On The Move

Mein erstes Mal

Tamara Cantieni

Autorin Tamara Cantieni wagt sich auf ein Kreuzfahrt-Schiff.

Meine Damen und Herren, ich habe meine Unschuld verloren. Jungfräulich begab ich mich auf die Costa Deliziosa, um die erste Kreuzfahrt meines Lebens anzutreten. In fünf Tagen besuchte ich Santorini, Mykonos, Dubrovnik und Venedig. Dazwischen bewegte ich mich mit 2799 anderen Passagieren und 1200 Crewmitgliedern auf einem riesigen Schiff. Ich trat die Reise durchaus skeptisch an, denn ich bin gar kein Fan vom Massentourismus. Aber ich sage es Ihnen gleich vorneweg: Ich würd’ es wieder tun! Und hier sind meine 10 Gründe dafür.

1. Es gibt was zu Erleben

Wer viele Eindrücke sammeln möchte, ist auf einer Kreuzfahrt goldrichtig. Statt den ganzen Tag im Liegestuhl zu hängen, begibt man sich auf dieser Art Reise ständig auf Tour. Über Nacht ist man in einer neuen Stadt, in einem neuen Land, hört eine neue Sprache. An Bord gibt es unzählige Unterhaltungsmöglichkeiten und die verschiedensten Menschen in allen Altersgruppen. Alles ist hier möglich, nur Langeweile nicht.

2. Schnupperstädtereise

Ich wollte schon lange mal nach Santorini. Und Mykonos. Und wieder mal nach Dubrovnik. Und Venedig. Aber wie den meisten Menschen, fehlt auch mir die Zeit und die Kapazität, alles zu bereisen. Auf einer Kreuzfahrt macht man eine Steppvisite zu all diesen Orten, in meinem Fall in nur 5 Tagen. Es ersetzt keine Städtereise, dafür sind die Besuchszeiten zu kurz, aber man weiss dafür hinterher umso besser, wohin man definitiv für länger zurückkommen wird.

3. Der Weg ist das Ziel

Das Kreuzfahrtschiff ist ein fahrendes Hotel, das an die schillernde Welt von Las Vegas erinnert. Auf der Costa Deliziosa findet man diverse Restaurants, Shops, Bars, ein Casino, einen grosszügigen SPA-Bereich, ein Theater, ein Fitnesscenter, ein Pooldeck und vieles mehr. Der Food & Beverage Direktor gibt abends jeweils persönlich ein Ständchen an der Bar, im Club wird getanzt, und im Casino sein Glück versucht. Kein Flug, kein Zug und kein Auto können einen so bequem und unterhaltsam von Stadt zu Stadt bringen!

4. Seetage

Auf jeder Tour gibt es Tage, an denen das Schiff nirgends anlegt, sondern auf Kurs bleibt. Perfekt, um die vielen Möglichkeiten an Bord zu erkunden. Aber auch eine Gelegenheit, sich mal auszuruhen, denn die täglichen Stadtrundgänge sind nicht ohne! Wer wirklich Ruhe sucht, sollte seinen Balkon mit Meerblick geniessen, sofern er eine solche Kabine gebucht hat. Aber auch der Spa ist eine Oase der Ruhe und der Wohltat. Ansonsten empfehle ich kühle Drinks am Pooldeck mit Wind im Haar und Sicht aufs Meer, da könnte man sich glatt dran gewöhnen!

5. Kulinarische Höhenflüge

Die Costa Gruppe ist bekannt für ihre exquisite Kulinarik. Ich durfte in die Bordküche heruntersteigen und mir vom Sterne-Küchenchef Salvatore Luppino, der bereits 41 Jahre im Dienst der Costa ist, zeigen lassen, wie und wo er die Speisen zubereitet. Ich war verblüfft: Statt die 2800 Gäste abzuspeisen, im wahrsten Sinne des Wortes, werden da Spanferkel und erlesene Fleisch-Stücke niedergegart und über Stunden, zum Teil sogar über Tage liebevoll zubereitet. Ich weiss nicht, wie sie es schaffen, aber am Schluss bekommt man sein Fleisch blutig, frisch und heiss auf dem Teller, und es ist ein Gedicht! Auf der Deliziosa wird abends am Tisch serviert, was dem Abendessen einen gediegenen Rahmen verleiht, und das hat es auch absolut verdient.

