Here & There

In Zermatt lockt der unberührte Schnee schon frühmorgens ab 7.30 Uhr für die erste Fahrt. Bild: Swiss-Image, Silvano Zeiter

Die ersten Spuren im Schnee

Silvia Schaub

Early Bird oder First Track heisst das ultimative Abenteuer, das immer mehr Skigebiete anbieten. Belohnt wird man mit jungfräulichen, frisch präparierten Pisten – und im besten Fall mit einem grandiosen Sonnenaufgang.

Der Himmel ist wolkenverhangen und die Sicht noch schlecht – auch wenn eben die ersten Sonnenstrahlen durch die morgendliche Dämmerung brechen. Das mag der kleinen Gruppe auf dem Weissfluhjoch in Davos nichts anhaben. Die Skifahrerinnen und Skifahrer stehen gespannt vor der Parsenn-Station und lauschen den Ausführungen von Johannes Gredig. «Geniesst das Erwachen des Tages und braust nicht zu schnell den Hang hinunter», gibt ihnen der Gästeführer mit auf den Weg. Einen Moment noch lassen sie ihre Blicke über die eindrückliche Berglandschaft vom Jakobshorn übers Schwarzhorn bis zum Hoch Ducan schweifen. Es herrscht eine fast andächtige Stille. Doch dann kann sie nichts mehr halten.

Kurz zuvor standen sie noch mit müden Augen an der Talstation der Parsennbahn. Wohl leicht enttäuscht, denn zur morgendlichen Stunde hatte sich dort nicht nur das Dutzend Early Birder mit den Skiern auf den Schultern eingefunden. Die erste Bahnfahrt um 7.35 Uhr war auch gut gefüllt mit Arbeitenden der Bergrestaurants und des Pistendienstes.

Nun aber sind sie hellwach und stürzen sich in die Tiefe über die noch jungfräulichen Pisten, carven in grosszügigen Schwüngen über die ganze Breite der Piste. Es braucht keinen Blick zurück, ob noch andere Skifahrer von oben zu erwarten sind. Sie haben die Piste exklusiv für sich. Und von der Mittelstation geht es dann in der leeren Bahn wieder hinauf aufs Weissfluhjoch. Kein Gedränge, kein Gekreische einer Meute übermütiger Sportler.

Frühmorgens vor der offiziellen Betriebsöffnung

Seit rund 7 Jahren bietet Destination Davos Klosters jeweils dienstags und sonntags das Early Bird-Angebot an, frühmorgens vor der offiziellen Betriebsöffnung die ersten Spuren auf den frisch präparierten Pisten zu ziehen. Mitmachen kann jeder, der sich bis am Vortag anmeldet, eine Gästekarte (ab einer Übernachtung) besitzt und ein gültiges Bergbahnticket gekauft hat sowie die roten Pisten sicher befahren kann. «Das Durchschnittsalter liegt etwas über 40 Jahren», erzählt der Guide. Gefahren wird in der Gruppe «und niemals abseits der markierten Piste».

Die Piste ist griffig und schnell. Beim Fahren über die feinen Rillen der Pistenfahrzeuge fühlt es sich an, wie wenn man über zarte Meringue-Schalen kurven würde. «Endlich einmal nicht auf ausgefransten Pisten fahren», schwärmt Daniel Hofmann, einer der Teilnehmer. Sandrine und Bertrand aus Genf sind überhaupt zum ersten Mal auf diesem Hang und strahlen: «Ein tolles Gefühl, die Piste nur für sich alleine zu haben.» Fast jedenfalls. Nur ein paar Pistenfahrzeuge geben den Pisten noch den letzten Schliff.

