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Lange Schatten, aber lange nicht so viel Betrieb wie anderswo in Konstanz: Münzgasse im Frühling. Bild: Internaut

Konstanz-Shopping: Fundgrube Münzgasse

Andreas Güntert

Reich an Entdeckungen, arm an Einkaufstouristen. Die Münzgasse ist eine Fundgrube fernab der üblichen Shopping-Rennstrecken der Konstanzer Innenstadt.

Konstanz Innenstadt am Samstag: Wer jemal am sechsten Wochentag im Bodensee-Städtchen unterwegs war, weiss: Es kann eng werden. Sehr eng.

Vor allem auf den Hauptachsen des Shoppings, Marktstätte, Hussenstrasse, Wesenbergstrasse, Rosgartenstrasse, Zalando Outlet: Irre viel Tourismus am Boden, immens viel Schweizerdeutsch in der Luft.

Konstanz Innenstadt Münzgasse: Eine Strasse wie eine Fundgrube

Man kann es abseits der Shopping-Nahtoderfahrung ruhiger haben. Malerischer. Hübscher. Und, ohne übliche Anziehungspunkte wie Aldi, DM oder Müller: entdeckungsreicher.

Die Münzgasse ist nicht nur eine etwas gemächlicher tickende Strassenpartie. Sie ist auch eine wahre Fundgrube.

Konstanz Innenstadt Münzgasse: He Udo, was machst Du hier im Süden? Bild: Internaut

Was zunächst etwas irritieren mag: Wer von der Wesenbergstrasse her in die Münzgasse einbiegt, begegnet einem Kerl, den man eher 800 Kilometer nördlich vermuten würde.

Wie es Udo Lindenberg von Hamburg her an diese Strassenecke in der Konstanzer Altstadt geschafft hat: Auch das klären wir hier noch.

Münzgasse Konstanz: Ein Kaffeehalt

Das Voglhaus Café und Kaufhaus ist der hauptsächliche Treffpunkt an unserer Starken Strecke. Es hat eine Aussenfront zur Wesenbergstrasse und zur Münzgasse.

Einer meiner liebsten Orte, um den Tag in der Konstanzer Innenstadt zu beginnen. Mit Frühstück und Kaffee. Oder mit der Minimal-Variante.

Café Voglhaus, am Eingang zur Münzgasse. Bild: Internaut

In der Regel mit einem klasssischen Espresso doppio, am liebsten mit Front zur Münzgasse. Wenn es kühl ist draussen, sorgt eine heisse Zitrone mit Ingwer für Wärme.

Wobei es bei schlechtem Wetter oder im Winter im Innenraum auch mal etwas eng werden kann. Dann verziehe ich mich unter die Konzertmuschel am See und warte, bis sich das Gedränge etwas gelichtet hat.

Eine Besonderheit hier: Der Betrieb arbeitet mit dem Zürcher Unternehmen Eaternity zusammen, das für das Voglhaus eine Klima-Bilanz aller Speisen erstellt. Kuchen inklusive.

Konstanzer Innenstadt: Eine Mahlzeit

Es soll ja Leute geben, die Konstanz als nördlichste Stadt Italiens wahrnehmen. Da würde ich mich hinzuzählen (wenn Zürich als zweitnördlichste Stadt Italiens durchgehen darf.)

Eine sehr harmonische Ehe aus Italien und Baden-Württemberg wird, wie sich schon im Namen manifestiert, im Restaurant Incontro Laugele geführt.

Restaurant Incontro Laugele: Sonniger Tagesabschluss in der nördlichsten Stadt Italiens. Bild. Internaut

Was mir hier am liebsten ist: Hausgemachte Pasta. Am allerliebsten natürlich draussen an der Sonne.

Oder dann auch im eher schmucklosen Drinnen. Wichtiger als eine hingezauberte Italo-Ambiance ist hier das, was auf den Teller kommt. Zauberhaft.

Innenstadt Konstanz: Eine Trouvaille

Wenn die Münzgasse eine Fundgrube ist, dann ist Zeitlos der Ort, wo sich am tiefsten graben lässt.

Das präferierte Grubengut: Mode aus zweiter Hand zum Durchwühlen.

Das Graben geht schon draussen los: Zeitlos Mode in Konstanz. Bild: Internaut

Graben lohnt sich. Suchen auch. Wer lange genug forscht, stösst mit etwas Fortüne plötzlich auf einen lieblichen Kaschmir-Pullover.

