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Im bunten La Boca wird an jeder Ecke Kunst angeboten. Bilder: Edelweiss | Melanie Stocker

Abstecher zu den Gauchos

Annina Steffen

Genuss, Kultur und urbanes Stadtleben prägen einen Argentinien-Trip. Ein Besuch in Buenos Aires, Mendoza und Salta.

Südamerika oder Europa? Diese Frage kommt auf, wenn man durch die endlos langen Strassen von Buenos Aires schlendert. Die majestätischen Gebäude rund um die Avenida 9 de Julio könnten auch mitten in Europa sein. Das Viertel «La Recoleta» erinnert an ein schickes Paris. Grüne Plätze, hippe Kaffees und urbane Hipster-Bars im quirligen Palermo Viertel lassen einen direkt an Barcelona denken. Schaut man den «Porteños» – wie sich die Einheimischen nennen – beim Gestikulieren zu, meint man, in Sizilien zu sein. Die Einflüsse Europas sind in Buenos Aires allgegenwärtig und vermischen sich mit südamerikanischen Traditionen und Temperament.

Ein Spaziergang durch La Boca ist ein Erlebnis: Heisse Rhythmen schallen durch die pittoresken Gassen, die Strasse wird zur Bühne und die kunterbunten Blechhäuser werden zur Kulisse von Tangotänzern. An jeder Ecke verkaufen Künstler ihre Werke, es wird gegrillt und musiziert – hier spürt man den Puls des Lebens. 

Will man all diese Eindrücke verarbeiten, findet man in den «Bosques de Palermo» Ruhe. Die grüne Lunge der Stadt ist am Wochenende der Treffpunkt der Einheimischen. Ob Pedalo fahren, skaten, lesen oder picknicken - Jung und Alt geniessen hier ihre Wochenenden. An Sonntagen ist die «Feria de San Telmo» ein absolutes Muss. Das älteste Quartier von Buenos Aires verwandelt sich dann in einen lebhaften Markt. Auf den Pflasterböden breiten Künstler ihre Tücher aus und preisen Antiquitäten, handgemachten Schmuck oder köstlich riechende «Empanadas» an.

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Buenos Aires aus der Höhe. Von der Plattform der Galería Güemes lässt sich die Aussicht besonders geniessen.

Ein Paradies für Geniesser mitten in den Anden

90 Flugminuten südlich von Buenos Aires liegt Mendoza - ein Paradies für Geniesser und Liebhaber des Schönen und Guten. Malbec-Weinreben zieren das Landschaftsbild der Region, die ohne unzählige Wasserkanäle eine einzige grosse Wüste wäre. Ein Spaziergang durch diese scheinbar endlosen Rebberge ist Entspannung pur.

Und die rosa eingefärbten Anden laden geradezu ein, bei einem Glas Rotwein den Sonnenuntergang zu geniessen - zum Beispiel auf dem Schweizer Weingut Don Martin. Von hier stammt einer der besten Weine Südamerikas.

Sonne tanken ist in Mendoza täglich möglich, denn hier scheint an 320 Tagen im Jahr die Sonne. Will man sich etwas Gutes tun, lohnt sich die Fahrt zu den «Termas de Cacheuta». Am Fusse der Anden kann man hier in verschieden Thermen und Schlammbädern entspannen.

Malbec-Trauben so weit das Auge reicht - das ist Mendoza.

Rund um Mendoza laden schicke Boutique Hotels wie das Schweizer Resort «Entre Cielos» oder das «Relais Chateaux Cavas Wine Lodge» zum genussvollen Nichtstun und Geniessen ein. Wer den Charme und die Ästhetik der Toskana mag, wird Mendoza lieben. Auch kulinarisch: Neben Rindfleisch, das in Argentinien immer und überall in bester Qualität angeboten wird, isst man auch gerne italienisch.

Im Restaurant Francesco, zum Beispiel, steht seit über sechzig Jahren die heute 83-jährige María Teresa Corradini de Barbera am Herd. Dass die Pasta hier sogar besser schmeckt als in Italien, sollte man beim nächsten Italienbesuch vielleicht nicht erwähnen.

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Kolonialer Charme in Salta

Reist man weiter in den Norden Argentiniens, empfiehlt es sich, ein paar Tage im verträumten Salta zu verbringen. Diese Region unterscheidet sich deutlich von der Hauptstadt Buenos Aires. Die indigenen Wurzeln lassen sich in den Traditionen, Gesichtern, dem Essen und der Folklore erkennen. Man hat das Gefühl, in einer anderen Welt zu sein.

Von Tango will hier kaum jemand etwas wissen. In Nordargentinien dominieren traditionelle Tänze wie Chacarera, Gato oder Chamamé. Ein einmaliges Erlebnis ist ein Abendessen im Restaurant «La Casona del Molino». Talentierte Musiker spazieren hier rein, setzen sich an einen Tisch und musizieren. In jedem Raum spielt eine andere Gruppe. Der Chef offeriert ihnen dafür ein Bier und eine warme Mahlzeit.

Die rosarote Kathedrale rund um die Plaza Central bildet das Zentrum der Stadt.

Auch die spanische Kolonialzeit hat in Salta ihre Spuren hinterlassen. Pastellfarbene Häuser mit schnörkeligen Verzierungen zieren das Stadtbild Saltas. Das Zentrum der Stadt bildet die prachtvolle Plaza Central, wo sich das Leben der Einheimischen abspielt. Bei einem Mate-Tee und Empanadas wird hier über das Leben philosophiert. Zwischen den unzähligen Palmen des Platzes sticht die rosarote Kathedrale heraus, die in der Abendsonne alle Blicke auf sich zieht. Wer Salta von oben sehen will, sollte eine Fahrt in der Schweizer Gondel auf den «Cerro San Bernardo» machen. Bei Nacht lassen sich hier die Sterne und Lichter der Stadt bestaunen.

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Voller Bauch, glückliches Herz: auf den Spuren der Gauchos

Fragt man Einheimische, worin sich ein Leben in der Provinz Salta und der Stadt Buenos Aires unterscheidet, versteht man schnell. Buenos Aires ist geschäftig, im Norden dagegen heisst es: «Panza llena, corazón contento» - voller Bauch, glückliches Herz. Die Verbundenheit mit der Natur, gutes Essen und Trinken und Traditionen stehen hier an erster Stelle. Verlässt man das Stadtzentrum Saltas, findet man sich innert Kürze mitten in der Prärie wieder. Lieferwagen beladen mit frischen Tabakblätter donnern vorbei und Gauchos mit Hut und Stiefeln auf stolzen Pferden reiten auf Schotterstrassen, die zu hübschen Fincas führen.

Ja, Gauchos gibt es tatsächlich! Sie waren einst die Nachkommen von iberischen Einwanderern und «Indigenas», die im ländlichen Argentinien auf dem Land Viehzucht betreiben. Heute haben sie in Argentinien eine wichtige Bedeutung für das Nationalgefühl der Argentinier.

Zwei Autostunden südlich von Salta lohnt sich ein Besuch auf der Finca Santa Anita. Hier wird frischer Ziegenkäse gemacht, Tabak getrocknet und Kühe gemolken. Ein Ausritt mit einem Gaucho durch die Wildnis gehört zu einem Besuch der Finca dazu. Wer Action mag, sollte sich beim River Rafting auf dem «Rio Juramento» oder beim Ziplining und Trekking rund um den Stausee «Dique Cabra Corral» versuchen.

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Ja, Gauchos gibt es tatsächlich! Sie sind die Nationalhelden Argentiniens.