Mit jeder Fahrt hellt sich das Wetter mehr auf, die Sicht wird besser und schon bald reisst der Himmel auf. Inzwischen ist die Gruppe auf der Totalalp-Piste angekommen. Johannes Gredig macht Halt und zeigt mit dem Skistock Richtung Parsennfurgga. «Schaut nicht nur auf die Füsse, sondern auch in die Weite. Habt ihr dort oben auf der Krete die Steinböcke gesehen?» Tatsächlich marschiert gerade eine Handvoll dieser Wildtiere gemütlich über den Grat auf der Suche nach einer aperen Stelle. Klaudia und Jonathan aus Wolfsburg trauen ihren Augen kaum. Sie verbringen ihre Skiferien zum zweiten Mal in Davos. «Aber beim ersten Mal hatte es die ganze Woche nur geschneit und wir sahen überhaupt nichts von der Gegend.»

Abfahrten in absoluter Ruhe

Der Föhnsturm hat mittlerweile an Stärke zugenommen, so dass man auf längere Pausen lieber verzichtet. Aber schliesslich sind die 60 Minuten Exklusivität auch bald um. Das klingt nach nicht viel. Aber es reicht aus, um vier bis fünf Abfahrten in absoluter Ruhe und ohne Gedränge auf den Pisten zu geniessen, bevor das Skigebiet langsam erwacht.

Mit Glücksmomenten auf frisch präparierten Pisten locken in der Schweiz mittlerweile eine ganze Anzahl von Skigebieten. Allerdings muss man im Gegensatz zu Davos Klosters in anderen Skigebieten für die First Track- und Early Bird-Angebote in die Tasche greifen. So kostet diese Exklusivität je nach Ort zwischen 25 und 50 Franken. Im Preis ist dafür meist auch ein Frühstück enthalten, das man nach den Abfahrten geniessen kann.

Wer im Engadin im Grand Hotel Kronenhof in Pontresina oder im Kulm Hotel in St. Moritz absteigt, hat dieses Privileg bereits im Zimmerpreis inbegriffen. Exklusiv für ihre Gäste öffnet die Diavolezza-Bahn jeweils mittwochs eine Stunde früher. Doch auch wer weniger mondän nächtigt und sich früh aus den Federn macht, kann erste Spuren im Schnee ziehen. Zum Beispiel auf der Corviglia. Dort öffnen die Bahnen bereits um 7.45 Uhr.


Early-Bird und First Track-Angebote – eine Auswahl

  • Aletscharena Eggishorn, Fr. 40.- inkl. Frühstücksbuffet, jeden Dienstag bis 14.4., ab 7.15 Uhr, www.aletscharena.ch
  • Arosa, Fr. 30.-, sonntags, ab 23.2. bis 12.4., Abfahrzeiten je nach Datum, www.arosalenzerheide.swiss
  • Braunwald, Fr. 25.- inkl. Frühstück, 22.2., 29.2., 7.3., ab 6.30 Uhr, www.braunwald.ch
  • Davos Klosters Parsenn, mit Gästekarte, jeweils dienstags und sonntags bis 29.3., ab 7.25 Uhr, www.davos.ch
  • Davos Madrisa, Fr. 25.- inkl. Frühstück, 7.2., 14.2., 21.2., 28.2., ab 7 Uhr, www.madrisa.ch
  • Engelberg-Titlis, Fr. 28.- inkl. Frühstück, jeweils samstags, bis 18.4., ab 7 Uhr, www.titlis.ch
  • Lenzerheide, Fr. 50.- inkl. Frühstück, jeden Sonntagmorgen, von Anfang Februar bis Mitte März, ab 6.30 Uhr, www.arosalenzerheide.swiss
  • Savognin, Fr. 50.- inkl. Frühstück, jeweils sonntags, im Februar und April ab 6.30 Uhr, im März ab 6 Uhr, www.savognin.graubuenden.ch
  • Zermatt, Fr. 42.- inkl. Frühstück, montags und donnerstags bis 16.4., 7.30 Uhr, www.matterhornparadise.ch

(Preise exkl. Tagespass, nur auf Voranmeldung)