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Daniel Pauli zeigt sich sehr optimistisch für das Geschäft von Thurgau Travel im kommenden Jahr: Mit dem neuen Auftritt, dem neuen Schiff und dem Ausbau in Deutschland liegt man bei Thurgau Travel gut an. Bild: zVg

«Unser Anspruch als Pionier der Flusskreuzfahrt ist gerechtfertigt»

Jean-Claude Raemy

Daniel Pauli-Kaufmann, Geschäftsführer des Flusskreuzfahrt-Spezialisten Thurgau Travel, äussert sich gegenüber Travelnews unter anderem zum neuen Schiff, zum neuen Marktauftritt, zur Expansion nach Deutschland und zur Rückkehr des Asien-Geschäfts.

Am vergangenen Freitag (16. September) präsentierte Thurgau Travel sein neues Schiff, inklusive neuem Logo und neuem Claim (Travelnews berichtete). Was lag diesem Ausbau zugrunde? Travelnews hat bei Daniel Pauli-Kaufmann (Geschäftsführer Thurgau Travel) nachgehakt.  


Herr Pauli, mit der Thurgau Gold kommt ein neues Schiff in die Flotte. Wie kam es dazu?

Die MS Thurgau Gold wurde bereits letztes Jahr in Auftrag gegeben und das Schiff wird nach aktueller Planung ab Mai 2023 zum Einsatz kommen. Dank unserer guten Beziehungen in der Branche können wir das Schiff für mehrere Jahre exklusiv chartern und der Bau erfolgt nach unseren Vorstellungen, passend zu unserem Onboard-Konzept.

Womit darf man rechnen?

Es wird mehrere Restaurants haben und auch auf dem Sonnendeck nebst der Lounge eine Bar mit BBQ-Station. Nebst den in der Medienmitteilung genannten nachhaltigen Eigenschaften gibt es weitere Schritte im Bereich der Nachhaltigkeit. Sämtliche Generatoren an Bord erfüllen die Euro6-Norm und zwei Batterie-Pakete sorgen für eine optimale Lastverteilung, die sich vor allem bei Energiespitzen bemerkbar macht – durch die Energiepakete kann ein Generator eingespart werden. Die Abwärme der Motoren kann zu 85 Prozent für die Heizungssysteme wiederverwendet.

Bei der Reduktion der Emissionen wird es etwas technisch. Bei den Stickoxiden (NOx) gibt es eine Reduktion von rund 84 Prozent, der Feinstaub kann etwa um 93 Prozent minimiert und die Kohlenwasserstoffe um 81 Prozent reduziert werden.

Die Konzentration auf Nachhaltigkeit ist gut. Doch was ist mit der primären Produkt für Kunden, den Kabinen? Wie gross sind diese? Und gibt es keine Kabinen mit privatem Balkon?

Der überwiegend grosse Teil der Kabinen ist mit 16 Quadratmetern Grösse marktüblich für Neubauten und die Gold Suite ist mit 23 Quadratmetern einiges grösser als wir im DACH-Markt sonst sehen. Sämtliche Kabinen und Suiten auf Mittel- und Oberdeck verfügen über einen französischen Balkon, bei welchem die Fenster horizontal gesenkt werden können und so einen gänzlich freien Blick auf die Landschaft erlauben. Wir versprechen wohl nicht zu viel wenn wir mit dieser Neuerung das Gefühl eines Privatbalkons vermitteln können bei Kabinen und Suiten.

«In Asien sind wir bereits fast wieder auf allen angestammten Flüssen unterwegs.»

Auf welchen Routen bzw. Flüssen wird dieses Schiff unterwegs sein?

