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Der Fokus von Dominika Lange (Director Sales & Marketing EMEA, Scenic Luxury Cruises & Tours - hier beim Interview mit Travelnews im Zürcher Seefeld) liegt darauf, in neueren Märkten wie der Schweiz die «Brand Awareness» für Scenic Cruises und Emerald Cruises zu steigern. Bild: JCR

De Luxe «Alle unsere Schiffe haben einen Wow-Faktor»

Jean-Claude Raemy

Kennen Sie eigentlich Scenic Cruises und Emerald Cruises? Dominika Lange, General Manager Marketing & Sales EMEA von Scenic Luxury Cruises & Tours, nimmt Sie in diesem Interview mit auf die virtuelle Reise mit dieser spannenden Reederei.

Seit bald einem Jahr ist Dominika Lange als General Manager Sales & Marketing EMEA (Europe, Middle East & Africa) bei Scenic Luxury Cruises & Tours in Zug tätig. Das Unternehmen ist im Fluss- und Hochseekreuzfahrtgeschäft tätig, in Familienbesitz und bislang vor allem auf englischsprachige Märkte ausgerichtet, weshalb die Kenntnisse über die Firma im Schweizer Markt noch relativ klein sind. Doch nun schickt sich Lange an, dies zu ändern. Wie das vonstatten geht, erklärt sie im nachfolgenden Interview.


Frau Lange, wie gut kennen die Schweizer Reisebranchenprofis die Firma Scenic Cruises?

Bei einer Roadshow gemeinsam mit dem Qatar Tourism Board fragten wir neulich nach, wer unter den Teilnehmern eine klare Vorstellung unserer Produkte habe. Zu den Scenic-Schiffen hob etwa die Hälfte die Hand, bei den Emerald-Cruises-Schiffen vielleicht ein Drittel. Da ist also durchaus noch Luft nach oben. Ich denke, die Lancierung der Scenic Eclipse, unseres ersten Hochseeschiffs, vor drei Jahren hat schon mal viel zur Markenbekanntheit beigetragen. Nun gilt es darauf aufzubauen.

Erklären Sie kurz, was alles zur Scenic Group gehört.

Scenic wurde 1986 vom Australier Glen Moroney, welcher inzwischen mit seiner Familie in der Schweiz wohnt, gegründet; er ist bis heute in Besitz des Unternehmens. Zunächst bot das Unternehmen geführte Rundreisen an, später kamen Flusskreuzfahrten hinzu, für welche schon bald eigene Schiffe erbaut wurden. Zunächst unter der Marke Scenic Cruises, ab 2013 dann auch mit der Schwestermarke Emerald Cruises - ursprünglich hiess diese Emerald Waterways und sollte auf Hochsee mit Emerald Yacht Cruises ergänzt werden, doch diese beiden Marken wurden unter das Dach Emerald Cruises gestellt. Inzwischen sind beide Marken sowohl in der Fluss- als auch in der Hochseeschiffahrt tätig.

Wie gross sind die Flotten?

Scenic verfügt im Flusskreuzfahrtbereich über 15 Schiffe, auf Hochsee bislang die Scenic Eclipse, zu welcher sich in Kürze die Scenic Eclipse II gesellen wird, deren Indienststellung für das zweite Quartal 2023 vorgesehen ist. Emerald Cruises verfügt über 9 Flusskreuzfahrtschiffe sowie auf Hochsee über die Emerald Azzurra, zu welcher sich planmässig ab August 2023 ein zweites Schiff namens Emerald Sakara gesellen wird.

Was unterscheidet die Marken Scenic und Emerald Cruises?

Beide Marken sind im Luxusbereich angesiedelt, und alle Schiffe entsprechen dem «Cruise-Zeitgeist». Scenic ist einen Tick höher angesiedelt: Die Schiffe sind einfach nur «Wow», sie sind elegant und luxuriös, haben für jede Kabine Butlerservice und ein Konzept, bei welchem wirklich alles inkludiert ist: Alle Getränke, alle Ausflüge, Internet, Trinkgeld und mehr. Emerald Cruises hat ebenfalls einen «Wow-Faktor», die Schiffe bieten aber eher modernes und stark auf Design orientiertes Ambiente. Bei Emerald Cruises ist etwas mehr Flexibilität in der Tagesgestaltung gegeben, deswegen ist auch nicht alles inkludiert: Die Getränke zu den Mahlzeiten und Trinkgelder beispielsweise schon, dazu ein Ausflug pro Tag, doch gibt es keinen Butler.

