Here & There

• Zwischen Åland und dem Festland von Finnland soll es 6'757 Inseln geben, 65 sind bewohnt. Wer die Inseln und Inselchen des Schärenmeers besuchen will, kann das per Velo oder Auto über Brücken und Fähren tun. Oder per Schiff. Alle Bilder: Urs Oskar Keller

Das Meer gleich um die Ecke

Urs Oskar Keller

Åland ist für das Velofahren wie geschaffen. Die Abstände sind kurz, die Natur ist abwechslungsreich und das Meer immer in der Nähe. Schon hinter der nächsten Wegbiegung warten einladende Buchten oder blühende Wiesen.

In der grössten Schärenlandschaft der Welt hört man irgendwann auf, die Inseln zu zählen. Die exakte Zahl ist auch nicht wirklich wichtig. Was zählt, ist die schier grenzenlose Vielfalt: klein, zerklüftet, bewaldet, gross, windgepeitscht, bewohnt und unbewohnt, mit Leuchttürmen oder kleinen Sommerhäusern – es gibt in dieser Inselwelt nichts, was es nicht gibt.

Åland hat über 6'757 benannte Inseln und dazu 20'000 kleinere Inseln und Schären zum Entdecken. Dank gut ausgeschilderter Wege und einer speziellen Fahrradfähre lässt sich der Archipel mit dem Fahrrad besser erkunden als mit dem Auto.

«Ganz herzliche Sommergrüsse von unseren wunderbaren Åland-Ferien. Alles stimmt: Wetter, Land und Leute – nur das Auto wurde von der Fährschiffreederei aus Versehen nach Schweden verschickt», stand auf der hübschen Ansichtskarte von Juhani und Els aus Mariehamn. Schöne Aussichten! Wer die Inseln und Inselchen des Schärenmeers besuchen will, kann das ideal auch per Fahrrad über Brücken und Fähren tun. Oder per Schiff.

Pünktlich legt die M/S «Amorella» der Reederei Viking Line um 14.15 Uhr in Mariehamn (finnisch: Maarianhamina) an. Die riesigen Fährschiffe aus Turku, Helsinki und Stockholm kommen im Westhafen an (im Osthafen liegen vor allem Jachten). Das ist praktisch für Besucher, weil der Westen der Kleinstadt die Schokoladenseite ist.

Hier liegt in Sichtweite auch die berühmte «Pommern», die «Königin der Segelschiffe», ein stolzer Viermaster, letztes Überbleibsel der Segelflotte des åländischen Reeders Gustaf Erikson und heute ein Museum. Fünfzehn Minuten später fährt die 170 Meter lange Fähre mit elf Decks und Platz für 2'500 Passagiere bereits Richtung Stockholm weiter.

Jährlich rund 2,1 Millionen Touristen

Profit wird hier auf Åland nicht nur mit dem Fährenschiffsverkehr durch den Ticketverkauf erzielt, sondern unter anderem auch durch die Ausgaben der Fahrgäste beim Glücksspiel, in den Restaurants und im Duty-free-Shop. Und auch für das andere Standbein der Ålandinseln, den Tourismus, ist der Fährverkehr eine wichtige Voraussetzung, immerhin besuchten vor der Pandemie jährlich rund 2,1 Millionen Touristen die Inseln. Und noch viel mehr nutzen die Strecke, um von Schweden nach Finnland oder umgekehrt zu gelangen. Für viele der Durchreisenden sind die günstigen Einkaufsmöglichkeiten an Bord der Schiffe eine zusätzliche Motivation, die Strecke über die Hauptinsel Mariehamn zu wählen.

Åland mit rund 30‘000 Einwohnern hat die Coronakrise bisher gut überstanden. «Wir hatten im Frühjahr 2020 nur etwa 20 Corona-Fälle, aber die Tourismusbranche hat stark unter der Situation gelitten», sagt Björn Wennström, Sprecher der zuständigen Tourismusorganisation «Visit Åland». «Der Sommer sieht ganz gut aus, aber wir müssen uns dieses Jahr voll und ganz auf finnische Besucher konzentrieren, da die Schweden nicht hierher reisen dürfen.» Es werde also definitiv ein schlechteres Jahr als sonst.

