Here & There

Regenwälder, Karst-Formationen und Höhlen prägen die Landschaft um Vang Vieng. Bild: Fotolia

«Wer Asien fühlen, hören und riechen möchte, der muss nach Laos»

Noch nie haben so viele Schweizer Laos besucht. Was macht den Reiz des Landes aus? travelnews.ch hat den Honorarkonsul von Laos, Dr. Guido Käppeli, zur aktuellen Entwicklung befragt.

Dr. Guido Käppeli, Honorarkonsul von Laos in der Schweiz.

Herr Käppeli, wie haben sich die Einreisezahlen in Laos in den letzten Jahren entwickelt?

Guido Käppeli: Die Zahl der Touristen nimmt stetig zu. Waren es 1990 gerade einmal 14'400, stieg die Zahl im Jahr 2000 auf 737'000, 2010 auf 2,5 und 2016 auf 4,3 Millionen. 4.3 Millionen mag als grosse Zahl erscheinen, das sind aber etwa gleich viel, wie in der Schweiz den Rheinfall und die beiden Zoos, Basel und Zürich besucht haben. Interessant ist auch, dass rund 60 Prozent der Besucher aus Thailand stammen, viele davon Kurz- und Verwandten-Besucher. Der überwiegende Teil der Touristen, nämlich 93 Prozent kommt aus dem asiatischen und nur gerade 5 Prozet aus dem europäischen Raum. Bei Schweizern ist Laos zunehmend beliebt: 2016 besuchten 10'600 das Land, zehn Jahre zuvor waren es nur knapp die Hälfte.

Was macht das Reiseland Laos so besonders?

Laos gilt als das «asiatischste Land» der Welt. Wer Asien fühlen, hören und riechen möchte, der muss nach Laos. Laos ist das kleinste Land in Asien und so leicht überblickbar. Die Einheimischen sind sehr freundlich, hilfsbereit und respektvoll. Zudem hat es viele Gemeinsamkeiten mit der Schweiz. Sowohl Laos wie auch die Schweiz sind Binnenländer, haben ungefähr gleich viele Einwohner und die Tourismusindustrie steht an 3. Stelle. Die Geschichte des Schweizer Tourismus hat seine Anfänge im 19. Jahrhundert. Die Schweiz konnte sich als Tourismusland etablieren. Laos hat einen ersten Schritt dazu gemacht. Nun hoffen wir, dass sich das Land touristisch auch so gut entwickelt.

Welches sind die Highlights und Sehenswürdigkeiten von Laos?

Land und Leute, Landschaft und Kultur. Man muss sich nicht in ein Naturreservat oder in ein Dorf mit ethnischen Minderheiten begeben, in Laos erlebt man dies alles auf Schritt und Tritt. Laos ist authentisch geblieben. Zu den touristischen Highlights gehören sicher die ehemalige Königshauptstadt Luangprabang, ein Unesco-Weltkulturerbe im Norden, die 4000 Mekong-Inseln im Süden, die Höhlen in Vang Vieng oder jene von Khonglor im Karstgebirge im Zentrum des Landes. Die Hauptstadt Vientiane besticht oder schockt nicht nur durch die neuen Bauten, die wie Pilze aus dem Boden schiessen, sondern mausert sich richtiggehend zu einem kulinarischen Hotspot mit hervorragenden Restaurants aus der ganzen Welt: asiatische Küchen, französische und italienische, die es mit den Besten ihrer Herkunftsländer aufnehmen können. Für Besucher interessant: die Restaurants der verschiedensten Nationen befinden sich praktisch in Gehdistanz zueinander.

«Die Backpackergeneration ist älter geworden, die Liebe zu Laos ist geblieben»

Wie hat sich die touristische Infrastruktur entwickelt?

Laos wurde vor 30 Jahren von Backpackern entdeckt. Diese waren dann auch über Jahre, nebst den Touristen aus den Nachbarländern Thailand und Vietnam, die häufigsten Touristen. Darauf ausgerichtet war auch die touristische Infrastruktur. Diese Backpackergeneration ist nun älter geworden, die Liebe zu Laos ist bei vielen geblieben: heute sind weniger als 30 Prozent der Touristen zwischen 20 und 29 Jahre alt. Dafür gegen 20 Prozent älter als 60. Diese Entwicklung blieb nicht unbemerkt: heute finden sich, zumindest in den touristisch erschlossenen Gebieten, alle touristischen Einrichtungen, wie sie auch ein Tourist aus dem Westen erwartet und dies in praktisch allen Preisklassen.

In welche Richtung zielen die Bemühungen laotischer Touristiker? Welcher Tourismus ist angestrebt?

Tourismus ist der drittwichtigste Wirtschaftsfaktor und Devisenbringer des Landes. Man will den Tourismus generell fördern und hat sich für das nächste Jahr viel vorgenommen, um die Attraktivität weiter zu steigern. Angestrebt wird natürlich Tourismus mit höherer Wertschöpfung. Damit peilt man Besucher an, welche mehr als nur gerade zwei oder drei Tage im Land bleiben und auch höherpreisige Angebote suchen. Besucher aus der Schweiz gehören schon heute zu den beliebten Gästen. Man vergisst aber auch die Abenteurer und Entdecker nicht: das Angebot für Wanderer, Biker und Kajaker wächst dauernd und flächendeckend im ganzen Land.

Mit Brennholz und Zucker beladen: eindrückliche Begegnung auf einer Strasse in Laos. Das Land ist authentisch geblieben.

Mit welchen Problemen hat das Land heute zu kämpfen?

Laos ist immer noch eines der ärmsten Länder der Welt. Armutsbekämpfung ist eines der obersten Ziele des Landes. Um dies wirkungsvoll tun zu können, ist man auf fremde, auf internationale Hilfe angewiesen. Gleichzeitig will man aber die hart erkämpfte Unabhängigkeit bewahren. Laos war ja über Jahrhunderte Kolonie fremder Herrscher. So ist es immer ein Spagat zwischen Entgegennahme von Hilfe und Investitionen und Bewahren der Eigenständigkeit. Die 2015 neu gewählte Regierung setzt sich rigoros gegen den illegalen Holzschlag, gegen Drogenhandel und Korruption ein. Sie fördert Klein- und Mittelunternehmen, damit das erreichte Wirtschaftswachstum von um die 7 Prozent auch breiteren Bevölkerungsschichten zu Gute kommt. Auch wenn Laos ein armes Land ist, muss dank fruchtbaren Boden niemand Hunger leiden.

Welche Beziehung zu Laos haben Sie, Herr Käppeli? Was gefällt Ihnen persönlich an Laos?

Ich bin vor gut 20 Jahren geschäftlich nach Laos gekommen und habe mit einem jungen laotischen Bauingenieur erfolgreich eine Bauunternehmung aufgebaut. Seither habe ich Laos regelmässig besucht und bin gerade kürzlich von meiner 66. Reise zurück gekommen. Gelebt habe ich jedoch nie in Laos. Ich war bei meinem ersten Besuch von Land und Leuten fasziniert – und bin es heute noch!

(TN)