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Spektakuläre Wasserfälle: Runter kommen sie alle

Brigitte von Imhof

Die donnernden Naturschauspiele ziehen seit jeher die Besucher in ihren Bann und sind mehr wert als nur einen kurzen Fotostopp. Eine Sammlung der acht spektakulärsten Fälle.

Island: Bauerstochter als Retterin

Der Gullfoss in Island kann nicht mit Zahlen und Rekorden beeindrucken. Doch seine Urgewalt und seine Schönheit qualifizieren den «goldenen Wasserfall» für eine Top-Platzierung. Das Wasser des Flusses Hvítá stürzt über zwei massive, beinahe im rechten Winkel zueinander stehende Kaskaden 70 Meter in die Tiefe und rauscht dann durch eine 2,5 Kilometer lange Schlucht. Die tief stehende Sonne taucht den Gullfoss in ein golden leuchtendes Licht, oft türmen sich gleich mehrere Regenbogen über ihm auf. Im Jahr 1920 wollten britische Spekulanten den Gullfoss kaufen, um einen Staudamm zu errichten. Der Bauer Tomas Tomasson setzte sich gegen die Briten zu Wehr. Zunächst vergeblich. Als aber erst die Bauerstochter Sigridur drohte, sich in die Fluten des Gulfoss zu stürzen, liessen die Investoren von ihrem Vorhaben ab.

Salzburger Land: Gletscherwasser im freien Fall

Die Krimmler Wasserfälle im Salzburger Land sind die höchsten Europas. In drei Fallstufen donnern die Wassermassen in Respekt-einflössender Weise zu Tal. Die Krimmler Fälle werden von einem Gletscherfluss gespeist, der vor allem im Juni/Juli enorme Mengen an Schmelzwasser führt. Ein Wanderweg führt direkt an dieses Naturschauspiel heran und gibt einzigartige Einblicke frei. - erfrischender Sprühregen inklusive. Kein Wunder, dass die Fälle vor der traumhaften Kulisse des Nationalparks Hohe Tauern zu den meistbesuchten Attraktionen Österreichs gehören.

USA/Kanada: Der Superstar

Die Niagara-Fälle sind die wahrscheinlich berühmtesten und mythischsten Wasserfälle der Welt - ein Magnet für Flitterwöchner, Teufelskerle, Hollywood-Regisseure und zwölf Millionen stinknormale Touristen pro Jahr. Mehrere Fälle markieren die Grenze zwischen USA und Kanada. Die 54 Meter hohen Horseshoe (Hufeisen) Falls auf kanadischer Seite sind die eindrucksvollsten, da sie sich in weitem Bogen 670 Meter im Halbrund spannen. Abends werden sie farbig angestrahlt.

Südamerika: 275 Kaskaden

Wenn es um die Hitparade der atemberaubendsten Wasserfälle geht, fällt im Spitzenfeld meist ein Name: die Iguaçufälle im Länderdreieck Brasilien-Argentinien-Paraguay. Am besten lässt sich bei einem Helikopterflug beobachten, wie der träge aus dem Urwald fliessende Río Iguaçu in 275 Kaskaden über unzählige Abbruchkanten fällt. Dutzende Regenbogen spannen sich über dem Ensemble. Promenaden und Stege führen die Besucher ganz nah an die Fälle heran. Das Donnern des Wassers ist aus vielen Kilometern Entfernung zu hören.

Venezuela: Der Weltmeister

Der Salto Angel im venezolanischen Nationalpark Canaima ist der höchste Wasserfall der Welt. Aus 980 Metern stürzt er in meist dünnen Rinnsalen in die Tiefe. Der Rekordhalter lässt sich nur schwer erobern, man erreicht ihn auf einer ganztägigen Bootsfahrt von Canaima. Benannt wurde der Salto Angel nach seinem Entdecker, dem Buschpilot Jimmy Angel, der 1935 auf der Suche nach Gold die Fälle fand.

Afrika: Wasserfall mit Badegelegenheit

Die Victoriafälle im Grenzgebiet von Simbabwe und Sambia gehören zu den grössten und eindrucksvollsten Wasserfällen der Erde. Die Regenzeit lässt den Fluss Sambesi in Sambia zu einem wahren Monsterfluss anschwellen. Von März bis Juni rauschen hier die beeindruckendsten Wasserfälle Afrikas bis zu 110 Meter in die Tiefe: Auf einer Breite von 1700 Metern donnern pro Minute durchschnittlich 5,55 Millionen Kubikmeter Wasser über die Abbruchkante. Das Gelände an den Fällen ist durchtränkt von einem permanenten Sprühnebel, der bis zu 300 Meter aufsteigt. Wer die Extraportion Adrenalin sucht, kann direkt am Abgrund der Fälle im wohl gefährlichsten Pool der Welt baden. Unbedingt zu empfehlen ist ein viertelstündiger Rundflug.

Mauritius: Zwillinge in Mondlandschaft

Reissende Wasserfälle und eine rostrote Mondlandschaft: Mit über 90 Meter Falltiefe sind die Zwillingswasserfälle von Chamarel die höchsten in ganz Mauritius. Von einer Plattform aus können Besucher auf die Wassermassen blicken, die in ein grünes, von dichtem Urwald umwachsenes Bassin stürzen.

Neuseeland: Wasser satt auf der Südinsel

Den Sutherland-Fällen gelingt es mühelos, in dem an Naturspektakeln reichen Neuseeland aufzufallen. Vom kreisrunden, gut 1000 Meter Durchmesser grossen Quill Lake, einem Bergsee, der dramatisch von Felswänden eingerahmt wird, stürzt der Fall in drei immer breiter werdenden Stufen 580 Meter in die Tiefe. Über Holztreppen gelangen Besucher zu den Aussichtsplattformen.