«Der Schweizer Markt ist an sich nicht gross, wird aber als Teil des deutschsprachigen Marktes betrachtet und als solcher erwarten wir normalerweise rund fünf Prozent Besucher aus diesen Ländern», sagt Björn Wennström von Visit Åland. 1'593 Gäste aus der Schweiz wurden 2017 gezählt.

Es gibt in den Ålands in Hotels und Pensionen rund 2'000 Betten. Auf dem Archipel zählt man heute 15 Hotels. Darüber hinaus stehen mehr als 8'000 Betten in Ferienhäusern, Apartments in Privathäuser zur Verfügung.

Radtaschen montiert, Velohelm angepasst…

Nur wenige Schritte vom Schiffsterminal hat Anja Karlsson ihren Fahrradverleih RO-NO. Nach zehn Minuten ist das reservierte Mietvelo bereit, die Pneus prall aufgepumpt, solide Radtaschen montiert, der Velohelm angepasst und die Formalitäten erledigt. Zwölf Euro pro Tag kostet das Standard-Herrenvelo, 60 Euro für eine Woche.

Mit einem kleinen Stadtplan auf der Lenkertasche, die Reisetasche mit Spanngummi festgemacht, geht's gleich durch die schachbrettartig angelegte junge Hauptstadt ins Hotel. Benannt wurde Mariehamn («Mariahafen») nach Maria Alexandrowna, der Gemahlin Zar Alexanders II., der 1861 die Stadt gründete, als Finnland und Åland zum Russischen Kaiserreich gehörten.

Dass Linden hier gut gedeihen, sehe ich auf der Fahrt zum Hotel Pommern an der Norragatan im Zentrum deutlich, aber es gibt auch viele Ebereschen und Haselnussbäume sowie zahlreiche Orchideenarten. Hinter dem Seefahrtsmuseum ist der Ausgangspunkt der lindenbestandenen Prachtallee mit schönen Wegen. Die breite Allee mit 400 Linden ist einen Kilometer lang.

Die kleine Metropole des unabhängigen Archipels mit 11'500 Einwohner (fast jeder zweite Insulaner wohnt hier) wird auch als «Stadt der tausend Linden» bezeichnet. Die 60 Meter breite Doppelallee aus Norra- und Esplanadgatan sowie Storagatan ist insgesamt länger und breiter als die berühmte Esplanade in der finnischen Hauptstadt Helsinki und wird durch einen breiten Grünstreifen mit den symbolträchtigen und wohlriechenden Linden geteilt. Und es gibt viel Sitzbänke und Grünflächen, um sich auszuruhen.

Von Hafen zu Hafen

Nach dem Check-in im neurenovierten und sehr modern gestalteten Hotel Pommern (95 Zimmer, Fahrradvermietung) schwinge ich mich wieder aufs Rad, um die Stadt und die Umgebung zu entdecken. Vom Zentrum ist es nur einen Katzensprung vom West- zum Osthafen (Väster- & Österhamn) mit eigenen Segelhäfen. Die maritime Neigung ist den Insulanern angeboren.

Wenn es ums Segeln geht, wird die Ostsee, das Mare Balticum, zu seinem Meer der Erkundungen. Und eine Passion unter knatternden Segeln. Auf der Ostseite liegen Museen und die grosse Bibliothek, vor allem auch der Landtag und die Landesregierung, Zeichen der Autonomie. Åland feiert 2021 gleich zwei Jubiläen: Vor bald 100 Jahren, am 24. Juni 1921, schlug der Völkerbund die schwedischsprachigen Inseln Finnland zu. Allerdings zu einem hohen Preis: Die Åländer dürfen seitdem ihre Angelegenheiten weitgehend selbst regeln. Was im Lauf der Jahre zu eigener Fahne, eigener Nationalhymne, eigenem Nationalfeiertag, eigenem Autokennzeichen, eigenen Briefmarken und eigener Internetdomain geführt hat: ax. Und die Insulaner sind von der Wehrpflicht befreit.

Der Gipfel der Eigenständigkeit: Ålands Nachwuchs muss nicht mal in der Schule Finnisch lernen. Die Jugend amüsiert sich unter anderem auch im schönen Park und Seebad «Lilla Holmen» an der Slemmern-Bucht. Beim jährlichen Rockoff-Festival auf dem Hauptplatz «Torget» ist im Sommer während Tagen «der Teufel los» und viele Hotels ausgebucht. Gerockt, gesungen und getanzt soll wieder vom 9. bis 13. Juli 2021.

