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Die Swiss und der Pilotenverband Aeropers haben - vorerst - keinen gemeinsamen Nenner bei den GAV-Verhandlungen gefunden. Bild: Swiss Int. Air Lines

GAV-Zoff zwischen Swiss und Aeropers: Jetzt droht Streik!

Swiss hat dem Pilotenverband Aeropers ein um über 60 Millionen Franken verbessertes Angebot für einen Cockpit-Gesamtarbeitsvertrag (GAV) unterbreitet. Der Vorstand von Aeropers hat dieses als ungenügend zurückgewiesen und seinerseits Forderungen im Umfang von über 200 Millionen Franken gestellt. Weitere Verhandlungen sollen geführt werden - doch Aeropers droht inzwischen auch mit einem möglichen Streik ab dem 17. Oktober.

Die Swiss setzt alles daran, einen stabilen Flugbetrieb zu haben. Dazu gehört auch, dass die Piloten zufrieden sind. Zur Erinnerung: Seit dem 1.April 2022 fliegen die Piloten der Swiss ohne gültigen Gesamtarbeitsvertrag. Seit Herbst 2021 verhandelte Aeropers mit Swiss über einen neuen GAV. Nachdem die Geschäftsleitung der Swiss die erste Einigung zwischen den Parteien im Februar verworfen hatte, lehnten die Aeropers-Mitglieder Ende Juli den vorgelegten GAV2022 ihrerseits deutlich ab (Travelnews berichtete). Zu einem Streik kam es nicht, es wurde weiter verhandelt. Swiss betonte, dass man «sicher noch in diesem Jahr» einen GAV mit den Piloten erreichen würde.

Nun gab es aber einen erneuten Rückschlag. Swiss hatte dem Pilotenverband vergangenen Dienstag (13. September) ein nachgebessertes Angebot unterbreitet. Dieses beinhaltete unter anderem Massnahmen zur Verbesserung der Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben (Wert rund 30 Millionen Franken) über die Vertragslaufzeit von vier Jahren, ein Angebot zur teilweisen Umlagerung der variablen Lohnkomponenten in den Fixlohn oder alternativ die Erhöhung der variablen Lohnkomponenten bei einer EBIT-Marge zwischen 6 und 12 Prozent, sowie eine Erhöhung der Gesamtvergütung der Pilot:innen in Abhängigkeit vom Dienstjahr um jährlich zwischen 3000 und 9000 Franken (inklusive variabler Vergütung und Pensionskasse). Diese Massnahme trage auch der fortschreitenden Teuerung Rechnung. Die Swiss stellte somit nach eigenen Aussagen Nachbesserungen im Wert von über 60 Millionen Franken vor, welche «auch gegenüber dem letzten Gesamtarbeitsvertrag aus dem Jahr 2018 eine deutliche Verbesserung» darstellen sollten.

Doch der Pilotenverband Aeropers lehnte ab. Dies, weil laut Aeropers «die Geschäftsleitung der Swiss nicht ausreichend auf die berechtigten Interessen ihrer Pilotinnen und Piloten eingegangen» sei. Die Geschäftsleitung der Swiss müsse jetzt mit einem zeitgemässen Angebot auf ihre Pilotinnen und Piloten zugehen und deren Bedürfnisse anerkennen und erfüllen. Zusätzliche Gegenforderungen seien unangebracht, zumal die Swiss sehr gute Halbjahreszahlen präsentiert habe.

Jetzt droht Streik

Was nun? Swiss hat betont, dass sie für weitere Verhandlungen zur Verfügung stehe. Der Pilotenverband aber eskaliert nun: Man habe Vorbereitungen für den «Plan B» eingeleitet. Sprich: Es kommt zu einem Abstimmungsprozess über eine Arbeitsniederlegung. Falls die Mitglieder dem Antrag des Vorstandes zustimmen und die Geschäftsleitung der Swiss in der Zwischenzeit kein deutlich verbessertes Angebot vorlegt, seien ab dem 17. Oktober 2022 Streikmassnahmen möglich.

«Die Pilotinnen und Piloten der Swiss befinden sich in einem grossen Dilemma», sagt hierzu Henning M. Hoffmann, der Geschäftsführer der Aeropers, «einerseits müssen sie der Geschäftsleitung offenbar noch deutlicher zeigen, dass sie unzufrieden sind, andererseits wollen sie der eigenen Firma und den Kundinnen und Kunden nicht schaden». Die Swiss erklärt, dass die Forderungen von Aeropers über die vereinbarte Vertragslaufzeit von vier Jahren die Cockpitpersonalkosten von rund 1 Milliarde Franken um total über 200 Millionen Franken erhöhen würde.

Man darf nur hoffen, dass es nicht zu einem Streik kommt, welcher die Flugplan-Stabilität erheblich beeinträchtigen würde.

(JCR)