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Idyllische Morgenstimmung im Mekong Delta. Bilder: Edelweiss | Melanie Stocker

Wildes Stadtleben und ländliche Idylle

Larissa Eichin

Erst zu den Garküchen der Strassenmärkte, unterwegs im Pulk der Töfffahrer, weiter zu kolonialen Prunkbauten und dann zum Relaxen auf den Mekong – ein Trip durch Südvietnam bleibt unvergessen.

Rappelvoll sind die Strassen von Ho Chi Minh City, laut, bunt, chaotisch die ersten Eindrücke. Mit knapp 10 Millionen Einwohnern und fast ebenso vielen Motorrollern kann einem die grösste Stadt Vietnams zunächst einmal überfordern. Doch bald kommt Begeisterung auf: optisch und kulinarisch. Unzählige Garküchen und bunte Plastikstühle oder -planen prägen das Strassenbild. Die Vietnamesen essen meist direkt auf der Strasse. Es lohnt sich, an der Strassenecke ein «Bánh mì», ein Baguette-Sandwich, oder die bekannte Nudelsuppe «Phở» zu probieren und das bunte Treiben der Stadt auf sich wirken zu lassen.

Mit vollem Magen lässt es sich gleich besser shoppen. Ho Chi Minh City ist für seine Strassenmärkte bekannt. Der Ben Thanh Markt ist einer der bekanntesten: Ob Kleider, Schmuck, Lebensmittel oder Souvenirs und Krimskrams – die riesige Halle ist vollgepackt mit allem, was das Herz begehrt. Wer es weniger touristisch mag, dafür aber auch das pure Chaos in Kauf nehmen will, dem sei der Binh Tay Markt in Cho Lon (Chinatown) empfohlen. Die Besucher dieses Marktes sind grösstenteils einheimisch und machen ihre Tageseinkäufe, entsprechend ruppig und gehetzt geht es hier zu und her – und ja, man fährt auch gerne mal mit dem Töff direkt durch die engen Marktgassen. Trotzdem, oder gerade deswegen, ist der Markt ein einmaliges Erlebnis, das man sich keinesfalls entgehen lassen darf.

Der Binh Tay Markt in Chinatown ist nichts für schwache Nerven.

Nicht nur die Chinesen haben Ho Chi Minh City beeinflusst. Prunkvolle Kolonialbauten erinnern an die französische Herrschaft im 19. Jahrhundert. So steht im Zentrum der Stadt eine Notre Dame Kathedrale sowie ein wunderschönes Postgebäude, welche direkt aus Paris importiert scheinen. Und auch das ehemalige Rathaus, vor allem mit der Statue Ho Chi Minhs, ist ein beliebtes Fotosujet und Wahrzeichen der Stadt. Direkt davor erstreckt sich der Nguyen Hue Boulevard. Während hier tagsüber tote Hose ist, erwacht die mächtig breite Allee abends zum Leben. Sobald die Strasse für den Verkehr gesperrt ist, tauchen von überall her mobile Garküchen-Träger, Strassenkünstler und tanzende Teenager auf. Einheimische sitzen mit ihren Kindern auf dem Boden und geniessen die kühleren Abendstunden. Hotel-Tipp: Rex Hotel Vietnam

«Ho Chi Minh City: Laut, bunt, chaotisch und einfach bezaubernd»

So harmonisch diese Momente auch sind, die Kriegsvergangenheit ist in Ho Chi Minh City allgegenwärtig. Wer sich vom bunten Treiben der Stadt losreissen kann und Zeit für einen Halbtagesausflug findet, muss unbedingt die Tunnelsysteme von Cu Chi besuchen. Eine Stunde von der Stadt entfernt erstreckt sich ein 250 Kilometer langes Tunnelsystem, das als Versteck und Schutz vor den Amerikanern während des Vietnamkrieges genutzt wurde. Teilweise verbrachten die Vietnamesen mehrere Wochen in den Tunnels. Wohnungen und sogar Spitäler und Schulen wurden im Reich unter der Erde gebaut. Leider ist ein Grossteil des Systems nicht mehr erhalten. In Cu Chi kann man aber in einige der engen, maximal eineinhalb Meter hohen Tunnels kriechen (sie sind gut versteckt und mit Fallen gesäumt) und so die Geschichte Vietnams am eigenen Leib erfahren.