«Unsere Schiffe bieten von der vergleichsweise geringen Grösse her viele Möglichkeiten, welche andere Ozean-Liner nicht bieten.»

Was muss man zu den Kabinen wissen?

Auch hier gibt es natürlich Unterschiede. Auf der Emerald Azzurra gibt es lediglich 50 Kabinen, also maximal 100 Gäste. Fast alle Kabinen haben einen begehbaren Balkon. Standard-Balkonkabinen haben eine stattliche Grösse von 29 m2 einschliesslich der Veranda; die Owner Suite hat gar 111 m2. Die kleinsten Kabinen sind die sechs Oceanview-Kabinen, die aber immer noch eine Grösse von jeweils 19 m2 haben.

Auf der Scenic Eclipse finden maximal 226 Gäste Platz, bei Expeditions-Kreuzfahrten gar nur 200, auch das ist eine intime Atmosphäre. Alle Kabinen sind Suiten, mit einer Grösse ab 32 m2 bis hin zur Owner Suite mit 195 m2.

Auf den Flusskreuzfahrtschiffen beginnen bei Scenic die kleinsten Kabinenkategorien bei 15 m2, bei Emerald Cruises ab 11 m2 für Einzelkabinen und 15 m2 für herkömmliche Kabinen.

Welches sind die wichtigsten Fahrgebiete?

Im Flusskreuzfahrtenbereich decken wir das Wichtigste ab - in Europa also Rhein, Rhône, Seine, Donau, Douro und weitere, in Übersee beispielsweise auch den Mekong, wo wir das Geschäft nach der Pandemiepause im Oktober 2022 wieder aufnehmen werden.

Auf Hochsee ist eigentlich auch alles möglich, vom Mittelmeer über das Rote Meer und den Indischen Ozean bis hin zu den Polen - die Scenic Eclipse hat Polarklasse 6. Sie ist also auch für Expeditionskreuzfahrten in die Arktis oder Antarktis einsetzbar. Ansonsten kreuzt sie auch in Alaska, Zentralamerika oder eben auch im Mittelmeer, meistens auf längeren Routen, welche 10 oder mehr Tage beanspruchen. Die Emerald Azzurra ist eher ein «Warmwasserschiff», das wir auf Reisen von 7-9 Tagen primär im Mittelmeer, dem Roten Meer, im Persischen Golf und in der Karibik einsetzen.  

Wichtig ist hier zu erwähnen, dass unsere Schiffe von der vergleichsweise geringen Grösse her viele Möglichkeiten bieten, welche andere Ozean-Liner nicht bieten. Unsere Schiffe haben eigene Marinas, bei der Eclipse auch einen Helikopter und ein U-Boot - da sind den Erlebnismöglichkeiten einfach keine Grenzen gesetzt. In der Antarktis beispielsweise ist das Programm nur immer «ungefähr» definiert - die Crew kann kurzfristig entscheiden, wo die Lage am besten ist und wo Tiere zu finden sind, und sich danach richten. So sieht doch die Definition von Luxus aus.

Für solche Entscheidungen tragen bestimmt auch Experten an Bord bei...

Ja. Auf der Eclipse sind bis zu 20 «Discovery Experts» mit an Bord. Diese bieten viel Know-how und sind für alle Fragen offen. Allgemein legen wir viel Wert auf das Erlebnis und die Ausweitung der Kenntnisse unserer Gäste. Deshalb gibt es auf den Scenic-Schiffen auch das Ausflugsprogramm namens «Enrich». Dabei werden einzigartige Erlebnisse angeboten. Zum Beispiel ein intimes «Temple Dinner» entlang dem Mekong, wo bei einem historischen Tempel Köstlichkeiten in exklusivem Ambiente geboten werden und so unvergessliche Erlebnisse geschaffen werden.

Kommen wir zum Geschäftsgang. Wie und was wird gebucht?

Der Ertrag ist weiterhin generell recht «flusslastig», einfach weil wir im Flusskreuzfahrtbereich mehr Schiffe haben, aber das Geschäft mit den Hochseeschiffen entwickelt sich gut. Unsere Hauptquellmärkte sind weiterhin die englischsprachigen Märkte - Nordamerika, Ozeanien und Grossbritannien - doch die europäische Kundschaft macht sich langsam bemerkbar und wird anteilsmässig immer wichtiger.

