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Die Swiss und ihre Piloten sind weitehrin im Clinch - die Öffentlichkeit hofft, dass sich bald eine Einigung ergibt. Bild: Swiss Int. Air Lines

Das grosse Tauziehen zwischen Swiss und Aeropers

Die Swiss will ein aussergerichtliches Verfahren, schlägt vor, nicht während der Herbstferien zu streiken, sofern bis dahin vernünftige Gespräche stattfinden können.

Vor zwei Woche zerschlug sich die Hoffnung auf eine Lösung im Streit zwischen der Swiss und ihren Piloten um einen neuen Gesamtarbeitsvertrag (GAV) einmal mehr. Wie Travelnews berichtete, hatte die Swiss einen Vorschlag unterbreitet, den die Piloten allerdings nicht akzeptierten. Da die Piloten seit nunmehr einem halben Jahr ohne GAV fliegen, nachdem seit bereits zwei Jahren trotz intensiver Verhandlungen kein neuer GAV erzielt werden konnte, wird trotz Streikdrohung aber weiter mit Hochdruck an einer einvernehmlichen Lösung gearbeitet.

Die Swiss hat letzte Woche dem Pilotenverband Aeropers ein aussergerichtliches Schlichtungsverfahren vorgeschlagen. Dieser hat zum Ziel, in den nächsten Wochen eine unverbindliche Schlichtungsempfehlung unter Berücksichtigung der Interessen von Aeropers und Swiss auszuarbeiten. Die Aeropers empfand den Vorschlag der Swiss-Geschäftsleitung als «nicht zielführend» und antwortete mit einem Gegenvorschlag. «Die ungewisse Phase für die Pilotinnen und Piloten der Swiss um viele Wochen zu verlängern um am Ende nur eine unverbindliche Schlichtungsempfehlung vorliegen zu haben, bringt uns einem neuen GAV keinen Schritt näher», erklärte Aeropers-Präsident Clemens Kopetz, «die Piloten brauchen jetzt Verbindlichkeit und ein stabiles Umfeld, um ihre Passagiere weiterhin sicher und zuverlässig transportieren zu können. Ich habe deshalb Dieter Vranckx, dem CEO von Swiss, eine abschliessende Verhandlungsrunde im kleinen Führungskreis vorgeschlagen, um den bereits viel zu langen und für beide Seiten unproduktiven Verhandlungsprozess zeitnah zu einem erfolgreichen Abschluss zu bringen.» Auf diesen Vorschlag reagierte die Swiss wiederum mit Forderungen.

Am Donnerstagnachmittag (29. September) sind dann 400 Pilotinnen und Piloten in einem Protestmarsch zur Swiss-Zentrale in Kloten marschiert. Aeropers hat inzwischen ein «Massnahmenpaket zur Ermöglichung der Gespräche» unterbreitet. Hierbei wird der grosse Trumpf ausgespielt: Aeropers hat angeboten, bis und mit dem 23. Oktober 2022 nicht zu streiken, falls die Gespräche im kleinen Führungskreis in einem akzeptablen Rahmen stattfinden. Damit wäre das Herbstgeschäft gesichert - nicht nur für die Swiss wichtig, sondern auch letztlich gut für die Kunden und die Reisebranche, die sich sonst mit geplatzten Ferienträumen und viel Mehraufwand konfrontiert sähen.

Für den temporären Streikverzicht verlangt Aeropers eine Verlängerung des Kündigungsschutzes für die Pilotinnen und Piloten. Die Erfüllung dieser Forderung koste die Swiss-Geschäftsleitung nichts, wäre aber ein Signal an die Pilotinnen und Piloten, dass auch die Geschäftsleitung ernsthaft an einer zeitnahen Lösung interessiert ist und sich nicht unbedingt die Möglichkeit vorbehalten will, die Pilotinnen und Piloten ab April 2023 entlassen zu können. Die Piloten fürchten, dass sie ersetzt werden - zumal das letzte, verbesserte Angebot der Swiss ihnen zufolge finanziell um mehr als 56 Millionen Franken unter dem früheren GAV2018 lag.

Das Tauziehen hält also an. Die Öffentlichkeit hofft, dass es zu einer Einigung kommen kann und der angedrohte Streik just zur Herbstferienzeit abgewendet werden kann.

(JCR)