Die Fahrt an der Uferstrasse ist interessant, vor allem ein Besuch im Seefahrtsviertel (Sjökvarteret), wo der traditionelle Schiffbau aus Holz wieder gepflegt wird. Es gibt dort auch ein Schifffahrtsmuseum sowie eine kleine Kapelle.

Radtour auf Järsö

Da die Sonne Anfang September erst gegen 20.40 Uhr untergeht, bleibt genügend Zeit für eine weitere «Erkundungstour» in südlicher Richtung auf die Insel Järsö. Flugs ist man in der Natur, zwar auf einem Radweg auf der asphaltierten Hauptstrasse, aber der Verkehr ist gering und die Autofahrer überholen einem vorbildlich in weitem Abstand.

Auf der Panoramastrecke mit geringen Anstiegen sieht man oft das Meer, schöne Fjorde und einige Binnenseen, Ufer mit Schilf und hübsche Holzhäuser. Über eine schön geschwungene Betonbrücke gelangt man locker auf die Insel Järsö. Nach elf Kilometer steht ein kleines Schild an der Strasse «Stickstugan Hantverk & Café», das Vorfreude weckt.

Leider hat das gemütlich aussehende Café mit Geschäft in einem Holzhaus mit Garten, das auch Pippi Langstrumpf gefallen würde, gerade geschlossen. Es soll feine Kuchen und Sandwiches geben und einen Souvenirladen mit Kunsthandwerk und Textilien, lese ich später in einem Inselmagazin. Lotta Gustafsson (61), gelernte Strickerin, führt das Geschäft seit 1989. Dafür sehe ich in der Umgebung viele, schwer behangene Apfelbäume, Wacholderbüsche, Schafe und Wiesen.

Bis ans Meer und zum Pier am Langnäsvägen ist es nicht mehr weit. Am Strassenende mit Ausblick auf die Ostsee treffe ich auf Timo mit seinem schicken Rennvelo. «Das ist meine Hausstrecke. Nach der Arbeit radle ich immer eine Stunde hier runter ans Meer und wieder zurück nach Mariehamn», sagt der finnische Wahl-Åländer, der vor einigen Jahren von Turku hierher zog. Was mag er besonders auf Järsö? «Es gibt schöne kleine Badestrände sogar mit Sand. Manchmal hat es in der Ostsee aber auch Algen.» Die felsige Küste in Skandinavien hat viele Freunde.

Es ist kühler geworden und statt einem Schwumm im Meer radle ich vor Sonnenuntergang die 13 Kilometer nach Mariehamn zurück. Die Laune ist gut, ja ausgelassen. Das milde Spätsommerwetter ist ideal für solche Ausflüge.

Das gute Inselklima

Das gute Inselklima unterscheidet sich vor allem durch Niederschlagsarmut und viele Sonnenscheinstunden von dem des benachbarten Festlandes, wobei Åland nicht nur für Finnland Spitzenwerte erzielt, sondern für den gesamten Ostseeraum. Im Juli und Anfang August scheint fast immer die Sonne vom blauen Himmel und erwärmt das Ostseewasser auf angenehme Badetemperaturen. Und da das Meer die Wärme des Sommers speichert, wird auch der Herbst lang und mild – zur Freude des Fremdenverkehrs und der Landwirtschaft.

Zwar hat die Bedeutung der früheren Erwerbsgrundlagen Fischerei, Land- und Forstwirtschaft in Åland dagegen deutlich abgenommen, obwohl beispielsweise noch immer bis 80 Prozent der finnischen Äpfel auf Åland angebaut und an die 15'000 Schafe gehalten werden. Vor allem die vielen Apfelbäume erinnern mich an meinen Heimatkanton Thurgau, den man ja auch als «Mostindien» bezeichnet.

Radfahren sei auf Åland seit Langem beliebt und das Interesse wachse, freut sich Touristiker Björn Wennström von Visit Åland. Tatsächlich sind die Entfernungen angemessen (Fläche der Inseln und Schären: 1'554 km², öffentliche Strassen 1'074 km), die Landschaft ziemlich flach, die Aussicht bemerkenswert und man ist überall nahe am Wasser. Entlang vieler Hauptstrassen gibt es getrennte Bereiche für Radfahrer und Fussgänger. Insgesamt sind nur über 100 Kilometer als reine Fahrradwege aufgeführt (2017). Gelegentlich stehen kleinere Dorfstrassen für Velofahrer zur Verfügung.

