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Im Vergleich zum Jahr 2019 liegen die Flughäfen Genf (- 14%), Basel (- 18%) und Zürich (- 19%) noch zurück. Bild: TN/Mobimag.ch

Unterschiedliche Genesung der Schweizer Flughäfen

So erholen sich die Schweizer Flughäfen von der Krise: Genf führt die Rangliste an und Basel fällt zurück, zeigt eine aktuelle Analyse.

In der Schweiz wird wieder fast so viel geflogen wie vor der Krise. Besonders am Flughafen Genf erholen sich die Passagierzahlen schnell. Dort wird zudem das Angebot deutlich ausgebaut. Etwas an Boden verloren hat hingegen der für Billigflüge bekannte Basler Euroairport, wie eine Analyse von Mobimag zeigt.

Bis im Jahr 2025 will der Flughafen Zürich wieder die Passagierzahlen des Jahres 2019 und damit vor der Coronakrise erreichen. Auch Airlines wie die Swiss rechneten zuletzt mit ähnlichen Zeithorizonten für eine vollständige Erholung der Aviatik.

Denn obwohl Menschen aus der Schweiz wieder mehr fliegen und das Land diesen Sommer für grosse und wichtige Touristengruppen wie die US-Amerikaner geöffnet war, fehlt noch immer ein grosser Teil des Verkehrs in Richtung Asien. Touristen aus China, Indien oder Japan liessen sich diesen Sommer fast nicht in der Schweiz blicken. Umgekehrt ist die Einreise in diese Länder noch immer kompliziert. Vollständig weggebrochen ist auch das volumenmässig bescheidene Geschäft mit Flügen in die Ukraine und nach Russland.

Auch fehlt noch immer ein Teil der Geschäftsfliegerei, weil viele Firmen die Vorteile von virtuellen Konferenzen erkannt haben. Andere wollen die Zahl der Flüge aus Klimaschutzgründen reduzieren. Dieses Segment scheint sich allerdings schneller zu erholen, als es noch auf dem Höhepunkt der Krise vermutet wurde.

Mobimag hat analysiert, wie die Schweizer Flughäfen in Sachen Erholung dastehen und mit welcher Entwicklung in den nächsten Monaten zu rechnen ist.

Vergleich zum Jahr 2019

Im Vergleich der Passagierzahlen der letzten zwei Jahre zu den selben Monaten des Jahres 2019 zeigt sich, dass der Flughafen Genf zuletzt am nächsten an den Vorkrisenwerten war. Im September lag er nur noch 14 Prozent hinter den Passagierzahlen des September 2019, während Zürich noch über 19 Prozent und Basel über 18 Prozent dahinter lag.

Im Gegensatz zu Genf und Zürich setzte sich die Erholung in Basel im September nicht fort, sondern gab sogar nach. Diese einmalige Schwankung sollte zwar nicht überinterpretiert werden, doch auch die bisherigen Daten aus dem Oktober deuten darauf hin, dass Basel weiter hinter Genf zurückfällt und nur noch knapp vor Zürich liegt. Das zeigt auch das Mobilitäts-Monitoring von Mobimag.

Der Andrang am Flughafen Zürich ist an Spitzentagen wieder gross. Bild: TN

Dass der Flughafen Zürich aufholen wird, war zwar klar. Schliesslich ist der Flughafen stärker von Langstreckenverbindungen abhängig, die zuletzt wieder zurückkamen. Während der Krise hingegen hatten Flughäfen wie Basel oder Genf, die stärker von Billigfliegern und ihren Point-To-Point-Verbindungen abhängig sind, einen Vorteil. Auch der Fokus auf Europa half diesen beiden Flughäfen, denn die Ein- und Ausreise ins europäische Ausland war während der Krise deutlich einfacher als etwa in die USA.