Aber es wird immer noch sehr kurzfristig gebucht, vor allem aus den europäischen Quellmärkten, und hierbei vor allem im Radius von fünf Flugstunden ab dem eigenen Wohnort. Das ist wirklich auffällig. Amerikaner und Australier buchen bereits Kreuzfahrten für 2023 oder gar 2024, und dies weltweit. Für Europäer könnten damit Plätze auf unseren Schiffen schon bald knapp werden.

Das ist eine besondere Herausforderung. Wie würden Sie Ihre Kernaufgaben definieren?

Mein Fokus liegt darauf, in neueren Märkten wie eben dem DACH-Markt die «Brand Awareness» zu steigern. Hierbei sind wir aktuell rein auf B2B orientiert; im Bereich B2C sind wir kaum aktiv, bzw. nur über unsere PR-Firma Liebl. Es gibt eine spezielle Agenten-Website, wofür man sich registrieren muss, und auf welcher nützliche Informationen zu finden sind. Auf Anfrage geben wir auch sehr gute Agenten-Raten an den Trade weiter und planen Fam-Trips, wobei Plätze dafür infolge der hohen Kundennachfrage langsam knapp werden.

Einige Schweizer Agenten und Medienvertreter waren im Juni auf einem Fam-Trip mit der Scenic Eclipse dabei. Wir führen für den Trade auch Roadshows durch, wie erwähnt neulich mit dem Qatar Tourism Board.

Wie kam eigentlich Letzteres zustande?

Die Emerald Azzurra ist während der kommenden Fussball-WM in Katar komplett verchartert und wird wochenlang vor Ort in Katar liegen. In diesem Fall ist es interessant zu erwähnen, dass wir sowohl bei Flusskreuzfahrtschiffen als auch eben bei Hochseeschiffen Chartermöglichkeiten bieten.

Im Anschluss an den Charter bieten wir übrigens achttägige Routen ab Doha im Persischen Golf an.

Nun hört man von allgemeinem Chaos im Tourismus, etwa im Flugbereich bzw. beim Thema Personalmangel. Ist die Cruisebranche und Scenic im Speziellen davon auch betroffen?

Natürlich trifft das Flugchaos auch die Kreuzfahrtbranche. Passagiere verpassen Abfahrten oder kommen ohne Gepäck auf dem Kreuzfahrtschiff an. Glücklicherweise hatten wir bei der Scenic Group bisher noch keinen solchen Fall. Da die meisten bei uns «Cruise only» buchen - den Flug kann man auf Anfrage aber mitbuchen, Hotels vor und nach der Reise auch - können wir eigentlich wenig machen. Wir würden aber im entsprechenden Fall versuchen, uns möglichst kulant zu zeigen. Das ist man Premium-Kundschaft schuldig.

Was das Schiffspersonal angeht, kann ich vermelden, dass alle unsere Schiffe normal einsatzbereit sind. Doch natürlich ist auch im Kreuzfahrtwesen die Personallage generell noch recht angespannt.

Wie viele Personen arbeiten eigentlich in Zug bei Scenic?

Am Hauptsitz in Zug sind rund 50 Personen beschäftigt. Dort finden sich das Executive, die Finanzen, die Operations, sowie das Produktmanagement von Emerald Cruises. In meiner Verkaufs- und Marketingabteilung sind acht Personen angesiedelt. Mir untersteht der ganze Bereich EMEA, «Europe, Middle East, Africa», wobei der Fokus zunächst primär auf Europa liegt. Dazu habe ich zwei Heads of Sales: Achim Weber, der die DACH-Region, Middle East und Afrika verantwortet, sowie Kay Sion, welche das kontinentale Europa ohne die DACH-Märkte betreut. Für das Marketing ist schon seit Jahren Sarah Föhn zuständig.

Was befindet sich nicht in Zug?

Wir haben Ländergesellschaften in Grossbritannien - genauer in Manchester, wo sich auch das Reservations- und Call-Center befindet - sowie in Miami, in Vancouver, und in Australien an zwei Orten, in Sydney und Newcastle.

Zum Abschluss: Wie lauten ihre Prognosen für das Kreuzfahrtgeschäft allgemein und für Scenic?

Die pandemiebedingten Probleme sind noch nicht ganz ausgestanden. Das führt vielleicht da und dort noch zu Zurückhaltung beim Buchen. Aber ich bin sicher, dass die Kreuzfahrtbranche wieder sehr stark sein wird. Und da hat Scenic mit seinem exzellenten Produkt auf Flüssen wie auf Hochsee, mit seinem guten Preis-/Leistungsverhältnis und dem tadellosen Service eine gewichtige Rolle zu spielen. Ich bin sehr zuversichtlich.