diesem Jahr. Knapp ein Drittel (31%) plant sogar mehr Geld für die Ferien im Jahr 2023 in die Hand zu nehmen.

Begründet werden die Umfrageergebnisse von DER Touristik Suisse damit, dass einerseits der Nachholbedarf nach Corona noch nicht gestillt sei und andererseits viele Menschen in der Schweiz gut durch die Pandemie gekommen und weniger stark von der Inflation betroffen seien.

Carmen Doré, Managing Director FTI Touristik

Carmen Doré

«Für den Sommer 2023 liegen aktuell Griechenland, die Türkei, die USA, die V.A.E. und Thailand vorne in der Gunst unserer Gäste», sagt Carmen Doré, Managing Director von FTI Touristik. «Noch lässt sich aber keine genaue Prognose zur Nachfrage abgeben, denn für klare Tendenzen ist der durchschnittliche Buchungsvorlauf zu kurzfristig», betont sie weiter.

«Wir erwarten für 2023 wieder ein kurzfristiges Buchungsverhalten und gehen davon aus, dass sich die klassische Buchungskurve, die in früheren Zeiten
ihren Peak traditionell im Januar und Februar hatte, auch kommendes Jahr wieder entzerrt und verschiebt», so Carmen Doré.

Als Anreiz für frühzeitiges Buchen gewährt FTI Early Birds wieder Rabatte bis zu 50 Prozent auf den Hotelpreis. Bei den Individualreisen dürften die USA das grösste Comeback erleben, hier hat FTI das Portfolio nochmals verfeinert. Einen Schwerpunkt setzt FTI aber auch bei Individualreisen in Europa. Zum populären Ferienziel für Reisende, die mit dem Zug, Mietwagen oder eigenem Auto unterwegs sind, hat sich in den vergangenen Jahren zum Beispiel die polnische Ostseeküste herauskristallisiert, wo der Veranstalter sein Hotelportfolio ausgeweitet hat.

Nicole Pfammatter, CEO Hotelplan Suisse

Nicole Pfammatter

«Die Buchungseingänge sind noch nicht auf dem Niveau von 2019. Jedoch spüren wir, dass die Reiselust unserer Kundinnen und Kunden nach wie vor gross ist. Wie auch vor Corona zieht es in der bevorstehenden Wintersaison die meisten an die Wärme», sagt Nicole Pfammatter, CEO Hotelplan Suisse.

Die Buchungen für die Sommermonate 2023 liegen derzeit noch auf tiefem Niveau, sagt die Hotelplan-Chefin und sieht die Gründe dafür in den Unsicherheiten in Bezug auf Corona, die der Inflation sowie in der Energiekrise. «Im Gespräch mit der Kundschaft in unseren schweizweit 83 Filialen spüren wir jedoch, dass auch das Interesse für Ferien im Frühling und Sommer 2023 definitiv vorhanden ist.»

«Die Buchungen erfolgen jedoch nach wie vor deutlich kurzfristiger als vor der Pandemie und die meisten warten mit dem effektiven Buchungsentscheid noch ab».

Wie eine von Hotelplan Suisse durchgeführte Kundenumfrage zeigt, wünschen sich viele Kundinnen und Kunden nebst nachhaltigen Reiseangeboten auch eine Alternative zur bekannten CO2-Kompensation via myclimate. Als erster Ferienreiseveranstalter in der Schweiz bietet Hotelplan Suisse deswegen – in Zusammenarbeit mit der Fluggesellschaft Swiss – den Kundinnen und Kunden ab Mitte Januar die Möglichkeit, in zehn ausgewählten Hotelplan-Filialen Sustainable Aviation Fuel (SAF) zu erwerben, um damit ihren CO2-Fussabdruck noch direkter zu reduzieren.

Philipp von Czapiewski, Managing Director TUI Suisse

Philipp von Czapiewski

«Bei den Buchungen liegt der Fokus momentan noch stark auf dem Winter», sagt Philipp von Czapiewski, Managing Director von TUI Suisse. «Nichtsdestotrotz stimmt uns das erfolgreiche vergangene Geschäftsjahr zuversichtlich, dass sich die Nachfrage in der Schweiz trotz unsicherer Rahmenbedingungen auch im Jahr 2023 weiter erholen wird. Ich wünsche mir für unser Unternehmen und für die ganze Branche, dass sich die positiven Entwicklungen des letzten Jahres sowie der Weg in Richtung mehr Normalisierung ungetrübt fortsetzen werden.»

Mit Wegfall von Einreisebestimmungen an zahlreichen Destinationen weltweit, kehrt auch die Nachfrage nach Fernreisen wieder vermehrt zurück, stellt von Czapiewski zudem fest.

Spitzenreiter der beliebtesten Reiseziele im Winter sei Thailand, das jeder fünfte Kunde auf der Langstrecke bucht und wo der Nachholbedarf besonders gross ist. Zur Rangliste der Top-Winterdestinationen zählen bei TUI Suisse neben den Malediven und der Dominikanischen Republik auch die Vereinigten Arabischen Emirate sowie Mexiko.

«Der Trend zu einer Normalisierung zeigt sich auch beim Buchungsverhalten der Kunden», hält Philipp von Czapiewski weiter fest. «Zwar besteht weiterhin eine gewisse Tendenz zu kurzfristigeren Buchungen, diese ist jedoch rückläufig. Lag der durchschnittliche Buchungszeitpunkt vor Abreise im Jahr 2021 bei rund zwei Monaten, liegt er mittlerweile bei knapp drei Monaten und nähert sich damit dem Vor-Pandemie-Niveau von rund vier Monaten an.»

Markus Kohli, CEO Knecht Reisen

Markus Kohli

«Wie gehen von einer weiteren Erholung des weltweiten Tourismus aus», sagt Markus Kohli, CEO Knecht Reisen. 2023 sähe man als Jahr der Konsolidierung, denn die Nachfrage sei vorhanden, und die Reiselust von Schweizerinnen und Schweizern werde weiter zunehmen. Zu den geopolitischen Herausforderungen sagt er: «Wir wünschen der Welt eine möglichst baldige Beilegung des Ukraine-Konfliktes. Gleichzeitig hoffen wir auch, dass latent schwelende Konflikte wie in Taiwan und Myanmar nicht eskalieren.»

Was Kohli jüngst optimistisch gestimmt hat, ist der Anstieg des durchschnittlchen Buchungswertes. Dieser sei im laufenden Jahre merklich höher als noch im Jahr 2019. Parallel dazu habe jedoch die Kurzfristigkeit im Buchungsverhalten spürbar zugenommen.

Zu den Erwartungen im Veranstaltergeschäft für das Jahr 2023 sagt Markus Kohli: «Je nach Reisezielen, den vorhandenen Kapazitäten in den Destinationen, den Verfügbarkeiten und der nach Corona noch verfügbaren Produktepalette in den Zielgebieten bewegen sich unsere Erwartungen im Bereich von 70 bis 90 Prozent des Vor-Corona-Niveaus.»