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Einer der schönsten Strände des Peloponnes: die Ochsenbauchbucht. Bild: Michael Widmer

Mail aus... Kalamata — eine Griechenland–Reise ist die beste Medizin

Michael Widmer

Michael Widmer lebt seit 10 Jahren in Griechenland, ist mit einer Griechin verheiratet, Vater von zwei Kindern — und er arbeitet als Reiseleiter für Baumeler Reisen. In seinem Mail schreibt er über die griechische Gastfreundschaft, die auch den Flüchtlingen gilt.

Atemberaubend ist auch dieses Jahr die Blumenpracht. Ein bereits angenehm warmes Meer lädt zum Bade. Frühling in Griechenland. Jedes Jahr ein Schauspiel aus Licht und Farben, eine duftende Verheissung auf einen warmen Sommer.

Nicht nur wegen des milden Winters verspricht dieser Sommer besonders heiss zu werden. Die Situation der Flüchtlinge spitzt sich von Woche zu Woche zu. Gepaart mit der nach wie vor drückenden  Wirtschaftskrise braut sich ein explosives Gemisch zusammen. Das krisengeplagte Land kommt nicht  mit der Unterbringung, der Registrierung und der Betreuung der momentan 55'000 Flüchtlinge klar. Von einer Integration ganz zu schweigen. Der Staat versagt. Ebenso Europa, dessen Solidarität so dringend gefragt wäre.

So helfen die Griechen, Privatleute wie du und ich. „Viele von unseren Vorfahren sind selbst aus ihrer Heimat – Kleinasien – vertrieben worden,“ meint ein älterer Herr aus einem Vorort von Athen und bringt dringend benötigte Hygieneartikel an eine Sammelstelle. „Es ist unsere Pflicht diesen Menschen zu helfen.“ Noch ist die Unterstützung von der Bevölkerung gross, von Menschen, die selbst nicht wissen, wie sie morgen über die Runden kommen.

In Griechenland  mag vieles im Argen liegen. Doch dieses grundsätzliche Mitgefühl, das Mitfühlen mit dem Anderen, gepaart mit einer Prise Sorglosigkeit was das Morgen angeht, hat mich an diesem Land schon seit Beginn meines Lebens hier fasziniert. Man nimmt am Leben des Anderen teil und teilt das  unperfekte, unsichere und oftmals chaotische Hier und Jetzt. „Was soll man auch anders? — Ti na kanoume?“

Griechenland-Reisende bekommen kaum etwas von den Krisen mit — weder die Flüchtlings- noch die Wirtschaftskrise. Flüchtlinge bekommt man nur an ganz spezifischen Orten zu Gesicht und die Wirtschaftskrise realisiert nur jener, der über einen längeren Zeitraum im Land lebt.

Umso augenfälliger und ansteckender ist die griechische Gastfreundschaft, die Unbeschwertheit und Lebensfreude – trotz Krise(n). Und vielleicht ist gerade in einer Zeit, in der uns die Welt unsicherer denn je erscheint, eine Griechenlandreise — eine Reise ins „Krisenland“ — die beste „Medizin“ gegen Sorgen und Ängste aller Art. Denn der griechische Lebensstil hat mich drei Dinge gelehrt: Zu improvisieren, wenn der Alltag einen mit Unvorhergesehenem konfrontiert; den gesunden Menschenverstand walten zu lassen, weil oftmals Regeln fehlen oder nicht beachtet werden. Vor allem aber habe ich gelernt, das Beste aus dem Hier und Jetzt zu machen — zusammen mit den Menschen in diesem Land.

Es würde mich freuen, wenn Sie sich (auch) dieses Jahr für Ferien in Griechenland entscheiden würden!