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Der Blick aufs weite Meer lässt Weine besser schmecken. Bild: Pixabay

Gute Frage Schmecken Weine am Ursprungsort besser als zu Hause?

Peter Keller

Weinexperte Peter Keller schreibt über guten Ferienwein, der im Alltag plötzlich ungeniessbar wird.

Die Zeit der grossen Sommerferien ist angebrochen. Männiglich verreist ans Meer, an Seen oder in die Berge. Die Erwartungen an unbeschwerte Tage und Wochen sind hoch – auch an Essen und Trinken. «Schmecken Weine am Ursprungsort besser als zu Hause»? werde ich oft gefragt. Wer in die Provence fährt, geniesst wahrscheinlich einen frischen Rosé. Wer die Toskana als Reiseziel auswählt, lässt sich einen Chianti Classico kredenzen. Egal, ob die Wahl auf ein günstiges oder auf ein ambitionierteres Beispiel fällt: Der Tropfen schmeckt fast immer.

Das hat seine Gründe. Der Blick auf das weite Meer, der Anblick auf eine faszinierende Bergwelt, das Licht, die Temperaturen beeinflussen die Sinne und lassen Wein (und Speisen) besser schmecken. Aber auch das schöne Ambiente in einem gemütlichen Bistro, die aufmerksame Bedienung und die nette Gesellschaft spielen eine Rolle. Man hat in den Ferien unendlich mehr Zeit als im hektischen Alltag und geniesst. In den schönsten Tagen des Jahres ist (fast) jedermann offen für Neues und möchte vielleicht auch mal einen unbekannten Wein entdecken.

Die Ernüchterung tritt dann zu Hause schnell ein. Der Ferienwein schmeckt plötzlich schal, ausdruckslos, langweilig. Warum? Man möchte nicht nur den Genuss wiederholen, sondern auch die unbeschwerte Stimmung in den Alltag hinüberretten. Das gelingt halt leider selten.

Mein Tipp: Die Wahl des Weines in den Ferien sollte nicht mit übergrossen Erwartungen verknüpft werden. Diese lassen sich zu Hause selten wiederholen. Wählen Sie am Meer, in den Bergen lieber eine Flasche einer guten und etwas teureren Qualität aus. Solche Weine sind stets ein Erlebnis, egal wo sie genossen werden. So wird man nicht von einer kurzfristigen Stimmung beeinflusst und kann sich etliche Enttäuschungen ersparen, wenn der graue Alltag wieder eingezogen ist. Und der kommt so sicher wie das Amen in der Kirche. Doch vorerst: genussvolle Ferien und Santé!