Oder findet ein Teil einer angesagten Marke, die man sich sonst nie leisten könnte.

Gut gehüteter Vintage Tipp: Zeitlos Mode an der Münzgaße Konstanz. Bild: Internaut

Das Angebot richtet sich zum grösseren Teil an die Damenwelt. Und zum wesentlich kleineren Teil an Männer.

Wobei: Alle Tage gerät man als Mann ja auch nicht an einen Ort, wo in der Fundgrube plötzlich ein paar Borsalino-Hüte warten. Auch dafür ist Zeitlos-Mode eine Trouvaille.

Konstanzer Innenstadt: 4 Mitbringsel von der Münzgasse

Um die im Titel gemachte Versprechung der Fundgrube einzulösen, müssen wir hier natürlich noch etwas tiefer eintauchen in die Shopping-Materie.

Kein Problem. An Mitbringseln und Souvenirs ist die Münzgasse reich.

Ein hübsches und regionaltreues Mitbringsel aus der Konstanzer Innenstadt sind Bodensee-Felchen. Damit ist nicht der Süsswasserfisch aus dem Lago (dem See) gemeint.

Sondern eine Schokoladenspezialität, die aus der Gegend stammt.

Bodensee-Schokofelchen: Fühlen sich auch in der Innenstadt Konstanz wohl. Bild: Internaut

Zartschmelzene Schokofelchen, die in hübschen Holzkistchen verpackt werden und köstlich munden. Entdeckt bei s Fachl und eingetütet – die Box in der grossen Version – für 13.90 Euro.

Scharfer Schriftdeckel

Bleiben wir noch kurz bei s Fachl. Das ist ein österreichisches Konzept, das sich an einigen Starken Strecken finden lässt. In rund 300 Fächern (Fachl) bieten Kunsthandwerkerinnen, Kunsthandwerker und Manufakturen Dinge an, die man so nicht überall findet.

Klar, das österreichische Fachl-Konzept ist zwar international präsent, aber immer noch so klein, dass wir das als lokal- und regional orientierte Shopper durchgehen lassen können.

Konstanz Innenstadt beim Eindunkeln: Nach Ladenschluss sind auch alle Shopper grau. Bild: Internaut

Was es mir hier als Schreiberseele sehr angetan hat: Notizhefte, die mit dem Cover eines Groschenromans bestückt sind.

Das Stöbern nach einem passenden Einband macht grossen Spass. Eingetütet habe ich ein Exemplar, das eine Wahrheit bezüglich einer gewissen Tageszeit transportiert: «Nachts sind alle Killer grau.» Preisschild: 6.90 Euro.

Konstanz Innenstadt: Teuer und lieb

Was mich an der Münzgasse immer erstaunte: Die langen Schlangen, die sich zu praktisch jeder Tageszeit vor Eugens Bio Patisserie bilden.

Als ich endlich auch mal selber bis zur Theke durchkam, fragte ich nach den Spezialitäten. Unter anderem nannte man mir die Croissants. Und deren Preis.

Vollendeter Genuss zu voll saftigem Preis: Croissants (oder darf man Hörnchen sagen?) von Eugen. Bild Internaut

Als Schweizer ist man sich ja vom Preisniveau her einiges gewohnt. Aber selbst der helvetisch basierte Internaut musste leer schlucken, als er das hörte: 2 Euro pro Croissant.

Ich kaufte mir zwei davon. Hob sie mir fürs Frühstück am nächsten Tag auf. Und muss sagen: Herrlicher Gipfeli-Genuss. Wunderbar. Jeden Cent wert.

Der Sound of Konstanz

Wie klingt eigentlich Konstanz? Jetzt mal abgesehen von dem Schweizerdeutsch, das den örtlichen samstäglichen Sound verlässlich prägt?

Um eine Vorstellung von der lokalen Musik Kultur zu erhalten, eignet sich die CD «Schallwelle Akustik – Konstanzer Singer- und Songwriter».

So klingt Konstanz: Oft gitarrig. Meist lieblich. Nie mit Dütsch aus der Schweiz. Bild: Internaut

Das Teil ging für 10 Euro im Kaufhaus Voglhaus über die Theke und läuft seither bei mir zu Hause. Wie das klingt?

Sehr gemischt. Oft gitarrig. Meist lieblich. Und garantiert ohne Schwiizerdütsch.

Und was macht Udo in der Konstanzer Altstadt?