Ins geschichtliche Herz der Insel

Am nächsten Morgen ziehen dunkle Wolken auf. Es gibt Regen und kurze Gewitter. Meine Stimmung ein bisschen getrübt unten dem roten Regenponcho. Zur Not kann man sich in einem kleinen Bushäuschen vor dem Nass schützen. Das erste Ziel ist die Burg Kastelholm im Nordosten des Archipels, etwa 25 Kilometer von Mariehamn entfernt. Bald lockert sich die Wolkendecke wieder und die Sonne scheint. Es ist eine abwechslungsreiche Strecke durch Wälder und kleine Dörfer.

In Jomala steht die grosse St. Olafs Kyrka (Kirche) von 1100 mit schönem Friedhof. Weiter nördlich fährt man durch das Dorf Godby, das mit etwas mehr als 800 Einwohnern für hiesige Verhältnisse schon ziemlich gross ist. Ausser einigen Geschäften, Tankstelle und Hotels hat das Dorf aber wenig zu bieten. Wirtschaftlich geht es den Åländern gut, die Arbeitslosigkeit beträgt um drei Prozent. Fährt man durch die sanften grünen Landschaften, macht selbst der hinterste Schuppen einen properen Eindruck. Der Ökostrom, den Offshore-Windräder in Åland produzieren, kompensiert den Gebrauch fossiler Brennstoffe, der vor allem im Strassenverkehr und bei den Fährverbindungen zum finnischen Festland noch anfällt.

Dann geht’s weiter ins geschichtliche Herz der Insel und beliebtes Ausflugsziel: Schloss Kastelholm, das 1388 erstmals erwähnt wurde. Es ist die einzige Mittelalterburg der Åland. Auch diese Burg zeugt von der schwedischen Herrschaft. Die Lage von Kastelholm an dem Ort, der einst den Mittelpunkt des schwedischen Reichs bildete, war strategisch äusserst bedeutend.

Zu dieser Zeit erstreckte sich Schweden bis zum heutigen Russland, die Wasserwege banden das Reich zusammen. In den knapp 700 Jahren hat sich die Landschaft stark verändert: Ursprünglich war das Schloss ganz von Wasser umgeben und lag geschützt auf den Steilufern des Schloss-Sunds. Der schwedische König Gustav Wasa besuchte das Schloss zum ersten Mal 1530. Später gab er Åland und das Schloss Kastelholm seinem 18-jährigen Sohn, Herzog Johann, als Lehen.

Insulares Arrestwesen bei weissen Bär…

Zwar kann Kastelholm nicht mit den vielen grösseren Wehranlagen mithalten, die es in Mitteleuropa und selbst in Skandinavien gibt, doch lohnt ein Besuch auch wegen der wunderbaren Umgebung (neu fährt auch das alte Motorschiff «Sunnan II» von Mariehamn zur Burg – ein Bootsausflug in die Schären ist eh ein Muss! Der Golf oder Fjord «Ladängsviken» lockt zum Bade! Idealerweise verbindet man den Burgbesuch mit einer Besichtigung des nahen und bezaubernden Freilichtmuseums Jan Karlsgården. Seit den 1930er-Jahren wurden auf dem hügeligen Gelände Wasser- und Windmühlen, komplette Bauernhöfe, Rauchsaunas, Fischerkaten und Ställe zusammengetragen, die bestens die bäuerliche Kultur auf den Ålands dokumentieren.

Sehr spannend ist auch ein Besuch des kleinen Gefängnismuseums «Vita Björn» (Weisser Bär), in dem man sich über das insulare Arrestwesen informieren kann – inklusive komplett eingerichteter Zellen. Immerhin diente der Weisse Bär von 1784 bis 1974 ununterbrochen als staatliches Gefängnis. Eine Erwähnung von Kastelholm und Umgebung wäre unvollständig ohne einen Hinweis auf den Golfplatz (mit Restaurant) jenseits des Slottssund. «Die 18-Loch-Anlage zählt zu den grössten und bestbesuchten Skandinaviens», steht im ausgezeichneten Iwanowski's Reisehandbuch Finnland.

