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Wird nun doch nicht verschrottet, sondern mit geändertem Design, reduzierter Passagierkapazität und umweltfreundlichem Antrieb für Disney Cruise Line fertiggebaut: «Global Dream». Bild: DCL

Disney kauft Global Dream der MV Werften und priorisiert Umweltfreundlichkeit

Nach der Insolvenz der MV Werften im Januar wurde nun ein Käufer für das unfertige Kreuzfahrtschiff «Global Dream» gefunden. Die damals vom Travelnews-Experten Thomas P. Illes gemachten Prognosen scheinen sich zu bewahrheiten.

Wie der US-Unterhaltungsriese mitteilt, kauft der Disney-Konzern das bisher unter dem Namen «Global Dream» bekannte Kreuzfahrtschiff der insolventen MV-Werften-Gruppe in Wismar. Die hauseigene Reederei Disney Cruise Line will das am MV-Werften-Standort Wismar zu 75 Prozent fertiggestellte Schiff unter ihrer Regie von Experten der Meyer Werft fertigbauen lassen und es unter neuem Namen in neuen Märkten ausserhalb von US-Gewässern positionieren.

Ein Kaufpreis wurde nicht genannt. Der dürfte allerdings so tief ausgefallen sein, dass sich die sicherlich nicht unerheblichen Zusatzkosten für die nötigen technischen und designmässigen Anpassungen des neuen Eigners an die hohen Disney-Standards wirtschaftlich vertretbar erscheinen lassen. Dies scheint umso wichtiger, als dass seitens des Mutterkonzerns, wie diverse Medien erst kürzlich wieder verlauten liessen, Entlassungen im Zuge weiterer Kostensenkungen wahrscheinlich seien.

Weniger Passagiere, umweltfreundlicher Antrieb

Interessant ist, welche konkreten Anpassungen Disney offenbar am Schiffsentwurf vorzunehmen gedenkt. Bereits letzten Januar zeigte der Wirtschaftsberater und Schifffahrtanalyst Thomas P. Illes im Zuge der Insolvenz der deutschen MV-Werften-Gruppe und deren Muttergesellschaft Genting Hong Kong für Travelnews differenziert auf, dass das für den asiatischen Markt ausgelegte Konzept der «Global Dream» keiner der etablierten grossen amerikanischen oder europäischen Reedereien so ohne weiteres ins Portfolio passen würde, ohne dass wesentliche Designelemente zu wohl «prohibitiv hohen Zusatzkosten» umfassend umgestaltet und angepasst werden und die Umwelttechnologien aufgerüstet werden müssten. «Ein solches Schiff passt schlecht zum gegenwärtigen politischen Klima, in dem nicht wenige im Zuge der Erfüllung der Klimaziele ziemlich lautstark einen entscheidenden Konsum- und Mobilitätsverzicht einhergehend mit einem Verbot von unter anderem auch Kreuzfahrtschiffen fordern», analysierte Illes schon damals.

Disney scheint nun aus der Not eine Tugend zu machen. So soll die ursprüngliche Passagierkapazität von 9‘500 – damit wäre die «Global Dream» das nach Passagierzahl weltgrösste Kreuzfahrtschiff geworden – auf 6000 heruntergeschraubt, wesentliche Designelemente und Passagiereinrichtungen geändert und es als eines der weltweit ersten Kreuzfahrtschiffe mit emissionsarmem grünem Methanol betrieben werden. Wie Illes allerdings heute auf erneute Nachfrage von Travelnews ausführt, wird es wichtig sein, dass es sich beim Treibstoff wirklich um grünes Methanol aus nachhaltiger Produktion handelt und der Treibstoff in genügender Menge in jenen Regionen, wo das Schiff verkehren soll, verfügbar sein wird. «Im Moment sind es weniger technische, als logistische Hürden der Versorgungssicherheit mit emissionsarmen alternativen Treibstoffen, welche die globale Schifffahrt auf einem schnelleren Weg zur Dekarbonisierung auszubremsen drohen», führt Illes aus. «Des Weiteren wird sich weisen müssen, welche weiteren umwelttechnischen Aufrüstungen in Bereichen wie Energieeffizienz, Landstrom, Abwassermanagement, Abfallentsorgung, usw. vorgesehen sind».

Der Verkauf des Kreuzfahrtriesen hat für die deutsche Schiffbauindustrie und den Schiffbau-Standort Mecklenburg-Vorpommern eine grosse Bedeutung. Nach der Insolvenz der MV-Werften-Gruppe im Januar befinden sich 900 ehemalige Werft-Beschäftigte weiter in einer Transfergesellschaft. Diese wurde zuletzt bis Ende November verlängert. Jetzt bietet sich mit dem geplanten Fertigbau durch die Papenburger Meyer-Werft am Standort Wismar eine mittelfristige Perspektive. Der Insolvenzverwalter der MV-Werften, Christoph Morgen, hat früheren Aussagen zufolge das Werftgelände in Wismar bis Ende 2023 vom U-Boot-Bauer Thyssenkrupp Marine Systems (TKMS) – dem neuen Eigner – zurück gemietet. Morgen hat zudem mit dem Unternehmen vereinbart, dass die «Global Dream» im Folgejahr am Ausrüstungskai zwischengeparkt werden kann.

(GWA)