Kommen wir also noch zum Rätsel Udo L. Der unverwüstliche Sänger wird ja in der Regel eher im Hamburger Hotel Atlantic vermutet als in der Innenstadt von Konstanz.

Die Lösung des Rätsels lautet so: An der Ecke Wesenbergstrasse/Münzgasse befindet sich eine Dependence seiner Bildergalerie.

Mal reinschauen bei Udo: kostet nichts. Mal einkaufen: kurz vor 2000 Euro. Bild: Internaut

Selbst wer bei Galerien eine gewisse Schwellenangst verspürt, kann bei Walentowski Konstanz getrost eintreten. Keine Panik! Man wird freundlich begrüsst und erfährt eine Menge über Udos malerische Ergüsse.

Einkaufen geht natürlich auch. Die Siebdrucke beginnen kurz vor 2000 Euro. Oder, in lukullische Lokalwährung übersetzt: 1000 Premium-Croissants.

Konstanz Innenstadt Münzgasse: Die Anreise

Gleich wie für die Konstanzer Starke Strecke Zollernstrasse gilt auch für die Münzgasse: Wenn nach Ankunft am Bahnhof Konstanz alle links gehen, dann gehen wir anders.

Wir folgen nämlich nicht dem Menschenstrom ins Einkaufszentrum Lago – sondern gehen rechts. In Richtung jenes Lagos, der sich Bodensee nennt.

Münzgasse Konstanz: Ewig frisch in der Altstadt von Konstanz. Bild: Internaut

Nach nur wenigen Gehminuten über den Fischmarkt biegen wir dann entweder direttissimo in die Münzgasse ein.

Oder machen noch einen kurzen Abstecher zur Konzertmuschel am Bodensee-Ufer unten. Auch das lässt sich in wenigen Minuten zu Fuss machen.

Konstanz Innenstadt Münzgasse: Nahe der Starken Strecke Zollernstrasse. Bild: Google Maps

Sehenswürdigkeiten in der Umgebung der Münzgasse Konstanz

o Mit ganzem Namen heisst die Baute ja Münster Unserer Lieben Frau. Aber die Kurzform Konstanzer Münster geht auch. Wer sich auch nur ein wenig interessiert für die Geschichte von Konstanz und/oder gewaltige Kirchenbauten mag, dem sage ich: Geh hin. Geh rein. Halte kurz ein.

Oder natürlich: Geh rauf. Die Aussichtsplattform des Münsters ist wohl der beste Konstanzer Aussichtspunkt.

o Klar, wenn vom Shopping in Konstanz die Rede ist, fällt gleich auch der Name Lago. Eigentlich gut, dass es dieses Einkaufszentrum gibt. Und dass es so nahe am Bahnhof liegt.

Es saugt so viele (Schweizer) Besucher ab, dass die Konstanzer Altstadt am Samstag bezüglich Dichtestress nicht zur kompletten Nahtoderfahrung wird.

Lieber im Lago oder am Lago? Für den Internauten eigentlich keine Frage. Bild: Internaut

Was aber noch besser als das Lago ist: Der Lago. Der Bodensee. Das schwäbische Meer bietet um Konstanz herum viele Spaziergänge am unverbauten Ufer und spielt auch eine Rolle bei meinen Geheimtipps für Konstanz ohne Schweizer Einkaufstouristen.

o Wer von der Münzgasse her über Hafen und Fischmarkt geht und so direkt zum Bodensee gelangt, kann sich auf den Stadtgarten mit seiner Konzertmuschel freuen. Immer ein friedlicher Park. Manchmal auch mit Musik.

o Romantik-Flair bietet der älteste Konstanzer Stadtteil Niederburg. Dieses Viertel der Altstadt liegt nahe der Münzgasse und ist mit seinen verwinkelten Gassen sogar noch ruhiger als unsere Starke Strecke.

o Wenn Dir nun die Münzgasse, der Stadtteil Niederburg und der Stadtgarten irgendwie – nun ja – zu ruhig sein sollten, weiss ich Abhilfe. Im Herosé-Park am Seerhein herrscht, mindestens im Frühling, Sommer und im frühen Herbst, fast immer Party-Stimmung. 15 Gehminuten sind es von der Münzgasse her, am schönsten per Fahrradbrücke erreichbar, die sich über den Seerhein spannt.

Warum dieses Areal einen so französischen (oder besser gesagt: Westschweizer) Namen trägt, erfährst Du übrigens hier.