Auf den Berg hoch und dann ins Pub…

Auf der Rückfahrt schiebe ich mein Rad zum Café «Uffe på berget» am Sundsvägen in Godby hoch. Es ist ein populäres Ausflugscafé «auf dem Berg» in der Nähe des Radweges, das alles von Brötchen und Pfannkuchen aus Åland bis hin zu leichten Mittagessen serviert. Vom Aussichtsturm hat man einen besonderen Rundblich auf Åland! Sie können leicht mit Bus, Auto, Fahrrad oder Boot hierher gelangen.

Danach lockt ein Abstecher zur Brauerei Stallhagen. Die innovative Kleinbrauerei liegt ziemlich versteckt am Getavägen in Godby. Das 2004 gegründete Unternehmen mit 2'700 Aktionären und Bierfans, das ihr Craft Beer nach Finnland, Schweden, Belgien, Japan und Singapur verkauft, produziert interessante Biere. Eine kultige Location mit Laden und Pub, bietet eine grossartige Küche, Events und Bierdegustationen an. Die erste Brauerei in Åland wurde allerdings 1850 gegründet. Ein Deziliter Bier kostet 2,5 Euro, Alkohol ist in Skandinavien immer noch teuer, das Leben eh. Nicht nur in Finnland wird Alkohol in grossen Mengen auf dem Schiffen gekauft. Vielen fahren extra ins billigere Baltikum, vor allem nach Estland, um sich damit einzudecken und Geld zu sparen. Auch für Anlässe wie Hochzeiten werden ganze Autoladungen Bier von Tallinn nach Helsinki gebracht. 100 Flaschen sind zollfrei!

Bis zum Nachtlager im B & B Brobacka Gästhem mit Café von Ove und Katja Mustonen-Kemmelmeier in Jomala ist es zum Glück nicht mehr weit. Es gibt sechs hübsche Zimmer, Etagendusche/WC und eine Sauna am Fluss. Saunen sind viel mehr als nur Orte zum Schwitzen: Hier können die Menschen abschalten und sich austauschen. Am Abend treffe ich Thomas in der netten Sauna. Er ist mit seiner Familie und Freunden aus der schwedischen Stadt Uppsala in Schweden angereist, um hier im Gästehaus seinen 40. Geburtstag zu feiern. «Toll, sich nach der Sauna im Fluss abkühlen zu lassen. Eine geniale Reinigung», schwärmt der Jubilar.

Am anderen Morgen scheint die Sonne und die Welt ist Radler wieder in Ordnung. Das Frühstück ist delikat und auch eingelegter Herring gehört dazu. Katja, die Besitzerin des Bed and Breakfast ist schon früh auf den Beinen. Ihre Kuchen sind weit herum bekannt. Im Sommer kommen täglich 100 bis 200 Gäste in ihr 2015 eröffnetes Café. Sie liebt das Backen, vor allem Kuchen und Torten, und bekam von ihrer Tante viele alte Rezepte.

Fähre zurück

Bis Mariehamn sind es zwölf Kilometer. Nachmittags geht meine Fähre zurück nach Turku. Die Radstrecke ist mit kleinen Hinweisschildern gut gekennzeichnet. «Dank gut ausgeschilderten Wegen und einer speziellen Fahrradfähre lässt sich der Archipel mit dem Fahrrad besser erkunden als mit dem Auto», steht in meinem Finnland-Reiseführer. Wohl wahr. Raps blüht und zahlreiche Getreidefelder links und rechts der Strasse sind noch nicht abgeerntet. Am Waldrand entdecke ich einen riesigen Ameisenhügel von 1,5 Meter Höhe. Es ist mild und es gibt nur noch einen Hügel zu erklimmen.

Hügel gibt es ja einige in den Ålands und das Land steigt jedes Jahr um fünf Millimeter. Warum? Tatsächlich wächst das Land in Finnland und Schweden millimeterweise aus dem Wasser. Das Phänomen ist ein Relikt aus der Eiszeit. Als vor mehr als 10'000 Jahren die riesigen Eispanzer über Nordeuropa zu schmelzen begannen, liess der Druck auf die Landmasse nach. In jahrhundertelanger Zeitlupe kommt sie seitdem hoch. Wissenschaftler gehen davon aus, dass die Landanhebung in vorhersehbarer Zukunft nicht aufhören und es irgendwann, in mehreren Tausend Jahren, eine neue Landverbindung zwischen Schweden und Finnland geben wird. Das hänge aber vom Ausmass der Erderwärmung ab, berichtet das Finnish Geospatial Research Institute.