In Cu Chi geht’s tief unter die Erde.

Auch in der Stadt selber kann man die schicksalsgeprägte Vergangenheit Vietnams hautnah erleben, zum Beispiel im «War Remnants Museum». Wer nun denkt, dass es bestimmt tolleres gibt, als bei 30 Grad in ein Museum zu gehen, dem sei gesagt: Ein Besuch ist tatsächlich eine ernüchternde Erfahrung - aber eine Wichtige. Unzählige und teils sehr brutale Fotografien dokumentieren die verheerenden Auswirkungen des Krieges mit den USA - viele davon sind noch heute spür- und sichtbar (siehe Bildgalerie).

Mekong Delta: die gelassene Seite Vietnams

Nach einigen Tagen im schlaflosen Ho Chi Minh City ist Entspannung gefragt. Diese findet man im Mekong Delta - der Reiskammer des Südens. Nach einer zweistündigen Busfahrt ist man in einer anderen Welt: dem ländlichen Vietnam. Auf kleinen Ruderbooten schaukelt man durch malerische Flüsschen, vorbei an Mangrovenwäldern, Wasserpalmen und versteckten Häuschen, aus denen der Duft von gebratenem Fisch weht.

Das riesige Gebiet rund um den mächtigen Mekong Fluss verzaubert mit seiner traumhaften Landschaft und einer Idylle, die man sich anfangs so gar nicht gewohnt ist. Während sich in Ho Chi Minh City ein Haus ans nächste reiht – oder sich die Häuser fast schon stapeln – ist das Mekong Delta eher spärlich besiedelt. Man lebt hier ruhiger und traditioneller. Das Leben spielt sich auf dem Wasser ab. Sogar Tankstellen sind auf Flossen am Uferrand zu finden.

Sogar Tankstellen schwimmen hier auf Flossen.

Das Highlight im Mekong Delta ist zweifelsfrei der schwimmende Markt Cai Rang. Frühmorgens reiht sich hier mitten auf dem Fluss ein Schiff ans andere. Lange Holzstangen zeigen schon von weitem, welches Produkt auf den Booten verkauft wird. Da hängen zum Beispiel tropische Früchte wie Ananas, Jackfrucht, Melonen oder unzählige Gemüsesorten. Zwischen den massigen Hausbooten flitzen kleine Motorboote umher, welche Getränke und kleine Snacks verkaufen.

Profi-Tipp: Das Hotel-Frühstück auslassen und sich auf dem Markt den Bauch vollschlagen. Wer statt Früchten und Gemüse lieber etwas Deftiges möchte, kann im Anschluss den naheliegenden Landmarkt An Binh besuchen. Dieser Markt ist weit weniger touristisch als der schwimmende Markt – allerdings braucht man auch einen stärkeren Magen. So beliebt die vietnamesische Küche auch ist, die Vietnamesen sind bekannt dafür, dass es keine Speisetabus gibt. So werden hier auch Ratten, Frösche und Innereien zum Kauf und Verzehr angeboten.

Ein guter Ausgangspunkt für die Erkundung des Deltas ist die Stadt Can Tho. Sie ist die grösste Stadt in der Region mit einer schönen Hafenpromenade, einem quirligen Nacht-Markt und tollen Restaurants. Hotel-Tipp: TTC Hotel Premium Can Tho.

Nach so vielen Eindrücken wird klar: Der Süden Vietnams bietet für jeden etwas. Ob man nun das urbane Stadtleben oder den ländlichen Charme liebt beziehungsweise auf der Suche nach Action oder Ruhe ist. Die Vietnamesen sind einfach ein tolles Volk. Ihre Hilfsbereitschaft, Freundlichkeit und Gastfreundschaft machen einen Besuch im Vietnam unvergesslich.