6 Meeresliebe

Wer beim Anblick des Meeres feuchte Augen bekommt, wird täglich mit solchen bedacht werden. Morgens aufzuwachen, auf den vor fremden Blicken geschützten Balkon zu treten und den wunderschönen Ausblick aufs Meer zu geniessen, hat mir jeweils den Atem geraubt. Wer keine solche Kabine gebucht hat, kann jederzeit aufs Deck gehen und den Blick über das grosse Blau schweifen lassen. Es gibt zu jeder Zeit Möglichkeiten, im Freien zu Essen, besonders das Frühstück habe ich draussen sehr genossen. Die Sonnenuntergänge an Bord sind ein Traum. Einige haben Delphine beobachtet, was auf Kreuzfahrten immer wieder vorkommt.

7. Es gibt was fürs Geld

Eine Kreuzfahrt ist günstiger als ein Aufenthalt in einem guten Hotel. Costa bietet die 7-tägige Reise Venedig-Venedig bereits ab 499 Franken pro Person an. Dafür hat man Unterkunft, Transport und Essen rund um die Uhr. Natürlich kommen die Reisekosten zum Hafen hinzu, die Getränkepakete, und die Kosten für die Ausflüge. Aber alles in allem ist es eine günstige Möglichkeit, möglichst viel auf hohem Niveau zu erleben. Alle Costa Schiffe sind mit 4 Sternen ausgestattet.

8. Individualität

Es gibt ein klassisches Bordprogramm. Zeiten der Ankunft im Hafen, Zeiten der Abfahrt, Essenszeiten, Kurszeiten, Showzeiten. Man kann alles, muss aber gar nichts. Wenn die ganze Bordladung ausströmt, um neues Land zu erkunden, können Sie getrost die einkehrende Ruhe auf dem Schiff geniessen. Oder sie verzichten auf die Städtereise und Ausflüge, pflanzen sich gleich beim Hafen an den Strand und bestellen einen Ouzo. Sie können sich in Ihrer Kabine verbarrikadieren oder sämtliche Kurse und Animationsprogramme besuchen. Ganz individuell, worauf auch immer Sie Lust haben.

9. Themenkreuzfahrten

Ich habe eine reguläre Kreuzfahrt gemacht, aber es gibt auch verschiedene Themenkreuzfahrten. Sehr beliebt bei Costa sind beispielsweise die Schlager-Reisen. Dort schallen abends die beliebten Oldies aus den Lautsprechern, was die Fans mit ausgelassener Stimmung quittieren. Weiter werden Yoga-Reisen angeboten, Salsaschiffe oder auch Heavy-Metal-Cruises.

10. Generationenübergreifend

Die Costa Deliziosa fährt unter italienischer Flagge. Kreuzfahrten mit der Costa gehören zu Italien wie Pasta und Rotwein. Dementsprechend viele Italiener waren an Bord, und zwar gerne auch in der Sippe. Der Nonno ebenso wie das Baby, Zia und Nepotina – alles war dabei, und allen wird eine Kreuzfahrt gerecht. Das Gerücht, nur Senioren besteigen so ein Schiff, kann ich definitiv dementieren. Eine Kreuzfahrt ist für alle geeignet, die mögen, wenn etwas läuft, und das für jede Altersgruppe.

Ich sage es Ihnen ganz ehrlich, ich brauchte ein, zwei Tage, um mich auf die Sache mit der Kreuzfahrt einzulassen. Die schrillen Farben des Speisesaals, der Trubel auf Deck, die weiten Wege auf dem Schiff haben mich anfangs, gelinde gesagt, verwirrt. Aber plötzlich findet man sich zurecht, und plötzlich mag man das schwimmende Napoli mit seinen lauten und herzlichen Menschen. Ich hatte sogar etwas Herzschmerz beim Abschied im Hafen von Venedig, als ich der Costa Deliziosa Adieu sagen musste. Es war immerhin mein erstes Mal, aber es wird mit Sicherheit nicht das letzte Mal gewesen sein.