Easyjet hat reduziert

Dass Basel zuletzt etwas nachgegeben hat, dürfte auch damit zusammenhängen, dass die Airline Easyjet – die Nummer 1 am Euroairport – ihr Angebot auf diversen Strecken reduziert hat. Ein Teil davon ging auf den Abbau von Easyjet an der Basis in Berlin zurück. So hat Easyjet etwa die Zahl der Flüge ab Basel nach Berlin reduziert und den Flug nach Wien ganz gestrichen. Zudem hat auch die ungarische Billigairline Wizz Air Strecken von und nach Basel gestrichen. Auf anderen Verbindungen kamen zwar neue Flüge hinzu, doch insgesamt reichte das im September nicht mehr für ein Wachstum.

Ungebrochen beliebt bei den Airlines ist hingegen der Flughafen Genf. Zuletzt haben verschiedene Airlines neue Routen oder Frequenzerhöhungen bekannt gegeben. Die US-Airline Delta wird etwa ab nächstem Frühling täglich von Genf nach New York fliegen und der Swiss Konkurrenz machen. Die saudi-arabische Airline Saudia erhöht die Zahl ihrer Flüge ins Königreich im Winter, und die Swiss wird im nächsten Jahr mit Kopenhagen, Stockholm, Oslo und Hamburg gleich vier neue Ziele ins Programm ab Genf aufnehmen.

Derzeit liegt die Swiss bei der Anzahl durchgeführter Flüge etwa auf einem Stand von 80 Prozent des Jahres 2019 und damit unter allen Airlines in Europa zusammengerechnet. Diese kommen auf etwa 90 Prozent. Das hat Auswirkungen auf den Flughafen Zürich, wo die Airline zusammen mit ihrer Schwester Edelweiss mehr als jeden zweiten Passagier befördert. Nächsten Sommer will die Swiss ihr Angebot auf eine Kapazität von 85 Prozent gegenüber 2019 erhöhen. Eine Rückkehr zum Vorkrisenniveau dürfte in Zürich deshalb nächstes Jahr noch nicht erreicht werden. In Genf hingegen könnte dies allenfalls bereits gelingen.

Genf profitiert auch davon, dass sich die Genferseeregion wirtschaftlich sehr stark entwickelt und in Sachen Vollzeitstellen bald schon den Kanton Zürich als grösste Arbeitsmarktregion der Schweiz ablösen könnte, wie CH Media berichtete. Auch die Zuwanderung in die Westschweizer Kantone ist ungebrochen hoch.

Zürich wartet auf Asien-Flüge

Die Region Nordwestschweiz rund um den Flughafen Basel wächst hingegen seit längerer Zeit im Schweizer Vergleich unterdurchschnittlich stark. Trotzdem ist auch am Euroairport davon auszugehen, dass die Erholung weitergeht – auch wenn sie nicht mehr so schnell vonstatten gehen dürfte wie in den letzten Monaten und der Abstand zum Flughafen Zürich kleiner werden dürfte.

Wie sich der in Sachen Passagierzahlen grösste Schweizer Airport Zürich in den nächsten Monaten entwickelt, dürfte auch davon abhängen, wie schnell der Markt mit Flügen nach Asien sich wieder erholt und wie attraktiv die Schweiz für Touristinnen und Touristen bleibt. Ob der starke Sommer dieses Jahr ein Ausreisser und vor allem auf den Nachholbedarf zurückzuführen war, wird sich im Winter zeigen. Die ersten Prognosen sind eher verhalten. So berichten Hotelliers von unterdurchschnittlichen Buchungszahlen, wie der «Blick» schreibt.

Umgekehrt sind Ferien in Europa für Menschen aus der Schweiz zwar wegen des schwachen Euro günstiger geworden, aber die hohe Inflation im Euroraum gleicht diesen Effekt grösstenteils aus. Der US-Dollar ist wieder erstarkt und hat die Ferien in den USA verteuert, während das britische Pfund weiterhin billig ist und für einen Run auf London-Städtetrips sorgen könnte – vor der Krise die wichtigste Destination am Flughafen Zürich.

(Mobimag)