Die MS Thurgau Gold wird hauptsächlich auf Rhein, Main und Donau unterwegs sein und ersetzt damit die MS Thurgau Ultra, welche nach sieben Jahren im Dienste von Thurgau Travel ab 2023 nicht mehr bei uns im Angebot sein wird. Nebst den Klassikern wie der neuntägigen Reise Basel-Amsterdam-Basel und der 14-tägigen Route Holland-Friesland-Flandern warten wir mit neuen Routings auf, wie etwa dem zwölftägigen Besten aus Rhein-Main-Mosel mit den Stationen Basel-Würzburg-Trier-Basel. Dazu gibt es 5-7 tägige Routen mit etwas weniger bekannten Perlen wie Traben-Trarbach oder Eltville und wiederum bewährten Fahrten mit Frankfurt, Koblenz, Mainz, Baden-Baden verbunden mit der Loreley und dem romantischen Rhein.

Wie waren eigentlich die ersten Reaktionen auf das Rebranding?

Ein Rebranding ist immer eine tolle Herausforderung und wir haben das wohl ganz gut hingekriegt. Der neue Auftritt zeigt nun klar, dass sich Thurgau Travel im Segment Flussreisen als Pionier positioniert.

Der neue Claim lautet «Pionier der Flusskreuzfahrt». Worauf basiert ihr diesen Claim konkret?

Diese Position und auch der Anspruch sind durchaus gerechtfertigt, wenn wir auf die Unternehmensgeschichte blicken, insbesondere auf die von uns erschlossenen Destinationen. Thurgau Travel hat Asien bereits im Jahr 2004 mit der ersten Flussfahrt auf dem unteren Mekong erschlossen. Nach und nach sind drei weitere Schiffe in Myanmar dazu gekommen und diese Entwicklung der Pionier-Reisen setzt sich dieses Jahr mit der 54-tägigen Reise auf der eigens für uns gebauten RV Thurgau Ganga Vilas fort. Das Schiff wird auf dieser Reise erstmalig sowohl den Ganges als auch den Brahmaputra in Bangladesch befahren und dabei mit den Sundarbans einen der artenreichsten Lebensräume der Erde besuchen.

Weiter waren wir 2019 die ersten, die mit einem Flussschiff ein Reiseprogramm zum Weissen Meer anbieten konnten. Dies war nur möglich mit dem Umbau eines bestehenden Schiffes, das etwas schmaler ist als die herkömmlichen Schiffe dieser Region, die aber nicht bis zum Weissen Meer kommen.

2022 haben wir etwa 60 neue Themenreisen rund um die Themen Genuss, Wellness, Wandern, Musik, Architektur & Kultur ins Angebot aufgenommen. Hinzu kommen Jahr für Jahr unzählige neue Routings; dieses Jahr werden es 25 sein. Mitunter sind es neue Programme mit unseren Boutique-Schiffen Thurgau Saxonia, Thurgau Chopin, Thurgau Casanova und Thurgau Florentina, die aufgrund ihrer geringen Grösse in Fahrgebieten unterwegs sind, die für grössere Rhein-/Donau Schiffe nicht zugänglich sind. Dabei begeben wir uns beispielsweise von Hannover nach Kiel auf die Spuren der Hanse und gewähren Einblick in die einst mächtige Vereinigung. Mit der MS Thurgau Florentina gibt es neu eine 15-tägige Reise auf Elbe und Moldau, bei welcher bisher nicht mit Flussschiffen befahrene Teile der oberen Moldau erkundet werden können.

Die MS Thurgau Gold ist übrigens auch eine weitere Pionier-Leistung. 2023 wird es das nachhaltigste Flussschiff sein - mit der derzeit neusten Technik.

«Ich bin optimistisch, dass wir in Deutschland bereits dieses Jahr einen siebenstelligen Umsatz erzielen können.»

Wie kommt eigentlich die Expansion nach Deutschland voran? Wie läuft es dort? Wie gross ist der Anteil des Deutschland-Geschäfts schon am Gesamtumsatz?

