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Wer im Fünrsterne-Hotel logiert und edel speisen möchte, sollte einige Punkte beachten. Bild: Fotolia

Sind Sie bereit für das Fünfsterne-Hotel?

Tinga Horny

Ferien im Nobelhotel können sich heutzutage viele leisten. Aber wie stehts mit den guten Sitten – müssen die auch auf Luxusniveau sein?

Sogenannte Flash-Deal-Anbieter wie Secret Escapes oder Jetsetters ermöglichen etwas, was vielen Menschen früher zu teuer gewesen wäre: Übernachten in Luxusherbergen, und das zum Schnäppchenpreis. Auch eine Luxusunterkunft kennt Saure-Gurken-Zeiten und leere Betten. Doch worauf muss man hier achten?

So manchen Gast, der auf diese Art und Weise unverhofft zu einem tollen Deal kommt, mögen jedoch erste Zweifel beschleichen angesichts livrierter Pagen, üppiger Blumenarrangements und blank gewienerter Marmorböden. Wer hat da nicht Pretty Woman Julia Roberts vor Augen, die einst ratlos auf eine Batterie von Kristallgläsern und das vielteilige Besteck neben den Tellern blickte? Hilfe, was mache ich jetzt?

«Mit etwas Lockerheit, gesundem Selbstbewusstsein und Menschenverstand kann normalerweise nichts schiefgehen", beruhigt das Mitglied des Deutschen Knigge-Rats, Manfred Lippert. Der Mann weiss, wovon er spricht. Seit vielen Jahren arbeitet er als Hoteltrainer bei der Deutschen Hospitality. Der ehemals unter dem Namen Steigenberger Hotel Group firmierende Bettenkonzern zählt rund 130 Häuser, darunter 60 First-Class und Deluxe-Hotels wie der Steigenberger Frankfurter Hof. Gute Manieren sind also sein Metier.

Lippert registriert eine gewisse Erosion in Sachen Höflichkeit und Respekt, die oft der Hektik und dem Arbeitsdruck geschuldet sind. Geht es dabei um das Benehmen im Hotel, dann sind es Dinge wie dem Gepäckträger das Trinkgeld vorzuenthalten, Ungeduld an der Rezeption und das immer noch viel verbreitete Reservieren der Pool-Liege mit einem Handtuch. Was die Tischunsitten betrifft, so sind es die Klassiker, nämlich mit aufgestützten Ellenbogen zu essen, ferner die Serviette nicht zu benutzen und das Schminken am Tisch, und sei es auch nur ganz schnell.

Ellbögen nicht auf den Tisch

Wild mit der Gabel oder dem Messer gestikulierend zu essen und die Ellbogen nicht vom Tisch zu nehmen, bleibt also ein Fauxpas. Niemand muss allerdings mehr stocksteif gerade sitzen und die angewinkelten Ellbogen dabei möglichst nah am Körper halten. Eine Faustregel jedoch besagt, dass die Hände bis zur Manschette (wer keine trägt, denkt sie sich) auf dem Tisch liegen sollten. Und was die korrekte Sitzposition betrifft, so empfiehlt Lippert: «Zwischen Tisch und Person soll eine fiktive liegende Katze Platz haben und zwischen Rückenlehne und Körper eine Maus.»

Aber auch die Tischetikette hat sich der Zeit angepasst. Während ein klingelndes Handy im Lokal unverändert eine Belästigung bleibt, stört ein lautloses iPad heute kaum jemanden mehr. Vor allem alleine essende Gäste ersetzt es oft das Buch oder die Zeitung. Dafür ist auch genügend Platz auf dem Tisch, denn selten werden heutzutage selbst in der gehobenen Gastronomie mehr als ein Wein- und ein Wasserglas eingedeckt, und das Besteck kommt jeweils mit dem nächsten Gang. Die Frage also, welches Messer oder welche Gabel nehme ich jetzt, stellt sich gar nicht mehr. Auch muss niemand mehr wissen, mit welchem Spezialbesteck er Schnecken, Hummer oder auch Fisch zu Leibe rücken muss, denn in der Regel kommen sie bereits zerlegt, tranchiert und mundgerecht vorbereitet auf den Teller.

Entspannter ist auch das Ambiente rund um das Essen geworden. Die Folge davon ist, dass Krawattenzwang in vornehmen Lokalen so gut wie nicht mehr existiert, schon gar nicht in Ferienregionen. Umgekehrt finden Gäste oft keine edlen Tischdecken mehr vor, sondern schöne Deko-Arrangements, die je nach Atmosphäre auch ohne den Tisch verhüllende Textilien auskommen.

Die Kellnerin ist kein «Fräulein»

Kippen oder Trinken erlaubt? Diese Frage taucht immer noch auf, wenn es um das Thema Suppe geht. Führte das leichte Anheben des Suppentellers früher zu pikierten Blicken, ist es mittlerweile völlig in Ordnung. Genauso wie das Trinken des letzten Restes aus der Suppentasse, vorausgesetzt es handelt sich nur um klare Flüssigkeit ohne Einlage. Ebenso gibt es keine Zweifel mehr darüber, ob grosse Salatblätter oder Kartoffeln mit dem Messer zerteilt werden dürfen. Ja, man darf!

Ein Naserümpfen erntete einst, wer zu Fisch oder weissem Fleisch Rotwein bestellte. Das ist zum Glück nicht mehr der Fall, denn auch Weinkenner und die Gastronomie haben erkannt, dass letztendlich der Geschmack und der Säuregehalt und nicht die Farbe darüber entscheiden, welcher Tropfen zu welchem Gericht passt.

Ein schwieriger Moment, den jeder schon erlebt hat: Wie macht man auf sich aufmerksam? Vier Meter entfernt ist der Kellner gerade mit dem Servieren fertig und rauscht nun zurück in die Küche. «Herr Ober, Entschuldigung, Herr Ober!» Das mag zwar altmodisch klingen, aber damit blamiert sich keiner. Am besten ist es natürlich, wenn der Gast sich den Namen seiner Servicekraft gemerkt hat. In besseren Lokalen trägt diese deswegen meist ein Namensschild. Was gar nicht geht: Die Kellnerinnen «Fräulein» oder gar «Frau Oberin» zu rufen. Befindet man sich im Sichtfeld, reicht es oft aus, Blickkontakt aufzunehmen und nur kurz die Hand zu heben.

Zum Schluss: Wer in einem Hotel alles auf die Zimmerrechnung setzen lässt, sollte das Trinkgeld bitte nicht vergessen. Entweder man unterscheibt die Essensrechnung und lässt den Tip bar auf dem Tisch zurück. Die andere Möglichkeit ist beim Bezahlen der Gesamtrechnung einen Trinkgeldbetrag extra für den Service auszuweisen.