Wir haben den Markteintritt auf August vorbereitet und im September die Reisen, die wir zuvor bereits auf der Website aufgeschaltet hatten, mit einem eigenen Katalog beworben. Naturgemäss ist in Deutschland die Resonanz aus dem Trade einiges grösser und wir können sicher bald neue Partnerschaften bekannt geben. Dazu gibt es einige grössere Charteranfragen. Ich bin optimistisch, dass wir dieses Jahr bereits einen siebenstelligen Umsatz erzielen können und den auch im 2023 substanziell ausbauen können – ohne direkt Zahlen dazu zu nennen. Ganz nach dem Motto «Lieber zuerst liefern und dann kommunizieren».

Aus Deutschland gab es aber auch Probleme, anderer Natur: Im Hochsommer hielten die tiefen Flusspegel die Flusskreuzfahrtbranche auf Trab. Das Problem hat sich nun gelöst. Aber welchen «Schaden» hat dies hinterlassen? Und fürchtet ihr 2023 oder generell zukünftig mehr solche Szenarien?

Insgesamt haben wir 23 Reisen mit kleineren und teils grösseren Änderungen durchführen müssen. Hierbei konnten wir einmal mehr auf unsere tollen Kunden zählen, die uns sehr viel Verständnis entgegengebracht haben. Unsere Mitarbeitenden und Partner haben wiederum insgesamt einen hervorragenden Job geleistet und trotz Routenänderungen schöne Erlebnisse an Bord und an Land geboten.

Der Geschäftsgang ist damit auch nicht substanziell beeinträchtigt. Wir stellen fest, dass Perioden von Hoch- bzw. Niedrigwasser etwas häufiger auftreten als in den letzten Jahren und werden entsprechend darauf vorbereitet sein, indem wir möglichst vorausschauend die Saison planen, flexibel bleiben in allfälligen Programmänderungen und unseren Gästen das jeweils gut erklären.

Ein weiterer Problemfall: Das Asiengeschäft ist wohl noch nicht wirklich zurück. Wie sieht die Situation dort aus?

Da muss ich ein wenig widersprechen: Mit der RV Mekong Pearl auf dem oberen Mekong, der RV Mekong Navigator auf dem unteren Mekong, der RV Thurgau Gang Vilas in Indien und der RV Angkor Pandaw auf dem Red River sind wir bereits fast wieder auf allen angestammten Flüssen in Asien unterwegs. Für die Strecke der 54-tägigen Reise in Indien sind nur noch einzelne Segmente buchbar.

In Myanmar sieht die Situation tatsächlich anders aus. Aktuell dürfen wir noch 30 Mitarbeiter zur Instandhaltung der Schiffe beschäftigen; diese erhalten seit über zweieinhalb Jahren monatlich ihren Lohn. Wir prüfen die Situation laufend und werden wenn möglich bald wieder selber vor Ort sein. Sollten touristische Reisen in einem sicheren Rahmen wieder möglich sein, werden wir den Betrieb mit den aktuellen Ressourcen rasch wieder hochfahren können. Bis dahin müssen wir uns in Geduld üben.

Wie optimistisch sind Sie denn für das Geschäft 2023 allgemein?

Für 2023 sind wir tatsächlich sehr optimistisch, haben wir doch in allen Bereichen von der Unternehmens- bis zur Marktentwicklung die nächsten Schritte eingeleitet oder bereits umgesetzt: Ein neues nachhaltiges Schiff, mehr Marktpräsenz im DACH-Raum, neue Reiseprogramme und einen frischen Auftritt. Uns ist auch klar, dass sich unser Umfeld rasch ändern kann – positiv wie negativ. Unsere Crew hat sich dennoch extrem anpassungsfähig gezeigt was die Veränderungen im Umfeld anbelangen – sei es wenn Reisen in einer Destination nicht mehr möglich sind, bei Hoch- oder Niedrigwasser, die Inflation oder Treibstoffkosten steigen oder sich auch die Kundenbedürfnisse nach Corona verändert haben und der Anspruch gestiegen ist.